Kosten von langlebigen Wirtschaftsgütern
Tatsächliche Kosten von lang–
lebigen Wirtschaftsgütern
- dargestellt am Beispiel von Fahrzeugen
von Peter Hoberg, Worms
(HI2065958)
F
L
T
04
37
38
46
Mit der Entscheidung zum Kauf von langlebigen
Wirtschaftsgütern legt sich ein Unternehmen für
einen langen Zeitraum fest. Um so wichtiger ist
es, die genauen Kosten dieser Entscheidung zu
ermitteln. Dies gilt natürlich auch für Fahrzeuge
und zwar unabhängig davon, ob sie privat oder
für das Unternehmen angeschafft werden. Das
Thema ist besonders aktuell geworden durch
den kräftigen Anstieg der Kraftstoffkosten. Viele
AutoZeitschriften und auch der ADAC publizie–
ren Tabellen, aus denen die Kosten von Fahr–
zeugen abzulesen sind. Aber gerade in wich–
tigen Kostenarten, wie z. B. den Kapitalkosten,
werden falsche pauschalisierende Annahmen
getroffen, welche die Ergebnisse wenig präzise
erscheinen lassen.
Es soll daher in diesem Beitrag mit den Metho–
den der Finanzmathematik untersucht werden,
wie tioch die Kosten pro Kilometer wirklich
sind.
Die Frage lässt sich mit den herkömm–
lichen Methoden der Kostenrechnung nicht prä–
zise beantworten; denn die Kostenrechnung ist
eher eine kurzfristige Rechnung und aufgrund
verschiedener Probleme nicht geeignet, lang–
fristige Aufgabenstellungen zu bearbeiten (vgl.
zu den Problemen der Kostenrechnung Hoberg,
2007, S. 75-81). Besser ist es, direkt an den
Ursprungsdaten, nämlich den Zahlungen, anzu–
setzen. Die Investitionsrechnung muss also der
Kostenrechnung zur Hilfe kommen. Insofern
werden die
Auszahlungen pro Kilometer un–
tersucht.
Wenn diese richtig bestimmt sind,
zeigen sie dann auch die richtigen Kilometer–
kosten, also den tatsächlichen Wertverzehr
Die Ableitung läuft in zwei Stufen. Zunächst
müssen alle Zahlungen erfasst und auf einen
Vergleichszeitpunkt bezogen werden. Danach
werden sie gleichmäßig z. B. auf die Monate
oder auf die Fahrstrecke verteilt. Die gewon–
nenen Erkenntnisse können auf die
Beurtei–
lung praktisch aller Wirtschaftsgüter
über–
tragen werden.
Zahlungsarten
Durch die Entscheidung für ein Fahrzeug wer–
den zahlreiche Zahlungen ausgelöst. Wie im–
mer bei Zahlungen müssen Höhe
und Zeit–
punkt
des Anfalls angegeben werden. Bei der
Höhe sind ggf. Nebenrechnungen notwendig,
weil sämtliche Rabatte und auch die Zahlungs–
ziele berücksichtigt werden müssen. Weitere
Dimensionen von Zahlungen wie Währung, Si–
cherheit des Eintreffens etc. werden hier nicht
betrachtet. Um die Zahlungen vergleichbar zu
machen, werden sie auf den Kaufzeitpunkt t=0
bezogen.
Durch den Kauf ausgelöste
Zahlungen
Mit der Auslieferung des Fahrzeugs wird der
Kaufpreis
fällig. Der Zeitpunkt der Übernahme
des Fahrzeuges sei der Anfangszeitpunkt der
Betrachtung (t=0). Wird dann erst später be–
zahlt, muss der Kaufpreis auf den Startzeitpunkt
t=0 abgezinst werden. Bezahlt die Firma den
Kaufpreis von z. B. 50.000 € erst einen Monat
später so ist eine Abzinsung vorzunehmen. Bei
einem Monatszinssatz von 0,5% ergibt sich da–
mit eine
modifizierte Anfangsauszahlung von
50.000/1,005 = 49,751 €.
Erfolgt eine
Finanzierung (Kredit oder Lea–
sing)
des Fahrzeuges, so ist mit dem Banwert-
faktor die Summe der auf t=0 bezogenen Bar–
werte der Raten zu bestimmen. Im Kreditfall
kommt die nachschüssige Version des Banwert-
faktors zum Einsatz, im Leasingfall die vor–
schüssige. Die genaue Vorgehensweise wird
weiter unten demonstriert.
Durch den Besitz ausgelöste
Zahlungen
Mit Übernahme des Fahrzeuges kommen
auf
den Besitzer weitere periodische
Auszah–
lungen
zu. Jährlich sind Steuern und Versiche–
rungen zu bezahlen. Bei letzteren ist inzwischen
ein variabler Bestandteil zu betrachten, weil die
Höhe der Jahreskilometer die Rabatte in der
Versicherung mitbestimmt. Im Weiteren sind
Auszahlungen z. B. für die Garage, das Wa–
schen zu berücksichtigen.
In der Kostenrechnung wäre an dieser Stelle
auch der zeitbedingte Wertverzehr zu beachten.
Dies ist im gewählten Ansatz der Zahlungen
nicht notwendig, weil Kauf- und Verkaufspreis
explizit berücksichtigt werden. Auch Kapitalkos–
ten müssen nicht explizit betrachtet werden.
Durch die Erfassung der Zeitpunkte der Zah–
lungen und anschließender Auf- und Abzinsung
wird diesem Aspekt Rechnung getragen.
Durch das Fahren ausgelöste
Zahlungen
Mit jedem Kilometer fallen variable Kosten an. In
erster Linie sind hier die Auszahlungen für den
Kraftstoff
zu nennen, aber auch Auszahlungen
für
Wartung, Reparatur, Öl
etc. Zudem muss
geschätzt werden, wann jeweils neue Reifen
bezahlt werden müssen. Auch diese Zahlungen
ONTROUER