Biel:
Ja, als erster Sammelband vereinte das
Bucti versctiiedene Perspektiven und war ein
Meilenstein in der Diskussion um Intangibles.
Ich habe es im Literaturforum des Controller
Magazins im Heft 04/2004 rezensiert und grei–
fe heute noch auf diese Veröffentlichung zu. Bit–
te lassen Sie uns zunächst für unsere Lese–
rinnen und Leser Begriffliches und Grundsätz–
liches klären. Worüber diskutieren wir? „Imma–
terielle Werte" ist ein Sammelbegriff. Ein Blick in
die einschlägigen Veröffentlichungen zeigt, dass
es derzeit weder eine einheitliche Begriffsbe–
stimmung noch eine eindeutige Kategorisierung
gibt. Beispiele für immaterielle Werte sind u. a.
Patente, Kompetenz der Mitarbeiter Markenna–
men, Zugang zu Märkten usw. Handelt es sich
um eine diffuse, nebulöse und interpretations–
fähige Themenstellung? Welche Konturen
geben Sie unserem Thema? Wie können wir
„immaterielle Werte" greifbar und begreifbar
machen?
Möller:
In der Tat hat sich bis heute keine prä–
zise positive Definition durchgesetzt. Die Inter–
national Accounting Standards (lAS) definieren:
„Ein immaterieller Vermögenswert ist ein identi–
fizierbarer nicht monetärer Vermögenswert
ohne physische Substanz" (lAS 38.8). Was das
genau alles sein kann, bleibt unklar und wird in
der Literatur unterschiedlich interpretiert. Per–
sönlich finde ich den Vorschlag des Arbeits–
kreises „Immaterielle Werte im Rechnungswe–
sen" der Schmalenbach-Gesellschaft
für
Betriebswirtschaft überzeugend. Dort werden
die Kategorien
Innovation Capital, Human Capi–
tal, Customer Capital, Supplier Capital, Investor
Capital, Process Capital
und
Location Capital
differenziert (vgl. Abb. 1). Die Kategorien sind
nicht völlig überschneidungsfrei und ein imma–
terieller Wert kann durchaus in mehreren Kate–
gorien vorkommen. Für eine systematische
Auseinandersetzung bietet eine solche Katego–
risierung aber einen guten Ausgangspunkt. Für
die Inhalte bzw. konkreten Werte innerhalb der
Kategorien gibt es inzwischen eine ganze Reihe
von Ideen und Vorschlägen, die sich allerdings
in ihrem Begriffsverständnis häufig unterschei–
den. Gemeinsamer Nenner: Mit allen Kategorien
wird versucht, den „wahren" Wert eines Unter–
nehmens und seiner Ressourcen transparenter
zu machen. Einfach gesprochen: die Marktwert-
Buchwert-Lücke zu schließen bzw. für eine aktive
Steuerung zugänglich zu machen (vgl. Abb. 2).
Abb. 1: Einteilung von Intangibles
Biel:
Sie erwähnten bereits, dass weitere Vor–
schläge zur Änderung oder Verfeinerung der
Kategorisierung immaterieller Werte im Sinne
der Schmalenbach-Gesellschaft in der Dis–
kussion sind. Beispielsweise gibt es die Anre–
gung, die Kommunikation (communication) -
angesichts ihrer besonderen Bedeutung - als
eigene Kategorie aufzunehmen. Halten Sie
die–
se Vorschläge zur weiteren Auffächerung für
sinnvoll oder empfehlen Sie vielmehr eine
Straffung?
Möller:
Eine weitere Detaillierung halte ich der–
zeit nicht für notwendig. Der Kommunikations–
aspekt ist allerdings ein ganz zentraler Punkt
beim Thema immaterielle Werte, daran schei–
tern viele Konzepte. Das lässt sich an zwei
Punkten festmachen: Da es sich zum Einen um
ein so interdisziplinäres Forschungs- und An–
wendungsfeld handelt, werden viele Begrifflich–
keiten vermischt und unklar dargestellt, was zu
Venwirrung und Ablehnung führt; zum Zweiten
handelt es sich bei Intangibles Immer um ab-
From Book Value to Market Value
Abb. 2: Vom Buchwert zum Marktwert
23