11
eine Bildung von unabhängigen Aufgaben und
Bereichen aufgrund starker Verflechtung meist
nicht möglich und nicht sinnvoll. Das daraus
entstehende Bedürfnis zur Gesamtkoordination
kann durch Transferpreise als übergreifendes
Koordinationssystem befriedigt werden.
Zudem können Transferpreise zur
Anreizge-
staltung
dienen. Die Grundlage für die Bewer-
tung eines Unternehmensbereichs basiert in
vielen Fällen auf den erreichten Bereichsge-
winnen. Manager dieser Bereiche sind daher
bestrebt, die eigenen Gewinne zu maximieren.
Dieser Effekt wird zudem verstärkt, wenn das
Unternehmen eine bereichserfolgsabhängige
Entlohnung eingeführt hat. Damit wirken sich
Transferpreise verhaltenssteuerend aus, in-
dem sie Kostentransparenz und -bewusstsein
schaffen.
Schließlich kommen Transferpreise noch der
Funktion der internen Erfolgsermittlung nach.
So können Leistungen und Kosten für jede Ein-
heit (Profit-Center oder Gesellschaft) separat
bewertet werden, was als Basis für die strate-
gische und operative Steuerung des Gesamt-
unternehmens dienen kann.
Wie in Abbildung 1 zu erkennen, nehmen
Transferpreise auch
externe Funktionen
war.
So dient die
externe Erfolgsermittlung
zur Er-
gebnisbestimmung von rechtlich selbststän-
digen Tochtergesellschaften. Dies unterstützt
die Gesellschaften bei der Bilanzierung.
Im Rahmen der
Besteuerung
des Konzerns
nehmen Transferpreise Einfluss auf die Ertrags-
steuer des Gesamtkonzerns, insbesondere bei
internationalen Unternehmen mit verschie-
denen Steuersätzen in verschiedenen Ländern.
Existiert zudem grenzüberschreitender Waren-
verkehr, nehmen Transferpreise Einfluss auf die
Höhe der Zollbemessungsgrundlage und somit
die Höhe der Zollbelastung.
Zusätzlich können Transferpreise als öffentlich-
rechtliche
Preisrechtfertigung
eingesetzt wer-
den, beispielsweise im Rahmen von Regulie-
rungsverfahren für besondere Märkte (z. B.
Post, Telekommunikation).
3
Methoden zur Transferpreiser-
mittlung
Wie aus dem vorangegangen Abschnitt ersicht-
lich, erfüllen Transferpreise eine Vielzahl an
Funktionen in Unternehmen und sind aus inter-
national aufgestellten Firmen nicht mehr weg-
zudenken. Die Bestimmung von Transferprei-
sen hingegen ist auf unterschiedliche Arten
möglich.
Die in der Wissenschaft und Praxis
gebräuchlichsten Methoden
werden nach-
folgend kurz dargestellt:
·
Marktorientierte Methode
·
Kostenorientierte Methode
·
Verhandlungsorientierte Methode
·
Preisvergleichsmethode
·
Wiederverkaufsmethode
·
Kostenaufschlagsmethode
Die marktorientierte Methode
zieht als Aus-
gangspunkt der Berechnung die Marktmecha-
nismen heran, welche im Regelfall zu einem
subjektiv überprüfbaren Marktpreis führen.
Wird dieser Preis als Transferpreis angesetzt,
ist von einer realitätsnahen Preisfindung und
somit auch von einer hohen internen Akzeptanz
auszugehen. Voraussetzung für die Berech-
nung ist die Existenz eines Marktes für die in-
nerbetriebliche Leistung, die transferiert wurde.
Bei der
kostenorientierten Methode
haben Un-
ternehmen die Wahl zwischen Ist-, Plan-,
Grenz- und Vollkostenperspektive. Die Istkosten-
ermittlung führt zu einer exakten Deckung des
liefernden Bereichs, der abnehmende Bereich
trägt das Kostenschwankungsrisiko. Wird die
Plankostenermittlung durchgeführt, hat der be-
ziehende Bereich Planungssicherheit, während
der liefernde Bereich das Auslastungsrisiko
trägt. Beim grenzkostenbasierten Ansatz trägt
der liefernde Bereich die Fixkosten. Die variab-
Abb. 1: Funktionen von Verrechnungspreisen
2
CM Januar / Februar 2012
Accenture-interne Verwendung