Seite 77 - CONTROLLER_Magazin_2008_01

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I npu t o r i e n t i e r t e V e r f a h r e n
Der Fertigstellungsgrad wird nach den eingesetzten
Faktoren (z.B. Kosten oder Stunden) ermittelt.
C o s t t o C o s t - M e t h o d e
Fertigstellungsgrad ist das Verhältnis zwischen den
bis zum Stichtag angefallenen Auftragskosten und
den am Stichtag geschätzten gesamten
Auftragskosten.
E f f o r t s E x p e n d e d - M e t h o d e
Fertigstellungsgrad ist das Verhältnis zwischen der
bis zum Stichtag erbrachten Inputmenge (z.B.
Arbeitsstunden) und den am Stichtag geschätzten
gesamten Input.
Abb. 3: Verfahren zur Ermittlung des Fertigstellungsgrades
Ou t p u t o r i e n t i e r t e V e r f a h r e n
Der Ferligstellungsgrad über die Leistungsseite
ermittelt.
U n i t s of D e l i v e r y -Me t h o d e
Fertigstellungsgrad ist das Verhältnis zwischen den
bis zum Stichtag fertig gestellten Einheiten und dem
gesamten Auttragsvolumen (z.B. ivieilensteine).
P h y s i c a l O b s e r v a t i o n - M e t h o d e
Fertigstellungsgrad ist das Verhältnis zwischen der
bis zum Stichtag erbrachten physischen Leistung
und der geschuldeten Gesamtleistung. Die
Schätzung erfolgt häufig durch einen Gutachter.
lung des Fertigstellungsgrades führt. Da per–
sonalintensive Dienstleistungsunternehmen
aber gerade nicht material- sondern zeitintensiv
sind, kann man hier den Vorteil des geringeren
Implementierungsaufwandes nutzen.^
Sofern die Projekte einen hohen Fremd-
leistungsanteil aufweisen, sind die Leistungen
der Subunternehmer in die Stundenermitt–
lungen bzw. in die Aufwandsschätzungen mit
einzubeziehen.ä
Bei der Entscheidung zwischen den beiden
input-orientierten Verfahren, Cost to Cost und
Efforts Expended, mag bei der Efforts Expen–
ded-Methode auf den ersten Blick nachteilig
erscheinen, dass bei der Ermittlung des Fertig–
stellungsgrades die Stunden unabhängig vom
Qualifikationsgrad des ausführenden Mitarbei–
ters alle gleich bewertet werden. Mit anderen
Worten: die Stunde eines Junior-Beraters trägt
in gleichem Umfang zum Fertigstellungsgrad
bei wie die Stunde eines Projektleiters. Bei der
Cost to Cost-Methode dagegen würden sich,
wegen der unterschiedlichen Kostensätze, der
Einsatz eines Junior Beraters und eines Pro–
jektleiters unterschiedlich auf den Fertig–
stellungsgrad auswirken. Dieser scheinbare
theoretische Nachteil dürfte nach Ansicht der
Autoren wenig praktische Relevanz haben, da
es unter dem Wirtschaftlichkeitsaspekt beim
Projektmanagement gerade darauf ankommt,
im Projekt immer den Mitarbeiter einzusetzen,
mit dem der höchste Deckungsbeitrag erzielt
werden kann. Oder, anders ausgedrückt: bei
der Cost to Cost-Methode könnte man theore–
tisch durch den Einsatz hoch qualifizierter Mit–
arbeiter den Fertigstellungsgrad künstlich er–
höhen, was dazu führen kann, dass der wirt–
schaftliche Projekterfolg geopfert wird und die
Projektsteuerung nicht mehr gewährleistet ist.
Trotz der häufigen Anwendung in der
Praxis weisen sämtliche input-orientierten
Verfahren den Nachteil auf, dass der Fertig–
stellungsgrad möglicherweise zu hoch aus–
gewiesen wird. Ursache kann zum einen ein -
projektbedingter - überproportionaler Kosten–
anfall in der Anfangsphase sein (sog. „front-end
loading''°). Zum anderen besteht die Gefahr,
dass der Fertigstellungsgrad aufgrund von
internen Ineffizienzen zu hoch ausgewiesen
wird." Diese Problematik wird in Abschnitt 5
nochmals aufgegriffen und anhand eines Bei–
spiels dargestellt. Bei der Anwendung der in–
put-orientierten Verfahren ist darüber hinaus
grundsätzlich zu beachten, dass man dem
Kunden, da es sich um einen Werkvertrag oder
Werklieferungsvertrag handelt, einen Output
schuldet, den Leistungsfortschritt aber input-
orientiert misst. In dieser indirekten Messung
liegt ein ganz grundsätzliches Problem der in–
put-orientierten Methoden: es wird nicht das
gemessen, was gemessen werden sollte, i.e.
der Fortschritt auf der Leistungsseite, sondern
- aus Vereinfachungsgründen - eine Ersatz–
größe, von der angenommen wird, dass sie
eine zuverlässige Aussage über die eigentlich
zu messende Größe ermöglicht. Dies führt
dazu, dass mit Hilfe der input-orientierten Me–
thoden rechnerisch ermittelte Fertigstellungs–
grade immer zwingend auf ihre Plausibilität ge–
prüft werden müssen.'^ Anders formuliert, bei
einer rein schematischen Anwendung der in–
put-orientierten Verfahren besteht die Gefahr,
dass Fertigstellungsgrade falsch ausgewiesen
und damit drohende Verluste nicht erkannt wer–
den (vgl. dazu auch das Beispiel zum Projekt–
controlling).
Aber auch die output-orientierten Verfahren
weisen gewisse Mängel auf Hauptproblem ist
hier, dass die Messung des Fertigstellungs–
grades imRegelfall aufwendiger ist.
Allen Methoden gemeinsam ist das Problem,
dass eine objektive und absolut verlässliche Er–
mittlung des Fertigstellungsgrades nicht mög–
lich ist, so dass hier „systemimmanente" bilanz–
politische Gestaltungsspielräume bestehen.
Fallbeispiel zur Anwendung
der PoC-Methode sowie
Auswirkungen von Schätzungs–
änderungen
Die Anwendung der PoC-Methode und die Aus–
wirkungen von Fehleinschätzungen oder Schät–
zungsänderungen sollen anhand eines Fall–
beispiels gezeigt werden: Ein IT-Dienstleister
hat einen Auftrag für ein Projekt erhalten, das
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