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z. B. Ernst Young, 2010; KPMG, 2009; Lan-
ger/Schubbe, 2010, S. 368f f.; Ulbrich/
Schmuck/Jäde, 2008, S. 24ff.). Nachstehend
wird im Rahmen von Vergleichsbetrachtungen
insbesondere auf die Ergebnisse der Studien
von Horváth & Partners und Roland Berger
umfassend Bezug genommen, weshalb diese
Studien vorab kompakt beschrieben werden
sollen.
Horváth & Partners
Die in 2009 durchgeführte Studie zur „Steige-
rung der Kapitaleffizienz durch Investitions- und
Working Capital Management“ nimmt eine
Analyse bei insgesamt 104 Unternehmen aus
dem deutschsprachigen Raum mit einer breiten
Branchenausrichtung vor; die Unternehmens-
größe ist eher mittelständisch geprägt. Ent-
sprechend haben ca. zwei Drittel der befragten
Unternehmen ein Umsatzniveau von unter
1Mrd. € (vgl. Horváth & Partners, 2009, 5f.).
Die zentralen Ergebnisse dieser Studie können
dabei wie folgt zusammengefasst werden:
·
Die bereits hoch eingeschätzte Bedeutung
des Working Capital Management hat in Ver-
bindung mit der Finanzkrise in den meisten
Unternehmen nochmals an Bedeutung ge-
wonnen und wird auch in Zukunft eine hohe
Bedeutung haben.
·
Den Vorräten werden in Verbindung mit einer
angestrebten weiteren Verbesserung des
Working Capitals die höchsten Optimie-
rungspotenziale zuerkannt.
·
Obwohl Kennzahlen zum Working Capital in
nahezu allen befragten Unternehmen auf
mehreren Führungsebenen implementiert
wurden, ist eine konsequente Berücksichti-
gung dieser Kenngrößen z. B. im Anreizsys-
tem weder feststellbar noch werden diese
Kennzahlen auf den verschiedenen Hierar-
chieebenen einheitlich definiert.
Roland Berger
Die Unternehmensberatung Roland Berger ver-
öffentlichte in 2009 die Ergebnisse zur Studie
„Working Capital – Cash for recovery“ (vgl. Ro-
land Berger, 2009). Im Rahmen dieser Studie
wurden 216 europäische Unternehmen befragt,
die insgesamt 30% des EU-25 BIP abdecken.
Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Untersu-
chung sind:
·
Durch eine Verbesserung des Working Capi-
tal kann der externe Finanzierungsbedarf
signifikant reduziert werden.
·
Optimierungspotenziale bestehen bei den
Kundenforderungen, den Lieferantenver-
bindlichkeiten und den Vorräten. Gegenüber
der zuvor von Roland Berger mit einer ähn-
lichen Ausrichtung durchgeführten Studie
konnte das Cash-Potenzial nochmals gestei-
gert werden.
·
Die Branchen Energieversorgung und Ma-
schinenbau weisen das größte Potenzial zur
Verbesserung ihres Working Capital Ma-
nagement auf. Der Bergbau und die Automo-
bilindustrie sind führend im Forderungsma-
nagement, während die Bauwirtschaft und
die Telekommunikationsbranchen im Vor-
ratsmanagement herausragende Positionen
einnehmen. Hingegen zeigen die Branchen
Telekommunikation, Bauwirtschaft und Ener-
gieversorgung sehr gute Ergebnisse bei den
Lieferantenverbindlichkeiten.
Untersuchungsdesign
Zeitpunktbezogene Untersuchungen zum Wor-
king Capital in den Unternehmen bilden eine
Momentaufnahme ab, mit der eine erste Be-
wertung der bisher vorgenommenen Aktivitäten
zur Reduzierung des Finanzierungsbedarfs
vorgenommen werden kann;
of fen bleibt bei derar tigen
Studien die Frage, inwieweit in
den letzten Jahren Verbesse-
rungen beim Working Capital
– dokumentiert über Ergeb-
nisse der entsprechenden
Kennzahlen – belegt werden
können. Als Basisjahre der
von den Autoren dieses Bei-
trags durchgeführten Studie
wurden die Geschäf tsjahre
2005 und 2009 einbezogen.
Mi t der Fest legung dieser
Jahre wurde einerseits das letzte Geschäftsjahr
gewählt, für das zum Untersuchungszeitpunkt
die notwendigen Daten vorlagen. Darüber hi-
naus wurde ein zeitlicher Abstand von fünf Jah-
re bestimmt, in dem spürbare Veränderungen
erwartet werden können. Eine Erhebung von
Working Capital-Kennzahlen setzt die Zugäng-
lichkeit der entsprechenden Basisdaten bei den
Unternehmen voraus. Damit die entsprechenden
Unternehmensdaten verfügbar sind, wurden
die im SMI-Index aufgenommenen Unterneh-
men als Betrachtungsobjekte ausgewählt.
SMI-Index
Im
Forderungsmanagement (DSO)
weisen
die untersuchten Unternehmen eine erhebliche
Streubreite auf. Unternehmen wie
Nestle oder
Richemont
(Consumer Goods) zeigen hier mit
einem
Durchschnitt von 46 Tagen
deutlich
bessere Ergebnisse als die einer Branche Basic
Materials/Grundausrüstung zugeordneten Un-
ternehmen wie
Syngenta
, die eine Forde-
rungsreichweite von
83 Tagen
aufweisen. Die
Forderungen werden somit bei dieser Branche
37 Tage später ausgeglichen als bei der Bran-
che Consumer Goods. Dies bedeutet parallel,
dass diese Branche 37 Tage mehr vorfinanzie-
ren muss. Insgesamt auffällig ist bei der Kenn-
zahl DSO, dass sich dieser Wert im Vergleich
2004 zu 2009 für den gesamten Index mit
einer Verlängerung von 65 auf 67 Tage (siehe
die Abbildung 4 und 5) entwickelt hat, wofür die
Ursache zumindest teilweise in der Finanzkrise
zu sehen ist.
Deutlich günstiger als bei der Kennzahl DSO
stellt sich die Branche Telecommunication beim
Abb. 4: SMI-Index (Branchenstruktur, Mittelwerte); Wertangaben in Tagen
Abb. 5: SMI-Index 2009 und 2004 – Totalbetrachtung/Mittelwerte in Tagen
CM Januar / Februar 2012
Accenture-interne Verwendung