tere Plätze gibt ist der Auszubildende völlig
überfordert. Als einer der strategisch wich–
tigsten Kunden annift, passiert ein weiterer
Fauxpas mit weitreichenden Folgen. Der Ein–
kaufsleiter des größten Abnehmerbetriebes
fragt an, ob die zugesagten Liefeaingen für
die nächsten Tenvine in Anbetracht der Um–
stände eingehalten werden können. Der Aus–
zubildende, der vor wenigen f[4inuten Ge–
sprächsfetzen einer Unterhaltung des Ver-
tnebsleiters und Geschäftsführers mitbekom–
men hat während sie durch das Foyer eilten,
ergreift beherzt die Initiative und teilt dem Ein–
kauf sieiter am Telefon naturgetreu mit
„das
können Sie vergessen,
in den nächsten zwei
l^onaten wird hier nichts herausgehen oder
ausgeliefert..."
Dasselbe teilt er an diesemTag noch 2 weiteren
Einkaufsleitem von Großkunden mit, da er die
betreuenden Key Account Manager nicht errei–
chen kann
Währenddessen ist das Fernsehteam eines
großen überregionalen Senders eingetroffen
und möchte mit dem Pressesprecher ein Inter–
view führen Da dieser weder über ein
Fem-
seli-Interview-Training
verfügt und dies sein
erster Auftritt vor der Kamera wird, ist er ent–
sprechend nen/ös und versucht schnell noch
mit dem Geschäftsführer abzustimmen, was er
denn preisgeben dad und soll.
Beim Überqueren des Besucherpad<platzes
trifft das Kamerateam währenddessen auf den
Betnebsrat des Unternehmens, der sichtlich
angeschlagen ist Der Schwervedetzte vom
Hochofen ist sein Schwager, der nun in
Lebensgefahr schwebt. Als das Kamerateam
ihn um ein Statement zum Vorfall bittet, ist
das Resultat ein erschütternder Gefühlsaus-
bnich, in dem sich Fassungslosigkeit. Wut
und schwere Vorwürfe gegen die Sicher–
heitsbestimmungen in der Produktionsstätte
mischen.
Krisen und Dialog
Dass Krisen-PR nicht nur für Unternehmen,
sondern auch für Kommunen, Länder und gan–
ze Industriezweige sinnvoll ist, zeigt die aktuelle
Banken- und Finanzkrise.
Island, das von einem Staatsbankrott bedroht
ist und nun Milliardenkredite von über 3,7 Milli–
arden Euro erhält, tut gut daran, mit seinen
Investoren und Geldanlegern einen über–
legten Dialog zu führen. Die 30.000 deut–
schen Anleger der isländischen Kaupthing Bank
werden hochkonzentriert auf jede Aussage ach–
ten, die bezüglich der Einlagenrückzahlung von
dem Bankenvorstand verkündet wird und ent–
sprechend reagieren.
Nicht nur Todesfälle, Finanzkatastrophen oder
Unregelmäßigkeiten in der Regierungsspitze
sorgen für Aufsehen, sondern auch Pestizidver-
giftungen von Lebensmitteln, Qualitätsmängel
oder Sabotage zeigen, dass kaum ein Unter–
nehmen auf Krisen-PR verzichten kann.
KrisenPR und Corporate Social
Responsibility
Krisen-PR kann eng angeknüpft werden an die
CSR, Corporate Social Responsibility, des Unter–
nehmens, deren Ziel die Entwicklung einer unter-
der Krise gemacht. Wie Mercedes Benz, die
nach dem missglückten Elchtest der A-Klas-
se eine Kampagne mit dem Motto: „Wir haben
daraus gelernt", startete und im Folgejahr mit
dem verbesserten Modell zu den Top
20
der
Neuzulassungen gehörte.
Ein aufrichtiger Schadensbericht, Konsequenzen
daraus und Verbesserungsmaßnahmen, inclusi–
veWiedergutmachung geben ein sauberes Un–
ternehmensbild ab und sind eine gute Basis zur
Reputation und Imagebildung.
Fazit
Geraten Unternehmen in eine Krisensituation,
sind sie oft nicht in der Lage, angemessen zu
kommunizieren und damit die weitere Entwick–
lung des Vorfalls maßgeblich mit zu steuern.
Dadurch können Krisen schnell zu Katastrophen
werden, insbesondere wenn ein Krisenmanage–
ment fehlt, Kommunikationswege nicht defi–
niert, und Verantwortliche nicht trainiert sind.
• Veronika Guld
Ist Spezialistin für internationale Public Relations und Krisen PR
und führt die Presseagentur Marketing Services mit Sitz in Sieg–
burg. Als Consultant für strategisches Marketing und internatio–
nale Medienarbeit ist sie seit 15 Jahren tätig und berät Unter–
nehmen in Fragen der effektiven Unternehmens- und Markt–
kommunikation. Dazu trainiert sie als Dozentin seit 10 Jahren
Mitarbeiter im Bereich der effektiven Kommunikation.
nehmerischen Verantwortung ist, die sich nicht
alleine an Gewinnmaximierung orientiert, son–
dern die Interessen verschiedener Anspruchs–
gruppen, intern wie extern, berücksichtigt.
Für börsennotierte Unternehmen gilt aufgrund
der rechtlichen Auflagen die Rlicht, über Ereig–
nisse, die den Börsenkurs erheblich beeinflus–
sen können, sofort zu informieren (Ad Hoc Pu–
blizität).
Krise als Chance
Wer die Krise als Chance sieht, zukünftig etwas
besser zu machen, hat das Bestmögliche aus
Effizient vorbereitete Krisenpläne, mit unter–
nehmensspezifisch ausgearbeiteten Hand–
lungsempfehlungen, bilden zusammen mit
einem professionellen und erfahrenen Projekt–
management eine effektive Antwort auf den
Krisenfall.
Unternehmen, die im Krisenfall vorbereitet
sind, zeichnen sich aus durch:
- Zeitnahe Reaktion
- Sachliche und glaubwürdige Statements
- One-Voice-Communication
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