Seite 43 - CONTROLLER_Magazin_2011_05

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Grundsätzlich kann hinsichtlich der Nutzungsmöglichkeiten von Control-
ling-Instrumenten – die ursprünglich für Industriebetriebe konzipiert wur-
den – festgestellt werden, dass eine Übertragung auf den Krankenhaus-
alltag machbar und sinnvoll ist. Durch eine flexiblere Gestaltung und An-
passung an die speziellen Gegebenheiten der Krankenhaus-Unterneh-
mung ist es möglich, sowohl
strategisch als auch operativ Einfluss
auf die Steuerung des Krankenhauses zu nehmen
.
Viele Instrumente bieten zudem die Option, interne Verbesserungen vor-
zunehmen, eine
Steigerung der Kostentransparenz
herbeizuführen
und sich dadurch Vorteile gegenüber Mitbewerbern zu erarbeiten. Nach
Auswertung der Befragungsergebnisse kann darüber hinaus festgehalten
werden, dass besonders die operativen Instrumente des
Kosten- und
Erlöscontrolling
in den befragten Krankenhäusern Anwendung finden.
Die strategische Orientierung in den Krankenhäusern scheint bisher noch
keine große Rolle zu spielen.
Patienten aus dem Ausland haben für die Mehrzahl der befragten säch-
sischen Krankenhäuser keine große Bedeutung – was sich an Fallzahlen
von zumeist unter einem Prozent widerspiegelt. Die Behandlungen erfol-
gen zum Großteil auf Grund von Notfällen, die sich bei einem Deutsch-
landaufenthalt ergeben können.
Geplanter Medizintourismus be-
schränkt sich im Wesentlichen auf Häuser mit Spezialabteilungen
sowie auf Krankenhäuser in Ballungsgebieten
, die über die nötige In-
frastruktur verfügen. Ebenfalls hervorzuheben ist, dass gerade Bewohner
der unmittelbaren Nachbarländer Sachsens wie z. B. Polen und die Tsche-
chische Republik zur Patientenklientel hiesiger Kliniken gehören.
Auch finanzstarke Patienten aus Russland lassen sich zunehmend in
sächsischen Krankenhäusern behandeln und sind deshalb ein nicht zu
unterschätzender Wirtschaftsfaktor für die entsprechenden Regionen.
Auf Grund der geringen Behandlungszahlen werden sowohl die strate-
gischen als auch die operativen Controlling-Instrumente nicht gesondert
auf diese Patientengruppe angewendet. In der überwiegenden Anzahl der
Einrichtungen werden Patienten aus dem Ausland integriert und im Rah-
men des Krankenhaus-Controlling wie Inländer behandelt. Die Anwen-
dung der Controlling-Instrumente orientiert sich an den vorgestellten Im-
plementierungsvorschlägen für Krankenhäuser.
In Bezug auf das Krankenhaus-Controlling in deutschen und speziell den
sächsischen Krankenhäusern ist zu erwarten,
dass in den nächsten Jah-
ren eine stärkere strategische Orientierung in den Vordergrund
rückt
. Diese wird beschleunigt werden durch den zunehmenden Wettbe-
werb der Kliniken untereinander und die Zuspitzung der Kostensituation
im Gesundheitswesen auf Grund des demografischen Wandels.
Gerade für Kliniken abseits der Großstädte wird sich die Frage nach der
zukünftigen Ausrichtung stellen, da der Anteil der älteren Patienten zuneh-
men wird. Ebenfalls von Bedeutung wird die Einrichtung medizinischer
Versorgungszentren sein, die es den Krankenhäusern ermög-
lichen,kassenärztliche Praxen zu betreiben. Angesichts des Fachärz-
temangels in ländlichen Gegenden werden sich auf diesem Gebiet Hand-
lungsmöglichkeiten für eine Vielzahl der Einrichtungen ergeben. Control-
ling-Instrumente können bei der Beurteilung dieser Entscheidungen helfen
und so ein langfristiges Bestehen des Krankenhauses am Markt sichern.
Der Markt der ausländischen Patienten wird auch in den nächsten Jahren
noch eine Nische bleiben – jedoch mit zunehmender Tendenz. Jede Ein-
richtung muss entscheiden, ob sie sich speziell auf diese Klientel einrich-
tet oder nicht. Die Erwirtschaftung von zusätzlichen Einnahmen neben
dem Krankenhausbudget dürfte allerdings für viele Krankenhäuser einen
Anreiz darstellen. Neuere Entwicklungen auf europäischer Ebene geben in
diesem Zusammenhang Hoffnung auf bürokratische Vereinfachungen ge-
rade bei Behandlungen von Europäern in der Europäischen Union; dies
wird ebenfalls eine Erhöhung der Fallzahlen zur Folge haben.
Literatur
1
Vgl. Augurzky, B./ Krolop, S./ Gülker, R./ Schmidt, C./Schmidt, H./
Schmitz, H./ Schwierz, C./ Terkatz, S. (2009) S. 13.
2
Vgl. Albers, S./ Klapper, D./ Konradt, U./ Walter, A./ Wolf, J. (Hrsg.)
(2007) S. 79.
3
Vgl. Hörig, O. (2001) S. 77 ff. modifiziert
4
Vgl. Augurzky, B./ Krolop, S./ Gülker, R./ Schmidt, C./Schmidt, H./
Schmitz, H./ Schwierz, C./ Terkatz, S. (2009) S. 45.
Weiterführende Literaturangaben können dem Werk „Controlling-Instru-
mente und ihre Anwendbarkeit im Hinblick auf die Behandlung auslän-
discher Patienten“ (ISBN: 978-3-640-68104-4) entnommen werden.
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