Seite 55 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Welche Rolle müssen oder sollen Controller im
alltäglichen Unternehmensalltag spielen –
welche Aufgabe sollen und dürfen sie bei-
spielsweise bei der Entscheidungsfindung
durch das Management übernehmen?
Controller’s Suche nach dem Selbst
Die Fragestellung der Rolle des Controllers wur-
de und wird in der einschlägigen Fachliteratur
umfänglich diskutiert, aber auch unterschied-
lich bewertet. Eine einheitliche Definition der
Rolle und Aufgaben des Controllers ist nicht zu
finden. Ein wesentlicher Grund hierfür könnte u.
a. auch die Bandbreite der durch den Controller
– auf Grund seines Ausbildungsspektrums –
durchführbaren Aufgaben sein.
Welche Rolle und Aufgaben die Praxis für den
Controller vorsieht, spiegelt sich wohl am bes-
ten in den Texten von Stellenannoncen wider.
Diese zeigen – trotz Unterschiede im einzelnen
Detail – in der Regel immer wiederkehrende,
zentrale Aufgabeninhalte auf. So soll der Con-
troller u. a. :
·
die Bereitstellung führungs- und steuerungs-
relevanter, empfängerorientiert aufbereiteter
Informationen sicherstellen;
·
durch Analysen der Informationen für das
Unternehmensmanagement die Unterneh-
menssteuerung unterstützen;
·
den oder die Planungsprozess(e) – strate-
gisch und/oder operativ – koordinieren;
·
Projektarbeit wie bspw. Einführung kauf-
männischer Software, Einführung und Wei-
terentwicklung der Kosten- und Leistungs-
rechnung usw. begleiten.
Was bedeutet diese auflistende Beschreibung
des Aufgabengebiets des Controllers für das
tägliche Tun im Unternehmen? Weiß der Con-
troller damit auch, WIE er das WAS nun umset-
zen soll? Gibt es hier möglicherweise unter-
schiedliche Alternativen des WIE? Wie sieht der
Controller die Umsetzung seiner Rolle (wie ist
sein Eigenbild ausgeprägt)?
Gelegentlich findet sich beispielsweise auch der
Begriff
„Sparringpartner des Managements”
in den Announcen – Controller als Übungspart-
ner im Ring mit dem Management, der altruis-
tisch die Schläge des Managements jederzeit für
alles entgegennimmt – quasi der Bote der Nach-
richten, der im Mittelalter je nach Bewertung
durch den Empfänger dem Tode geweiht war
oder der Belohnung entgegensehen konnte?
Kann der Controller dieser Erwartungshaltung
des Unternehmensmanagements Genüge tun
(das Fremdbild) – wie ist in diesem Zusammen-
hang die Rolle des Sparringpartners ausgeprägt
und zu verstehen – was gehört dazu und was
nicht – wo verlaufen Grenzen in den Verantwort-
lichkeiten im unternehmerischen Alltagsleben?
Die Suche nach den Antworten auf diese Fra-
gen führt den Controller immer wieder aufs
Neue zu der Frage nach der Ausgestaltung sei-
nes
„Selbstverständnisses”
– seiner Einstel-
lung zu der Art und Weise, wie er die Dinge tut.
Erster Schritt – das eigene Leitbild
Sicher kann die Ausgestaltung eines Leitbildes
für den Controller ein erster, grundlegender An-
halt sein, um die Frage nach dem „Selbst” zu
beantworten. So bietet das Controllerleitbild
des Internationalen Controller Vereins (ICV) ei-
nen festen Sockel, den es aber individuell aus-
zugestalten gilt. In Anlehnung an den ICV
könnte das Controllerleitbild bspw. wie folgt
aussehen:
1) Das Controlling sorgt für Transparenz im Be-
reich der Strategie, der finanziellen und
nichtfinanziellen Steuerungsgrößen sowie
der Prozesse im Unternehmen und trägt so-
mit zu höherer Wirtschaftlichkeit und der
langfristigen Entwicklung der Fa. Xyz bei.
2) Das Controlling koordiniert Teilziele und Teil-
pläne ganzheitlich und organisiert unterneh-
mensübergreifend das zukunftsorientierte
und empfängerorientierte Berichtswesen.
3) Das Controlling moderiert und gestaltet den
Managementprozess der Zielfindung, der Pla-
nung und der Steuerung so, dass jeder Ent-
scheidungsträger zielorientiert handeln kann.
4) Das Controlling leistet den dazu erforder-
lichen Service der betriebswirtschaftlichen
Daten- und Informationsversorgung.
5) Das Controlling gestaltet und pflegt die erfor-
derlichen Controllingsysteme.
6) Das Controlling versteht sich als pro-aktiver
Berater der unterschiedlichen Hierarchie-
ebenen der Fa Xyz.
Damit wird sicherlich in einem groben Rahmen
beschrieben, wie das
Spannungs- und Ar-
beitsfeld des Controllers
aussieht – quasi:
„Die richtigen Dinge tun”. Hier darf der Controller
aber nicht stehen bleiben. Vielmehr ist es erfor-
derlich, das mit der Unternehmensleitung abge-
stimmte Leitbild nunmehr weiter zu spezifizieren.
Controller’s Selbstverständnis
und dessen Umsetzung
Wie kann sich der Controller im
Unternehmensalltag einbringen?
von Klaus Bründermann
CM September / Oktober 2011