Seite 71 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Ob unter dem Namen
„Neues Steuerungs-
modell”
in Deutschland,
„Wirkungsorien-
tierte Verwaltungsführung”
in der Schweiz
oder schlicht
„Verwaltungsreform”
in Öster-
reich: die
Neuausrichtung der Verwaltung
nach den Grundsätzen der KundInnenori-
entierung und der Effektivität
ist nicht mehr
wegzudenken. Wirksames Verwaltungshan-
deln richtet sich nach messbaren Leistungen
und Wirkungen, lautet das neue Paradigma.
Davon betroffen sind auch die Beziehungen
zwischen der öffentlichen Hand als Finanz- und
Auftraggeber von gesellschaftlich relevanten
Leistungen und den ausführenden Stellen –
seien diese nachgelagerte Verwaltungseinhei-
ten oder Organisationen des privaten Sektors.
Für eine wirksame Steuerung der Verwaltung je-
doch, so wird in diesem Artikel argumentiert,
sind wirkungsorientierte Ziele notwendig, aber
nicht ausreichend. Auf den strategischen Dialog
ist zu achten, sollen die Anliegen der Politik, die
sich in den Schwerpunkten der Verwaltung nie-
derschlagen, in Übereinstimmung mit den Hand-
lungen der operativen Partner gebracht werden.
Das
Beispiel der Frauenförderung im Land
Salzburg
zeigt, dass eine strategische Abstim-
mung zwischen Verwaltung und NGOs (Non Go-
vernmental Organisation) möglich und sinnvoll
ist. Das Projekt wurde mit dem österreichischen
Verwaltungspreis 2011 für innovative Projekte in
der Kategorie „BürgerInnenorientierung – Die
Sichtweise von außen interessiert uns” prämiert.
Steuerung über Produkte
Im Diskurs rund um die Steuerbarkeit der öf-
fentlichen Verwaltung steht meist das Steue-
rungskonzept im Vordergrund. Die Strategie der
öffentlichen Verwaltung wird im Idealfall, aus-
gehend von den Bedürfnissen der Bevölkerung
und unter Berücksichtigung gesellschaftspoli-
tischer Werte, festgelegt, mit dem Ziel, bei ei-
ner best immten Zielgruppe pol i t isch er-
wünschte Wirkungen zu erreichen. Dabei
kommt den so genannten Produkten eine zen-
trale Bedeutung zu. „Produkt” bezeichnet das
kleinste Bündel an Leistungen, das externen
Kundinnen einen Nutzen stiftet und eindeutig
mit Kosten in Ver-bindung gebracht werden
kann.
Nach Schedler / Proeller grenzen fol-
gende Merkmale Produkte ab
1
:
·
Das Produkt ist im Auftrag bzw. im
Interesse eines Dritten.
·
Das Produkt verfolgt eindeutig
definierte Ziele.
·
Das Produkt wird von Dritten in Anspruch
genommen.
·
Dem Produkt sind Kosten zuordenbar.
·
Das Produkt liegt im Verantwortungsbereich
einer klar definierten Organisationseinheit.
Für den / die Abnehmer des Produkts ent-
steht ein nachweisbarer Nutzen
, wenn auch
dessen Messbarkeit oftmals mit Schwierig-
keiten verbunden ist. Wäre jedoch der Nutzen
gar nicht abschätzbar, müsste das Produkt
prinzipiell hinterfragt werden. Die Bedeutung
des Nutzens als wesentliches Element eines
Produktes wird auch durch den in Anlehnung
an den kommerziellen Bereich üblich gewor-
denen Begriff von Kunden untermauert. Die Be-
zeichnung „Kunden” anstatt „Klienten” betont
die
Souveränität des / der Produktabneh-
merin, dessen / deren Interessen sich im
Mittelpunkt des Verwaltungshandelns be-
finden soll
.
Unverzichtbar für die Definition eines Pro-
duktes ist die Zuordnung von Kosten
. Diese
können als Aufwand tatsächlich angefallen sein
oder aber fiktiv kalkuliert werden (kalkulato-
rische Kosten). Auf alle Fälle muss feststellbar
sein, welche Ressourcen in die Produkterstel-
lung geflossen und wie sie zu bewerten sind.
Hand in Hand mit dieser Vorgabe ist auch die
Anforderung an ein Produkt zu sehen, um es
eindeutig in Verbindung mit einer dafür verant-
wortlichen Organisationseinheit zu bringen. Nur
wenn es Verantwortliche gibt, kann von einem
Produkt als gezielte Summe einer Reihe von
Handlungen gesprochen werden – ansonsten
wäre es das Ergebnis eines zufälligen Pro-
zesses (vgl. Abbildung 1).
Auf die Schnittstellen ist zu achten
In der Praxis, und hier beginnen die Schwierig-
keiten der wirkungsorientierten Steuerung in
der Verwaltung, werden
Produkte teils unmit-
telbar von der öffentlichen Hand, teils über
Dritte angeboten
. Die Schnittstelle zwischen
öffentlicher Hand einerseits und privaten Sys-
tempartnerinnen andererseits gilt zwar im fach-
lichen Diskurs als intensiv diskutierter Bau-
stein
3
, dem in der Implementierung von Steue-
rungskonzepten jedoch wenig Aufmerksamkeit
geschenkt wird. Auf allen drei Ebenen – Politik,
Verwaltung und NPOs
4
– findet ein Steuerungs-
kreislauf statt, der von der Erhebung der Ist-Si-
tuation und Planung bis zur Umsetzung und Er-
gebniskontrolle geht.
Auf
politischer Ebene
stellen die Bedürfnisse
der Bevölkerung, gekoppelt mit den politischen
Vorstellungen, den Ausgangspunkt der Steue-
rung dar. Dadurch wird der Bedarf bestimmt
und das Angebot festgelegt, was wiederum die
politische Berichterstattung prägt. Die
Verwal-
tung
übersetzt die politischen Vorgaben in einen
Wirksame Steuerung setzt einen
strategischen Dialog voraus
von Maria Laura Bono und Eva Grieshuber
CM September / Oktober 2011