Seite 26 - CONTROLLER_Magazin_2009_03

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Interview: Mögl ichkeiten u. Grenzen der Steuerung von immateriellen Werten
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79,7%
I Intangible Assets
> Tangible Assets
1975
1985
1995
2005
Jatir
Abb. 3: Anteil immaterieller Vermögenswerte am Marktwert S&P 500
strakte Sachverhalte, die man den verschie–
denen Stakeholdern angemessen kommunizie–
ren muss, um diese von dem immateriellen
Wert zu überzeugen. Die sieben Kategorien der
Schmalenbach-Gesellschaft vi/erden häufig als
Kreisdiagramm dargestellt,
Kommunikation
ist für mich eine Hülle
um die eigentlichen
Werte, die
eine notwendige Transferfunkti–
on hat (vgl. das Sender-Empfänger-IVIodell in
der Kommunikationswissenschaft). Zahlen in
der Rechnungslegung sind eindeutig (wenn
auch interpretierbar), Werte zu
Intangibles
sind immer hochgradig erklärungsbedürf-
tig!
In einem aktuellen Buchprojekt zu immate–
riellen Werten beschäftigen wir uns mit genau
diesem Aspekt - weniger aus Rechnungsle-
gungs- sondern vielmehr aus Führungssicht.
Biel:
Als Rezensent beobachte ich seit einigen
Jahren eine deutliche Zunahme des Interes–
ses an immateriellen Werten. Allerdings spa–
ren auch viele aktuelle betriebswirtschaftliche
Lexika, Handbücher und Lehrbücher diese
Thematik weiterhin aus. Fast alle anerkannten
Beratungshäuser sowie zahlreiche Hochschu–
len thematisieren die „immateriellen Werte
oder auch Intangible Assets". Was sind die
wesentlichen Gründe für die wachsende Be–
deutung dieser Themenstellung und für die
wachsende Aufmerksamkeit insbesondere
auch seitens der Controller? Welche Trends
und Entwicklungen treiben unser Thema?
Möller:
Grundsätzlich lässt sich konstatieren,
dass das Thema Intangibles in verschiedenen
Fachrichtungen bereits - seit zum Teil längerer
Zeit - adressiert wird und durch aktuelle Ent–
wicklungen zusätzlich Relevanz erfährt. Zu nen–
nen sind hier das Wissensmanagement, das Per–
sonalmanagement (beides hat eine lange Traditi–
on in den skandinavischen Ländern - Stichwort
Intellectual Capital), die Markenforschung und
die Rechnungslegung. Für die Bilanzierung ist es
ein „Dauerbrenner" (vgl. Abb. 3), erhält aber
€ / $
From Book Va lue to Purchase Pr ice: Di f ferent Interpretat ions of Va l ue
Intangibles
Seen by
Investors
Employees
Customers
Suppiiers
Public
I
Book-
Value
S5
Abb. 4: Vom Buchwert zum Kaufpreis
ONTROUER
durch die Hinwendung zum
Fair Value Ac–
counting
neue und größere Bedeutung. Nach
lAS 38
können Aufwendungen für Forschung
und Entwicklung (unter der Kategorie Innovation
Capital ein Bereich der Intangibles) unter be–
stimmten Bedingungen aktiviert werden. Das
geplante Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
(BilMoG)
sieht eine Änderung des §
248 HGB
vor die in die gleiche Richtung geht. Damit fin–
det eine Intangibles-Kategorie Eingang in die Bi–
lanz. Controller müssen Mess- und Steuerungs–
systeme bereitstellen, wie diese Aufwendungen
erfasst und gestaltet werden können. Quasi als
Nebeneffekt ergibt sich die Notwendigkeit für
ein professionelles
Innovationscontrolling,
ein
Thema, mit dem ich mich ebenfalls intensiv be–
schäftige. Generell lässt sich sagen, dass durch
die zunehmende Durchdringung des Themas In–
tangibles immer mehr Möglichkeiten für eine
Steuerung entstehen, die auch das Controlling
nutzen kann und auch sollte. Vielleicht noch eine
Anmerkung zum internationalen Stand der Dis–
kussion: Dort ist eine ertreulich interdisziplinäre
Zusammenarbeit zum Thema Intangibles ent–
standen, in der sich die o. a. Disziplinen mi–
schen. Inzwischen gibt es im vierten Jahr eine
gut besuchte internationale Konferenz zum The–
ma „Visualising, Measuring, and Managing In–
tangibles and Intellectual Capital".
Biel:
Immaterielle Werte machen, Unterneh–
mens- und branchenabhängig, nach verschie–
denen Studien bis zu 80 % des Unternehmens–
erfolgs aus (vgl. Abb. 3). Warum sind immateri–
elle Werte für den Untemehmenserfolg so aus–
schlaggebend, wo liegen die Potenziale der
immateriellen Werte? Warum sollten Controller
ihr Augenmerk auf diese Ertolgsfaktoren und
Werttreiber richten? Sie haben an Ihrem Lehr–
stuhl eine Studie „Reporting immaterieller Ver–
mögenswerte in den Geschäftsberichten der
DAX-30-Unternehmen" erarbeitet. Was besa–
gen die Forschungsergebnisse?
Möller:
Zunächst, bei den Zahlen
muss man
differenzieren: Geht es um die Bewertung (Er–
folg als Ergebnis) oder um die Voraussetzung
für Ertolgserzielung. Wir haben dazu - wie Sie
richtig bemerken - für das Jahr 2007 eine Stu–
die der DAX-30-Unternehmen durchgeführt, in
der wir die Berichterstattung über immaterielle
Werte untersucht haben. Die Bewertungs–
dimension lässt sich gut - aber keineswegs