Seite 16 - CONTROLLER_Magazin_2012_01

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Steuerliche vs. Steuerungsaspekte:
Drei
Unternehmen haben angegeben, dass steuer-
liche Überlegungen wichtig oder sehr wichtig
sind, jedoch nur ein Kriterium für die Transfer-
preisfestlegung darstellen. Bei einem Unter-
nehmen hat die steueroptimale Gestaltung
höchste Priorität und ist nahezu ausschließlich
maßgeblich für die Festlegung des Transfer-
preises. Negative Erfahrungen mit Doppelbe-
steuerung haben noch keine der befragten Un-
ternehmen gemacht, sehen aber eine zuneh-
mende Brisanz des Themas.
Methodenauswahl:
Bei der Methodenaus-
wahl verlassen sich alle Unternehmen auf das
Grundprinzip der Kostenaufschlagsmethode.
Ergänzt wird sie bei einigen Unternehmen
durch einen verhandlungsorientier ten Zu-
schlag, bei anderen durch definierte Fixbeträ-
ge. Generell kann gefolgert werden, dass (ggf.
länderadjustierte) Konzerninteressen im Vor-
dergrund stehen und es kaum individuelle, situ-
ative Abweichungen von diesen gibt.
Variation nach Ländern:
Eine Variation in
der Gestaltung der Transferpreise gibt es hin-
gegen nach Ländern. Die landesspezifischen
Gegebenheiten führen in der Regel zu Auf-
oder Abschlägen für die Landesgesell-
schaften. Damit werden die unterschiedlichen
Preisniveaus in den Ländern der Tochterge-
sellschaften widergespiegelt, aber auch spe-
zifische steuerliche Aspekte berücksichtigt.
Grundlage hierfür sind sowohl eigens defi-
nierte als auch an OECD-Daten orientierte
Zu- bzw. Abschläge.
Aktualisierung:
Eine unterjährige Anpassung
der Transferpreise findet in keinem der Unter-
nehmen statt. Während die Hälfte der befragten
Firmen eine jährliche Anpassung vornimmt,
findet bei einem Unternehmen keine statt; die
Transferpreise bleiben über mehre Jahre
gleich.
Werden die unterschiedlichen Aussagen der Un-
ternehmen zu den untersuchten Aspekten der
Transferpreisgestaltung verglichen, so ergibt
sich das in Abbildung 3 dargestellte Ergebnis.
Während die Notwendigkeit, das Leistungs-
spektrum, die Rolle der Tochtergesellschaften
und steuerliche Aspekte bei allen Unterneh-
men sehr ähnlich bewertet werden, unter-
scheiden sich die Unternehmen bezüglich der
Organisation und bei der Frage „Steuerlich vs.
Steuerung“ stark. Unterschiede sind auch bei
der Rolle der Tochtergesellschaften, Abnahme-
verpflichtung, Akzeptanzproblemen, Metho-
denauswahl, Variation nach Ländern und Aktu-
alisierung zu erkennen. Da alle Unternehmen
die Einbeziehung der Tochtergesellschaften
und die zu verrechnenden Leistungen gleich
beschreiben, liegt die Vermutung nahe, dass
dies nicht der Auslöser für die Unterschiede in
der Transferpreisgestaltung ist. Vielmehr
könnten die Unterschiede in den Zielen der
Transferpreise begründet sein. So steht bei
einem Unternehmen die steuerliche Optimie-
rung im Vordergrund, während andere eine ur-
sachengerechte Abrechnung der Leistungen
verfolgen.
Herausforderungen bei der
Transferpreisgestaltung
Zusammenfassend sind einige
Herausforde-
rungen
im Zusammenhang mit der Transfer-
preisausgestaltung festzustellen.
·
Es bleibt nach wie vor eine große Aufgabe für
Unternehmen, einen Transferpreis zu be-
stimmen, der
von beiden Seiten als „fair“
angesehen
wird. Die Muttergesellschaf t
verfolgt in vielen Fällen eine Transferpreisge-
staltung, die mindestens die angefallenen
Kosten deckt. Dies konkurriert oftmals mit
den Zielen der Tochtergesellschaft.
Abb. 3: Einheitlichkeit der Aussagen nach abgefragten Aspekten
Abb. 4: Empfehlungen für das Vorgehen bei der Transferpreisgestaltung
Empfehlung
Status
1. Priorisierung vornehmen
2. Steuerliche Gegebenheiten frühzeitig in Erfahrung bringen
3. Unterschiedliche Sichten einbinden
4. Verhandlungen reduzieren
5. Auswirkungen berücksichtigen
6. Interne Prozessstandards setzen
Transferpreisgestaltung in länderübergreifenden Konzernen
Accenture-interne Verwendung