Seite 42 - CONTROLLER_Magazin_2012_01

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Die „externe Komplexität“ umfasst die Unsi-
cherheit (Prognostizierbarkeit) und die Dyna-
mik (Änderungsrate) der Unternehmensum-
welt. Die Vorsichtigen sind also selbst komple-
xer organisiert und bewegen sich auch in
einem komplexeren Marktumfeld. In einer sol-
chen Situation stellt offenbar weder externes
noch automatisiertes Kennzahlenmanage-
ment eine attraktive Option dar. Vereinfachtes
Kennzahlenmanagement bleibt bedingt at-
traktiv, müsste aber relativ häufig situations-
spezifisch ergänzt werden. Die KMUs mit die-
sem Profil bleiben mit guten Gründen allen
Optionen gegenüber skeptisch eingestellt. Die
aktuelle Nutzung entspricht denn auch konse-
quent der wahrgenommenen (geringen) Eig-
nung (vgl. Abbildung 5).
Der dritte KMU-Typ wird
„die Aufgeschlos-
senen“
genannt. Zu ihnen gehören ca. 20%
der teilnehmenden Unternehmen. Diese KMUs
finden externes (Wert: 3,8) und vor allem auto-
matisiertes Kennzahlenmanagement (Wert:
4,7) sehr attraktiv. Ein vereinfachtes Kenn-
zahlenmanagement wird dagegen sehr niedrig
bewertet (Wert: 1,8). Zu den Aufgeschlossenen
gehören vor allem KMUs aus dem verarbeiten-
den Gewerbe. Gruppenmitglieder sind eher
größere KMUs, allerdings ist die interne Kom-
plexität deutlich unterdurchschnittlich ausge-
prägt.
„Etwas größer, aber nicht zu komplex“ scheint
gute Voraussetzungen für ein automatisiertes
Kennzahlenmanagement zu bieten: Ressourcen
(vor allem IT-Ausstattung) zur Implementierung
sind vorhanden, eine einmal implementierte Lö-
sung kann bei geringerer Komplexität effektiver
genutzt werden, da mit weniger Sonderauswer-
tungen zu rechnen ist. Die Aufgeschlossenen
nutzen vereinfachtes Kennzahlenmanagement
kaum und zeigen bei den beiden favorisierten
Optionen noch einen deutlichen Nutzungsrück-
stand: Die aktuelle Implementierung ist deutlich
schwächer als die wahrgenommene Eignung
(vgl. Abbildung 6).
Fazit
Kennzahlenmanagement „wie die Großen“
funktioniert für kleine und mittlere Unterneh-
men (KMUs) nicht. Stattdessen müssen For-
men eines Kennzahlenmanagements geprüft
werden, welche die spezifischen Eigenschaften
von KMUs adäquater berücksichtigen. Die em-
pirische Erhebung hat diesbezüglich mehrere
für die Praxis interessante Ergebnisse
ge-
liefert:
·
KMU-spezifische Umsetzungsformen eines
Kennzahlenmanagements werden heute be-
reits eingesetzt, die Unternehmen sind sich
der damit verbundenen Vor- und Nachteile
durchaus bewusst.
·
Eine eindeutig „beste“ Art des Kennzahlen-
managements für KMUs ist (erwartungsge-
mäß) nicht auszumachen. Allenfalls lässt
mit 3,2 einen durchschnittlichen Wert. Dieser
Typ soll hier „die Vorsichtigen“ genannt werden.
Handelsunternehmen sind überdurchschnittlich
in dieser Gruppe vertreten. Die Vorsichtigen
weisen als weitere Besonderheit eine deutlich
überdurchschnit tliche interne und externe
Komplexität auf. „Interne Komplexität“ ist dabei
ein aggregiertes Maß für die Anzahl und die
Unterschiedlichkeit der angebotenen Marktleis-
tungen (Produkte), die Aufteilung des Unter-
nehmens in verschiedene Funktionen (Grad der
Arbeitsteilung) und das Ausmaß der gegensei-
tigen Abhängigkeiten zwischen diesen Funkti-
onen (Interdependenzen).
Abb. 5: Die Vorsichtigen
Abb. 6: Die Aufgeschlossenen
Optionen eines Kennzahlenmanagements in KMUs
Accenture-interne Verwendung