Seite 57 - CONTROLLER_Magazin_2008_01

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Zielkostenplanung (Target Costing)
Am Beispiel eines Rentenversicherungsträgers
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von Edgar Thamm, Leipzig
öffentliche Verwaltungen stehen periodisch im–
mer wieder vor der Frage, ihre Effektivität und Ef–
fizienz verbessern zu müssen. Zum Einsatz kom–
men dann die bewährten Instrumente aus der
Organisationswissenschaft, die in der öffent–
lichen Verwaltung traditionell eine hohe Bedeu–
tung haben. Betriebswirtschaftliche Ansätze
finden sich in den wenigsten Fällen.
MH
Organisa–
tionslösungen (z.B. Stellenkegel, Stellenbewer–
tung) können jedoch grundsätzliche Entschei–
dungen, welchen „strategischen" Weg die Orga–
nisation mittel- bis langfristig gehen will, nur in
den seltensten Fällen optimal getroffen werden.
Am Beispiel des Rentenversicherungsträgers in
Mitteldeutschland soll gezeigt werden, dass mit
der Zielkostenplanung, einer ökonomischen Me–
thode, strategische Fragestellungen in öffent–
lichen Verwaltungen beantwortet werden können.
Konzept der Zielkostenpianung
(Target Costing)
Die Entwicklung der Zielkostenplanung (target
costing) wird in der Literatur allgemein dem Un–
ternehmen Toyota zugeschrieben. Dort ist es in
den 1960er Jahren ausgestaltet und, wie an der
Entwicklung des Unternehmens zu sehen ist,
neben anderen Methoden erfolgreich eingesetzt
worden. Das Konzept beruht auf einer einzigen
Frage: Was muss sich in der Organisation verän–
dern, damit der (Verkaufs-) Preis für das Produkt
„XYZ" nicht höher ist als der des Wettbewer–
bers? Diese Sichtweise durchbricht die traditio–
nelle betriebswirtschaftliche Vorgehensweise
der Preisbildung, der „Kosten-plus-Denkweise".
Das Neue an der Zielkostenplanung ist die um–
gekehrte Denk- und Vorgehensweise. Ausge–
hend von einem Wettbewerbspreis wird der Kos–
tenanteil errechnet, der maximal auf den jewei–
ligen Kosten- bzw. Herstellstufen anfallen darf.
Die idealtypische Vorgehensweise bei der Ziel–
kostenplanung sieht folgendermaßen aus:
• ZielkostenfindungZ-planung,
• Zielkostenspaltung,
• Zielkostengestaltung.
In der Literatur werden die folgenden Ansätze
genannt, wie die Zielkosten ermittelt wer–
den können:
• Market Into Company-Ansatz. Dieser An–
satz leitet die Zielkosten aus den gegebenen
Marktbedingungen ab.
• Out of Company-Ansatz: Basiert auf den
technischen und materiellen Gegebenheiten
der jeweiligen Organisation.
• Out of Standard Costs-Ansatz: Dieser An–
satz orientiert sich an den Standardkosten.
• Into and out of Company-Ansatz: Kombi–
nation von Market into Company- und Out of
Company-Ansatz.
• Out of Competitor-Ansatz: Basiert auf den
Analysen bei direkten Wettbewerbern (z.B.
über ein Benchmarking).
Aus der Zielkostenfindung ergeben sich je nach
Entscheidung unterschiedliche Planungsansät–
ze. Ein „Zielpreis", der über ein Benchmarking
ermittelt wird, führt zu anderen Planungsgrund–
lagen als eine Zielfindung, die sich auf die Stan–
dardkosten bezieht.
Die Zielkostenspaltung hat die Aufgabe, die
Produkte hinsichtlich ihres Nutzwertes
(z.B. Haltbarkeit, Funktionalität, Qualität)
für die Kunden und hinsichtlich ihres Be-
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