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Sowohl in Zeiten der Krise als auch in Zeiten
verstärkter Wachstumsaktivitäten ist die Be-
deutung der internen Finanzierungsmöglich-
keiten unstrittig. Grundsätzlich gibt es zwei
Ansatzpunkte zur internen Finanzierung: Ei-
nerseits die Erhöhung der Marge oder des
Kapitalumschlages, andererseits die
Freiset-
zung interner Cash-Reserven
aus dem
Management von
Forderungen
,
Verbind-
lichkeiten
,
Beständen
sowie des
Anlage-
vermögens
.
Aufgrund der Marktsät tigung in vielen Be-
reichen sind die Möglichkeiten von Preiserhö-
hungen gering; Ähnliches gilt auch für den Ka-
pitalumschlag. Die bisher vorliegenden Studien
zum Working Capital sind nahezu durchgängig
zeitpunktbezogen und vernachlässigen in der
Betrachtung die Unternehmen in der Schweiz.
Der vorliegende Beitrag versucht dieses Er-
kenntnisdefizit – ergänzt um einen internatio-
nalen Vergleich – etwas auszugleichen.
Effekte eines verbesserten
Working Capital
Die Verbesserung des Forderungsmanage-
ments, eine Reduzierung des Vorratsvermögens
und eine Verschlankung des Anlagevermögens
bei einer parallelen Ausweitung der Zahlungs-
ziele der Lieferanten als Stellgrößen des nach-
stehend noch zu erläuternden Working Capital
Management sind in der unternehmerischen
Praxis ausreichend bekannt. Primäres Ziel die-
ser Aktivitäten ist eine Reduzierung der im ope-
rativen Bereich gebundenen Finanzmittel und
damit ein Beitrag zu dem, was seit einigen Jah-
ren unter dem Begriff
„Operative Excellence“
verstanden wird (vgl. Schwientek /Decker t,
2008, S. 232ff.). Während der Liquiditätseffekt
eines verbesserten Working Capital in den Un-
ternehmen umfassend Beachtung findet, wird
die Bedeutung des Working Capital für den
Unternehmenswert eher wenig berücksichtigt
(siehe Abbildung 1).
Working Capital
Der Terminus „Working Capital“ wird in der Lite-
ratur inhaltlich unterschiedlich definiert. Eine
häufiger verwendete Abgrenzung sieht die Un-
terscheidung zwischen
„Gross Working Capi-
tal“
und
„Net Working Capital“
vor (siehe Ab-
bildung 2). Das Gross Working Capital ist mit
dem Umlaufvermögen gleichzusetzen. Der Zu-
satz „Gross“ soll dabei darauf hinweisen, dass
das Umlaufvermögen nur ein Bestandteil einer
ganzheitlichen Working Capital-Betrachtung ist.
Der ausschließlichen Betrachtung des Umlauf-
vermögens für die Kennzahl Working Capital
wird in den Beiträgen zum Working Capital eher
wenig Beachtung geschenkt. Die Ursache
hierfür ist darin zu sehen, dass diese auf das
Umlaufvermögen reduzierte Betrachtung im
Widerspruch zum ganzheitlichen Ansatz des
Working Capital steht (=> Working Capital
Management, siehe nachstehend). Das Wor-
k ing Capi tal Management umfasst eine
Umfang und Struktur des Working Capital in
Schweizer Unternehmen
Matthias Frei, Norbert Klingebiel und Fabio Mazzariello
Umfang und Struktur des Working Capital in Schweizer Unternehmen
Accenture-interne Verwendung