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Zahlreiche Unternehmen haben in den letzten
Jahrzehnten Auslandstöchter etabliert. Die
Gründe dafür sind mannigfaltig: Lokal vorhan-
dene Rohstoffe und spezifisches Know-how,
die Nähe zum Kunden, ein niedriges Lohnni-
veau oder logistische Vorteile. Dieser Trend gilt
nicht nur für Großunternehmen und den gro-
ßen Mittelstand, sondern verstärkt auch für
kleine und mittlere Unternehmen.
Mit der zu-
nehmenden Internationalisierung gewinnt
neben zahlreichen organisatorischen und
kulturellen Herausforderungen auch die
länderübergreifende interne Leistungsver-
rechnung immer stärker an Bedeutung.
Der länderübergrei fende innerbetr iebl iche
Leistungsaustausch ist dabei hinsichtlich der
Festlegung der „richtigen“ Transferpreise sowohl
aus steuerrechtlichen als auch aus betriebs-
wirtschaftlichen Gründen von großer Relevanz:
·
Unter steuerrechtlichen Gesichtspunkten gilt
es, die nationalen Steuervorschriften einzu-
halten und der Gefahr einer Doppelbesteue-
rung zu entgehen.
·
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist eine
verursachungsgerechte Verteilung von Kos-
ten innerhalb eines Unternehmens eine ele-
mentare Grundlage für die Steuerung und
Erfolgsmessung einzelner Unternehmensein-
heiten oder Tochtergesellschaften.
Daraus resultiert, dass externe Einflüsse (z. B.
Lohnniveau in den entsprechenden Ländern)
als auch interne Einflüsse (z. B. Rolle der Toch-
tergesellschaften im Konzernverbund) die Aus-
gestaltung von Transferpreisen maßgeblich
prägen. In der wissenschaftlichen und praxis-
orientierten Literatur gibt es zahlreiche Empfeh-
lungen für ihre Festlegung, eine allgemeingül-
tige Lösung ist nicht vorhanden.
Der vorliegende Beitrag bietet einen Einblick in
die Transferpreisgestaltung in Wissenschaft
und Praxis, ermöglicht einen Vergleich zwi-
schen Unternehmen und gibt Anreize zur Opti-
mierung der eigenen Transferpreise. Auf Basis
von Interviews zeigen die Autoren auf, wie sich
Unternehmen mit der Transferpreis-Thematik
befassen, welchen Herausforderungen sich die
Unternehmen gegenüber sehen und welche
Einflussfaktoren die Ausgestaltung der Trans-
ferpreise bedingen.
Ziele und Aufgaben von Transfer-
preisen
Transferpreise bezeichnen die monetäre Be-
wertung von Leistungen, die nicht externen
Kunden angeboten werden, sondern zwischen
selbstständigen Bereichen/Gesellschaf ten
eines Konzerns ausgetauscht werden. Jede
Leistungserbringung und jeder Transfer einer
Leistung bedeutet für den Ersteller einen Ertrag
und für den Bezieher dieser Leistung einen
Aufwand. Diese erfolgswirksamen Vorgänge
haben Einfluss auf die Gewinnermittlung im
Gesamtkonzern und auf das Konzernergebnis.
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Ziel der Transferpreise ist es, eine „korrekte“
Verrechnung der Leistung zwischen den ver-
schiedenen selbstständigen Einheiten zu ge-
währleisten. Innerhalb dieses Zielsystems sind
unterschiedliche Funktionen von Transferprei-
sen zu differenzieren. Wie in Abbildung 1 zu
erkennen, werden sowohl interne als auch ex-
terne Ziele verfolgt.
Intern
übernehmen Transferpreise die Aufgabe
der
Koordination
. In großen Unternehmen ist
Transferpreisgestaltung in länderübergreifenden
Konzernen – Methoden, Einflussfaktoren und die
Rolle der Tochtergesellschaften
von Peter Schentler und Matthias Tyssen
Transferpreisgestaltung in länderübergreifenden Konzernen
Accenture-interne Verwendung