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eine relativ geringe Praxisbedeutung auf; der
Obstacle-Effekt i. S. eines Negativtreibers
ist damit relativ gering einzustufen (vgl. zu Con-
trollingtreibern generell Witt/Witt 2010i). Dies
veranschaulicht Abbildung 2 aus Controllersicht
(Ratingwerte mit Höchstnote 10), wie intensiv
sich Controller von einzelnen Organisationsein-
heiten subjektiv behindert fühlen; die Position
„Topmanagement“ ist dabei eher nachrangig
plaziert. Ergänzend zeigt Abbildung 3, welche
„Encumbrance-Tools“ dabei welches prak-
tische Bedeutungsgewicht aufweisen.
Ein Controllingboykott stellt insofern eine
spe-
zielle Ausprägung der Controllingbehinde-
rung
dar, weil die Arbeit des Controlling und
damit auch die
Control-
lerper formance
auf
zwei Weisen beeinflusst
bzw. behinder t wird:
•
Einerseits geht es um
den
Input für das Con-
trolling
und dabei vor
al lem um Rohdaten,
Analysehilfen und Zuar-
beit für das Controlling.
Eine solche Situation,
dass der Controlling-
kunde zugleich auch In-
putgeber ist, findet man
generell häufig im Service- bzw. im Dienstlei-
stungsbereich, so eben auch bei konsumtiven
Dienstleistungen. Man denke bei dieser sog.
Kundenintegration
(= Mitwirkung des Kun-
den bei der Leistungserstellung, also
Control-
lingintegrativität
, Witt/Witt 2011b) beispiels-
weise an zur Leistungserbringung notwendige
Informationen an seinen Rechtsanwalt, Arzt
oder Architekten. Insofern besteht hier eine
Analogie zwischen konsumtiven Märkten, un-
ternehmensinternem Controllingmarkt und
auch zum
Controllingmarketing
(vgl. zum in-
ternen Controllingmarkt und zu dessen Beson-
derheiten z. B.
Witt/Witt
2009d,
Witt/Witt
2009e,
Witt/Witt
2010h). Hingegen wäre es im
konsumtiven Bereich äußerst ungewöhnlich,
an dieser Input-Schnittstelle mit Boykottaktivi-
täten anzusetzen. Im Verhältnis von Control-
lingservice zu Controllingkunde indes besteht
gleichfalls diese Gefahr, dass durch den Input-
boykott die Dienstleistungsqualität des Ser-
viceproviders verschlechtert wird. Jedoch wird
diese potenzielle Qualitätseinbuße seitens der
boykottwilligen bzw. behindernden Controlling-
kunden relativ gerne in Kauf genommen, da
man selbst nur eine vergleichsweise geringe
Gefahr sieht, sich durch Qualitätsverluste ins
eigene Fleisch zu schneiden (vgl. Abbildung 4
mit Prozentangaben in Bezug auf das sonst
übliche Standardniveau der Controllingqualität,
wie hoch, mittel vs. gering die Controllingquali-
tätsreduktionen von verschiedenen Gruppen
eingeschätzt werden).
·
Andererseits setzen typische Konsumenten-
boykotts an der
Outputseite
an, indem zu
Kaufstopps, Kaufzurückhaltung und/oder zu
Kaufverlagerung aufgerufen wird. Auch die-
se Variante findet sich im – wenn auch äu-
ßert selten, falls überhaupt – internen Con-
trollingmarkt: Ebenso wie der inputorientierte
Controllingboykott als relativ unschädlich
in Bezug auf die Controllingqualität einge-
schätzt wird, da Qualitätseinbußen nament-
lich mittels Selfcontrolling aufgefangen wer-
den, tritt auch beim Nachfrage-, d. h. beim
outputorientierten Boykott dann das Selfcon-
trolling als „doppelter Sicherungsboden” auf:
Die Nichtabnahme der Controllingleistung –
um es extrem-drastisch zu formulieren – be-
rührt eine einzelne Unit nämlich nicht so
stark, da Controllingergebnisse häufig unter-
nehmenszentrale Bedeutung aufweisen, also
nur teilweise unit-spezifisch fokussiert sind
– ein Umstand übrigens, der „Boykottzünd-
stoff“ oder doch zumindest Unzufrieden-
heitspotenzial in sich trägt. Eine solche da-
raus möglicherweise resultierende Verände-
rung der „Controllingreichweite“ berühr t
auch unmittelbar die
Controllingpenetra-
tion
(
Witt/Witt
2010f) und zieht ggf. weiter-
hin damit dann auch Folgeeffekte nach sich,
wie etwa Abdämpfung von
Controllinginno-
vationen
(
Witt/Witt
2010g), Veränderungen
in Controller’s Leistungsspektrum (
Witt/Witt
2010b), Veränderungen in Controller’s
Verhaltensweisen oder gar im
Controlling-
stil
(
Witt/Witt
2010a). Langfristig und als
Fortsetzung einer solchen „vernetzten Kau-
Abb. 3: Praktische Bedeutung einzelner Encumbrance-Tools in Bezug auf das Controlling
Abb. 2: Controllingbehinderungen durch Organisationseinheiten
Controllingboykott und Controllingbehinderung
Accenture-interne Verwendung