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Während die in den letzten Jahrzehnten kontro-
vers geführte Diskussion um die theoretische
Fundierung und Definition des Controllings eher
akademischer Natur ist,
nehmen Praktiker
Controlling als das wahr, was Controller tun
(sollen).
Jenseits abstrakter Funktionsbeschrei-
bungen bestehen in der Praxis konkrete Aufga-
benbeschreibungen, die durch Controller mit Hilfe
des Einsatzes geeigneter Instrumente bearbeitet
werden. Controller werden daher in der Praxis oft
mit
Werkzeugmachern
verglichen, die für das
Management die richtigen Werkzeuge zur Verfü-
gung stellen (Horváth 2009, S. 182).
Welche Instrumente der Controllingdomäne zu-
gerechnet werden können, ist dabei jedoch auf-
grund des
Querschnittcharakters des Con-
trollings
einerseits und ständig neuer instru-
menteller Moden andererseits nur schwer zu
bestimmen. Da Lehrbücher als Multiplikatoren
einen fundamentalen Einfluss auf die Verbrei-
tung der Instrumente des Controllings haben,
arbeitet dieser Beitrag die Kerninstrumente auf
Basis der in der deutschsprachigen Lehre
am
häufigsten eingesetzten Lehrbücher
he-
raus. Die Ergebnisse können einerseits Quer-
einsteigern und Fachfremden helfen, die we-
sentlichen instrumentellen Bereiche des Con-
trollings zu identifizieren und andererseits
Praktikern einen Hinweis auf potenzielle Lücken
im Controllingwissen geben. Darüber hinaus
bietet die Auswertung für Lehrende des Fachs
Controlling einen ergiebigen Überblick.
Methodik
Zur differenzierten Datenerhebung im Rahmen
der Analyse der bedeutendsten Lehrbücher
wird, aufbauend auf einer Untersuchung der im
deutschsprachigen Raum am häufigsten emp-
fohlenen Lehrbücher, auf die
Inhaltsanalyse
zurückgegriffen. Diese stellt nach Früh (2007)
eine empirische Methode dar, die zur systema-
tischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Be-
schreibung inhaltlicher und formaler Merkmale
notwendig ist. Den Schwerpunkt einer jeden
Inhaltsanalyse bildet das Kategoriensystem. Bei
den Kategorien handelt es sich um eine ab-
strakte und gleichzeitig exakte Abgrenzung der
zu erhebenden Einheiten.
Im vorliegenden Beitrag besteht das Ziel der
Auswertung darin, strukturierte Themenblöcke
zu schaffen, anhand derer eine zusammenfas-
sende Beschreibung der Kerninstrumente des
Controllings möglich ist. Aus diesem Grund
werden die Lehrbücher in Anlehnung an das
von Mayring (2010, S. 59ff.) beschriebene Ab-
laufmodell der qualitativen Inhaltsanalyse
strukturiert und analysiert. Diese Vorgehens-
weise hat den Vorteil, dass der relativ große
Materialumfang durch Zusammenfassung
reduziert und ausgewertet werden kann.
Die durchgeführte Analyse bezieht sich auf
deutschsprachige Controllinglehrbücher
,
die von deutschen, österreichischen und
schweizerischen Controllinglehrstühlen im Rah-
men einer Befragung empfohlen wurden. Die
Auswahl der Lehrbuchanalyse hat den Vorteil,
dass die Informationen eines Lehrbuches die
Auffassungen einer Reihe von führenden fach-
lichen Vertretern widerspiegeln. Darüber hinaus
spielen Lehrbücher für den Führungsnach-
wuchs eine entscheidende Rolle, da dieser den
Inhalt der Lehrbücher nach der Ausbildung in
der Unternehmenspraxis anwendet und von
den in der universitären Ausbildung vermit-
telten Inhalten geprägt ist.
Durch eine primär auf die Daten des Deutschen
Hochschulverbandes gestützte Recherche
konnten
74 deutsche Controllinglehrstühle
identifiziert werden. Des Weiteren wurden in
Österreich sechs
und in der
Schweiz fünf
Controllinglehrstühle erfasst. Alle Lehrstühle
Der instrumentelle Kern des Controllings
Thorsten Knauer, Alexander Nuss und Andreas Wömpener
CM Januar / Februar 2012
Accenture-interne Verwendung