36
Unternehmerisches Handeln erfordert Informa-
tion über die aktuelle Situation, die möglichen
Konsequenzen einzelner Handlungsalternativen
und über erwartete zukünftige Entwicklungen.
Ein beträchtlicher Teil dieser Information wird in
komprimierter, in Zahlen ausgedrückter Form
ermittelt und verarbeitet: als Kennzahlen.
Vor
allem in Großunternehmen, in welchen die
Unternehmensleitung das operative Ge-
schehen nicht durch eigenes persönliches
Erleben und Mitwirken verfolgen kann,
stellen Kennzahlen eine wesentliche Infor-
mationsquelle dar:
Umsatz, Lagerbestand,
Auf tragseingang, durchschnit tlicher Forde-
rungsbestand, Ausschussraten, Fehlzeiten, etc.
– Kennzahlen, wohin man auch blickt!
Kennzahlenmanagement in KMUs
– ein Thema?
Gilt dann der umgekehrte Befund, dass kleine
Unternehmen keine Kennzahlen benötigen, da
die Unternehmensleitung ja „selbst direkt mit-
bekommt, wo der Schuh drückt“? Ganz offen-
sichtlich kann auch ein kleines oder mittleres
Unternehmen (KMU) nicht ohne Kennzahlen
gesteuert werden: Die genannten Kennzahlen
stellen Information dar, welche auch in einem
KMU wichtig für die Unternehmensleitung ist,
von dieser aber wohl kaum „durch eigenes Er-
leben“ gesammelt werden kann.
Kennzahlen
werden also auch in KMUs benötigt
. Können
KMUs dann den Umgang mit ihnen (d. h. das
Kennzahlenmanagement) einfach von ihren
„großen Brüdern“ kopieren?
Die Besonderheiten von KMUs
und ihre Bedeutung für das Kenn-
zahlenmanagement
Schon vor etwa 30 Jahren haben John Welsh
und Jerry White die inzwischen „klassische“
Aussage geprägt:
„A small business is not a
little big business“
(Welsh/White 1981) – frei
übersetzt: KMUs sind nicht einfach klein ge-
schrumpfte Großunternehmen. Sie haben völlig
andere Charakteristika als ihre „großen Brüder“
(vgl. Taschner 2010):
·
Eigentum und Leitung des Unternehmens
fallen häufig zusammen, der
Eigentümer ist
auch „Chef“
. Deshalb vermischen sich un-
ternehmerische und private Ziele, oft sind
nicht-finanzielle Ziele (z. B. Unabhängigkeit,
langfristige Vermögenssicherung für die
nächste Generation) wichtiger als in Großun-
ternehmen.
·
Die
KMU-Führung ist häufig technisch
orientier t
, was of t am Werdegang des
Gründers bzw. Eigentümers sichtbar ist. Die-
ser hat wenig bis gar keine Management-
Ausbildung, sondern die Führungskenntnisse
in der Praxis erworben. Führungshandeln
geschieht häufig auf intuitiver Basis, Improvi-
sation ist deshalb auch wichtiger als in Groß-
unternehmen.
·
Die Führungsverantwortlichen sind nahe
am operativen Geschehen
. Auch kleine
Optionen eines Kennzahlenmanagements in KMUs
Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
von Andreas Taschner
Optionen eines Kennzahlenmanagements in KMUs
Accenture-interne Verwendung