Seite 44 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Unternehmen definieren ihre gesellschaftlichen
Verpflichtungen unterschiedlich. Während ein
Unternehmen seine Aufgaben ausschließlich in
der Schaffung von Arbeitsplätzen und Zahlung
von Steuern sieht, halten andere Unternehmen
ein erweitertes Engagement für sinnvoll. Einen
Ausdruck findet diese Einstellung im Spenden.
Eine systematische Vorgehensweise ist bei
wenigen Unternehmen zu erkennen. Spenden-
höhe und Empfänger schwanken stark, leicht
entsteht der Eindruck, dass die persönliche In-
tention der Entscheidungsträger den dominie-
renden Maßstab darstellt. Der Bedarf eines
systematischen Spendencontrollings ist offen-
sichtlich.
Spendencontrolling
Folgende Situation wird vielen Unterneh-
men bekannt vorkommen:
Der Inhaber einer Brauerei spendet seit Jahren
der katholischen Landjugend aus alter Ver-
bundenheit des Firmengründers, ein Bezug
zum Unternehmen ist nicht zu erkennen.
Die freiwillige Feuerwehr meldet sich und bittet
um die übliche Spende für das Jahresfest.
Ohnehin fragen ständig alle möglichen Organi-
sationen um Bier- und Sachspenden nach.
Entschieden wird weniger systematisch, als
nach Kassenlage angebracht wäre.
Ein Mitarbeiter spricht den Inhaber auf seinen
Fußballverein an, der neue Trikots benötigen
könnte.
Der Inhaber kommt dem Wunsch nach und
sagt zu, die Trikots samt Beflockung zu bezah-
len. Leider wurde nicht berücksichtigt, dass
nunmehr eine Jugendmannschaft mit Bier-
werbung aufläuft. Die Eltern protestieren, die
Trikots werden wieder ausgemustert, der Inha-
ber ist beleidigt, vor allem als Fotos vom ersten
Spiel in der lokalen Presse landen und in Leser-
briefen gehässig kommentiert werden.
Der Unternehmensleitung reicht das ganze Thea-
ter, ab jetzt werden alle Spenden gestrichen.
Der Verkaufsleiter protestiert leise und nennt
Werbeeffekte. Was nun? Alle blicken auf den
Controller. „Lassen Sie sich mal was einfallen“
lautet die Ansage.
Systematische Überlegungen zum Thema
„Spenden”, welche über das Tagesgeschehen
hinausgehen, werden selten angestellt. Die
meisten Unternehmen können ein gewisses
Unbehagen darüber nicht abstreiten, aber soll
auch dieser Bereich wirtschaftlichen Zwängen
ungeordnet werden? Sind hier nicht andere Kri-
terien anzusetzen? Sicherlich, aber Klarheit
über die eigenen Ziele und eine konsequente
Umsetzung hilft allen Beteiligten, Spendern und
Empfängern. Hier kann das Controlling seinen
Beitrag leisten, welcher im folgenden Text be-
schrieben wird.
Ziele von Spenden
Unabhängig von der Aufnahme der aktuellen
Situation sollten die Unternehmensverantwort-
lichen über fundamentale Spendenziele einen
Grundkonsens erzielen. Dies möglichst unab-
hängig von einzelnen Spenden, um eine neu-
trale Herangehensweise zu ermöglichen. Des-
halb wird idealerweise vor Analyse der einzel-
nen Spenden eine Einigung über die folgende
Einteilung angestrebt.
Gutes tun
Grundsätzlich wird als Ziel des Spendens die
Erreichung bestimmter Ziele angegeben, wel-
che sich ohne entsprechende Unterstützung
nicht in der wünschenswerten Form durchset-
zen lassen. Dennoch ist bei dieser pauschalen
Ansicht Vorsicht geboten.
Die Erreichung ge-
sellschaftlich anerkannter Ziele sollte in
einer Demokratie über die Gemeinschaft,
also die Steuereinnahmen des Staates,
finanziert werden
.
Eine weitgehende Auslagerung an Private kann
nicht automatisch mit den Zielen der Gemein-
schaft korrespondieren. Entsprechende Kritik
wird auch im Rahmen der Initiative amerika-
nischer Milliardäre laut, welche einen Großteil
ihres Vermögens wohltätigen Zwecken zur Ver-
fügung stellen wollen.
Hier soll das
ehrliche Bemühen des einzel-
nen Spenders, einen aus seiner Sicht be-
stehenden Mangel zu „beseitigen”,
nicht in
Abrede gestellt werden. Welche Ziele als förde-
rungswürdig angesehen werden, muss indivi-
duell im Rahmen der Auswahl festgelegt
werden. Diese basiert auf vielfältigen Gründen:
regionale Herkunft, familiäre und persönliche
Hintergründe des Inhabers, Verbindung zu den
Heimatregionen von Kunden und Lieferanten.
Zu vermeiden ist in jedem Fall eine „Spirale des
Schreckens”, weil einzelne Ziele gegeneinander
ausgespielt werden. Die Förderung des ört-
Spendencontrolling
von Susanne Schneider und Daniel Pudliszweski
Spendencontrolling