Seite 28 - CONTROLLER_Magazin_2012_01

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weshalb verschiedentlich auch in Verbindung
mit dem Working Capital Management von
einem ganzheitlichen Ansatz gesprochen wird.
Days Working Capital
Grundlage für eine intensivere Analyse des
Working Capital bildet die Kennzahl Days
Working Capital (DWC). Die Kenngröße DWC
gibt den Zeitraum an, in dem liquide Mittel im
Umlaufvermögen gebunden sind und umfasst
den Zeitraum vom Einkauf der Ressourcen für
das operative Geschäft bis zu deren Rückfluss
nach dem Verkauf von Produkten oder Dienst-
leistungen. Die Kenngröße DWC wird also in
Tagen gemessen und berechnet sich aus der
Forderungsreichweite
(DSO) zuzüglich der
Bestandsreichweite
(DIO) und abzüglich der
Verbindlichkeitsreichweite
(DPO). Der be-
deutsamste Informationswert des DWC ist die
festgestellte Geschwindigkeit, mit der ein Un-
ternehmen Geldabflüsse in Geldzuflüsse um-
wandeln kann. Der im DWC abgebildete Zeit-
raum besteht demnach aus den Kernele-
menten:
·
Days Sales Outstanding (DSO),
·
Days Inventories Outstanding (DIO) und
·
Days Payables Outstanding (DPO).
Der Zeitraum DWC berechnet sich in Tagen wie
folgt:
DWC = DSO + DIO – DPO
Die genannten Kenngrößen selbst werden wie
folgt verstanden:
Days Sales Outstanding
Diese Kenngröße bildet die Forderungen aus
Lieferungen und Leistungen im Verhältnis zum
Umsatz der betrachteten Periode ab, multipli-
ziert mit der Anzahl der Tage der Periode. Da-
mit wird die durchschnittliche Anzahl von Ta-
gen berechnet, die vom Zeitpunkt der Rech-
nungsstellung bis zum Zahlungseingang
vergehen.
DSO = (Debitoren aus Lieferungen und
Leistungen / Umsatz) x 365
Generell besteht bei den Unternehmen das Ziel,
einen möglichst geringen DSO-Wert bzw. einen
schnellen Rechnungsausgleich zu erreichen,
wodurch frühzeitig weitere Finanzmittel für In-
vestitionen etc. verfügbar sind. Möglich ist aber
auch eine angestrebte Erhöhung der Größe
DSO, wenn durch eine kulante Gestaltung der
Zahlungsbedingungen der Umsatz gesteigert
und die Profitabilität hierdurch insgesamt
verbessert werden kann.
Days Inventory Outstanding
Die Größe DIO informiert über den Zeitraum,
den ein Unternehmen durchschnittlich benötigt,
um die angelieferten Roh-, Hilfs- und Betriebs-
stoffe (Vorräte) in verkaufsfähige Fertigpro-
dukte umzuwandeln und zu veräußern. Hierzu
wird der Vorratsbestand zum Erhebungszeit-
punkt in Relation zum erzielten Umsatz pro Tag
gesetzt.
DIO = (Vorräte / Umsatz) x 365
Damit die so festgestellte Kapitalbindung be-
züglich ihrer Angemessenheit verifiziert werden
kann, ist im Rahmen von unternehmensindivi-
duellen Betrachtungen zudem die Komplexität
der Logistik / Materialwirtschaft über die im
Lager befindliche Teileanzahl zu berücksichti-
gen (vgl. Knecht, 2006, S. 760f.).
Days Payables Outstanding
Bei Verbindlichkeiten gilt sinngemäss das
Gleiche wie bei Forderungen, jedoch mit um-
gekehrten Vorzeichen. Während ein Forde-
rungsmanagement eine Verkürzung der Zah-
lungseingänge anstrebt, verfolgt ein Verbind-
lichkeitsmanagement eine Harmonisierung
und eine mit den Lieferanten abgestimmte
Verlängerung der Zahlungsziele. Die Größe
DPO gibt Auskunft über die durchschnittliche
Zeitspanne für den Kauf von Roh-, Hilfs- und
Betriebsstoffen bzw. den Bezug von Dienstleis-
tungen und deren Begleichung. Eine Auswei-
tung dieses Zeitraums hat dabei die Qualität
eines – meist – zinslosen Darlehens.
DPO = (Verbindlichkeiten aus Lieferungen
und Leistungen/Umsatz) x 365
Relevante Studien
In Verbindung mit einer intensivierten Beach-
tung des Working Capital wurden in den ver-
gangenen Jahren verschiedene Studien
durchgeführt. Diese Studien weisen zum Teil
eine internationale Ausrichtung auf bzw. ha-
ben einen branchenorientierten Fokus (vgl.
Autoren
M.Sc. Matthias Frei
ist Mitarbeiter Compliance bei der Appenzeller Kantonalbank.
Fabio Mazzariello
ist Junior Consultant bei der BridgeStep AG in Zürich.
E-Mail:
Prof. Dr. Norbert Klingebiel
unterrichtet an der FH Gelsenkirchen im Lehrgebiet Rechnungs-
wesen und Controlling im Fachbereich Wirtschaft. Er ist Dozent
u. a. an der Universität St. Gallen und der ZHAW in Zürich/
Winterthur. Zudem ist er Geschäftsführer der Amacon GmbH in
Düsseldorf.
Umfang und Struktur des Working Capital in Schweizer Unternehmen
Accenture-interne Verwendung