Seite 81 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Resümee
Abschließend kann festgehalten werden, dass
insbesondere
für Unternehmen ohne Kapi-
talmarktzugang kein sicheres Modell zur
Bestimmung der Kapitalkosten
definier t
werden kann. Selbst ein Vergleich mit tatsäch-
lich stattgefundenen ähnlichen Transaktionen
kann, aufgrund spezifischer Umstände, zu
falschen Ergebnissen führen. So ist ein strate-
gischer Investor eventuell bereit, einen deutlich
über dem Marktwert liegenden Preis zu bezah-
len, wodurch sich wiederum Verzerrungen er-
geben. Gutachter, die sich mit der Bewertung
von Unternehmen beschäftigen, müssten bei
den hier vorgestellten Untersuchungsergebnis-
sen zum Nachdenken angeregt werden, da
doch sehr häufig bei der Bewer tung auch
kleinerer eigentümergeführter Unternehmen
Referenzdaten, wie die Risikofaktoren aus einer
Peer-Group oder über Branchen-Betas börsen-
notierter Schwergewichte, herangezogen wer-
den. Sehr interessant ist das Herausarbeiten
glättender Effekte über einen länger ge-
wählten Zeitraum mit einer Beta-Bandbrei-
te zwischen 1,08 und 1,41
. Da sich aber, wie
gezeigt werden konnte, die glättenden Effekte
bei einem Betrachtungszeitraum erst ab 240
Tagen einstellen, sich die in den Finanzportalen
veröffentlichten Betas aber in der Regel auf 30
bzw. 90 Tage beziehen, ist der Praktiker dann
auf verlorenem Posten.
Ein
pragmatischer Lösungsansatz
könnte
der dargestellte prozentuale Risikozuschlag auf
den für die Branche zugrundegelegten Beta-
wer t sein, der verschiedene Eigenschaf ten
nicht am Kapitalmarkt notierter Unternehmen
berücksichtigt. Dies wiederum
entspricht
auch den Erfordernissen des IDW
, ein hö-
heres individuelles Risiko über einen entspre-
chenden Betawert abzubilden. In jedem Fall
müssen sich bei Unternehmensbewertungen
zur Kaufpreisfindung beide Vertragspartner
zum einen auf einen plausiblen Risikofaktor,
zum anderen auf eine sachgerechte Aufarbei-
tung der einzelnen operativen Planwerte, bei-
spielsweise zukünftiger freier Cashflow-Grö-
ßen, verständigen können. Unabhängig von der
Debatte über Kapitalkosten, Risikoaufschläge
oder operative Plangrößen: Verkaufspreise für
Unternehmen sind immer von der jeweiligen
Marktsituation abhängig.
Literatur
Exler, Markus (2010) Controllingorientiertes Fi-
nanz- und Rechnungswesen, NWB-Verlag,
Herne, besprochen im Controller Magazin 2011
Ausgabe 1, Seite 97
Fußnoten
1
Exler, M. 2010, Controllingorientiertes Finanz-
und Rechnungswesen, S. 306ff.
2
Sharpe 1963, S. 277ff
3
Maier 2009, S. 9; Strong 2009, S. 173f
4
Schendera 2007, S. 163f; Storm 2007, S.
250ff; Weaver, Weston 2001, S. 292
5
Ross 1976, S. 341ff
6
Roll 1977, S. 129ff
7
Elton u.a. 2010, S. 377f; Pratt, Grabowski
2008, S. 244f; Weaver, Weston 2001, S. 292f
8
Roll, Ross 1980, S. 1074; Roll, Ross 1984, S. 23
9
Nowak 1994, S. 102ff
10
Wos 2009, S. 16ff
11
Markowitz 1952, S. 77ff
12
Albright, Winston, Zappe 2009, S. 265f;
Christoph, Hackel 2002, S. 69
13
Fama 1965, S. 55ff
14
de Visscher, Aronoff und Ward 1995
15
Morningstar Inc. 2009, S. 55
16
Deutsche Bundesbank 2010
Autoren
Prof. Dr. Markus W. Exler
ist Partner der M.A.C. Mergers & Acquisitions-Consulting GmbH,
Wien und Nürnberg, und berät mit seinem Team beim Unterneh-
mensverkauf sowie bei Turnaround-Aktivitäten. An der Fachhoch-
schule Kufstein verantwortet er den Masterstudiengang Internatio-
nales Finanzmanagement & Controlling, dessen Forschung auf die
wertorientierte Unternehmenssteuerung ausgerichtet ist.
Martin Meister, M.A.
ist Absolvent der Studiengänge Wirtschaftsinformatik sowie In-
ternationales Finanzmanagement & Controlling, dessen Diplom-
arbeit „Kapitalkosten im Kontext von Wertmanagement und
Controlling” große Aufmerksamkeit bekommen hat und auch für
verschiedene Prämierungen vorgeschlagen wurde.
ONLINE-BEITRAG
Exklusiv und nur Online verfügbar
Bernhard Kuntz, Die PRofilBerater GmbH, Darmstadt schreibt
zum Thema: Den Burn-out vermeiden.
CM September / Oktober 2011