Seite 15 - CONTROLLER_Magazin_2009_03

Basic HTML-Version

CM Ma i / J un i 2009
Leitspruch für stürmische Zeiten:
Liquidität geht vor Rendite!
von Heinz-Jürgen Klepzig, Gauting
(HI2065950)
"Wäre Ihr Unternehmen gewappnet, einen
schlagartige Umsatzschwund von 30 Prozent zu
überleben?" eine solche Frage wurde noch zur
Jahresmitte 2008 von den meisten Managern
als schwarz-seherisches worst-case-Sze-
nario abgetan. Wenige Wochen später im Herbst
2008 l<ommt die große Sorge auf, dass das Jahr
2009 für einige Branchen oder Unternehmen tat–
sächlich Umsatzeinbrüche von 50% zum ver–
gleichbaren Vorjahreswert bringen könnte. Falls
die in der Vergangenheit stimmige These weiter–
hin gilt, dass die wirtschaftliche Entwicklung in
Deutschland der in den USA mit einer ZeiWerzö-
gerung von gut 12 Monaten folgt, dann ist die
Talfahrt hier längst noch nicht vorbei.
Extrapolation der Vergangenheit:
Ein Risiko!
Viele Unternehmer haben die positive Wirt–
schaftsentwicklung der letzten Jahre weiter in
die Zukunft extrapoliert - und sind nun betrof–
fen über den unerwartet-rasanten Abschwung.
Altbekannte Tatsachen und die damit schon im–
mer verbundenen Risiken müssen heute neu
überdacht und neu gewertet werden. Und zwar
(A) gesamtwirtschaftlich und (B) unternehmens–
spezifisch.
(A) Gesamtwirtschaftliche
Problematik
• die globale Arbeitsteilung bringt viele Vorteile.
Störungen wirken sich jedoch aufgrund der
engen globalen Vernetzung realtime-rasch
und umfassend-global aus
• durch die enorme Wertsteigerung bei Immo–
bilien haben sich vielerorts die Eigentümer
„reich gerechnet" („gefühltes Vermögen")
und ein großzügiges Konsumverhalten ge–
zeigt. Nach Platzen der Immobilienblasen
zeigt sich jetzt Rezession-beschleunigender
Konsumverzicht.
• die USA haben seit Jahren eine negative
Leistungsbilanz und sind seit Jahren Schuld–
ner insbesondere von China - doch eine
schnelle Änderung ist nicht absehbar
• Erdöl ist und bleibt ein knappes Gut - trotz
der in den letzten Wochen rasant gefallenen
Kraftstoftpreise
• Autos wurden nach dem Motto „schneller,
größer teuerer" entwickelt und gebaut - und
sind mit diesem Motto in die Sackgasse ge–
fahren
• in sehr vielen Branchen gibt es weltweite
Überkapazitäten - deren marktwirtschaftlich
zweckmäßiger Abbau in vielen Ländern pro-
tektionistisch abgefedert wird
• der von vielen Unternehmen propagierte Ziel-
ROCE von 25% war ein anspruchsvolles Ziel
- auf Dauer vielleicht doch zu kühn für den
Bankenbereich und erst recht für Industrie-
Unternehmen
• Geld ist vorhanden - wird aber derzeit nur
absichernd-zögerlich von Kreditinstituten zur
Verfügung gestellt
Fazit: Alte volkswirtschaftliche (Quasi)-Wahr-
heiten müssen überprüft, Denkfundamente auf
Tragfähigkeit getestet, Denkmodelle neu justiert
werden!
(B) Unternehmensspezifische
Problematik
Kurzfristig sind in einer Rezession folgende be–
sondere Risiken zu beachten (Abb. 1):
• absackende Nachfrage
• Eigenkapital- und Liquiditätsschwächen bei
den Ziel-Kunden, Lieferanten, Wettbewer–
bern
• (preis-)aggressiv8S Verhalten der Wettbewer–
ber generell, insbesondere jedoch kurz vor
als auch nach der Insolvenzanzeige
• Zahlungsverzögerungen oder -ausfall bei
schwachen Kunden
• Lieferverzögerungen oder -ausfall bei
schwachen Lieferanten
' Extra-Forderungen von Zugeständnissen
durch starke Kunden
• Zurückhaltende Kreditvergabe bei den Kredit–
instituten
Wesentliche Konsequenzen einer Rezession
auf das wirtschaftliche Ergebnis eines Unter–
nehmens sind damit:
- Rückgang der Umsätze und EMöse (z.B.
durch Absatz-/Preisrückgang)
- Verschlechterung der Kostensituation (z.B.
durch fehlende Auslastung)
- Verschlechterung der Liquiditätssituation
(z.B. durch Zahlungsausfälle)
Als wesentlicher Stellhebel zeigt sich in Re–
zessionszeiten der Leverage-Effekt: er hebelt
in guten Gewinn-bringenden Jahren bei nied–
rigerem Eigenkapitaleinsatz die Eigenkapital–
verzinsung mit Kraft nach oben - und wirkt bei
schlechten verfustbringenden Jahren Eigenka–
pital-verzehrend mit Wucht gegen den Eigenka–
pitalgeber!
Fazit: Zusammengefasst ist das eine wahr–
haftig „brutalst-mögliche" Herausforderung für
ein Unternehmen!
• Wie sich die beispielhaft aufgeführten einzel–
nen Risikokomponenten als Folge der turbu-
G
F
V
21
35
37
13