Seite 56 - CONTROLLER_Magazin_2008_01

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Interview: Controlling im Mittelstand
Kunden Wettbev\/erbsvorteile schaffen, die es
ohne diese Systemausgestaltung nicht gäbe.
Dadurch erbringen sie unmittelbare Führungs–
leistungen. Sowohl IWanager als auch Controller
dienen dem Ziel Unternehmenserfolg. Sie unter–
scheiden sich in ihrem spezifischen Beitrag.
(Manager betreiben das Geschäft, Controller
konzipieren und nutzen Führungssysteme. Sie
betreiben diese Systeme zum einen, um den
notwendigen Informationsbedarf für eine ord–
nungsgemäße Unternehmensführung, u. a. im
Hinblick auf gesetzliche Anforderungen zu erfül–
len, wie wir derzeit z B. an
der
„Compliance-
Diskussion" sehen, aber auch und nicht zuletzt
zur Erzielung von Wettbewerbsvorteilen als Vor–
aussetzung zusätzlicher Ertolgsbeiträge. Die
Methoden- und Systemarbeit der Controller
muss sich stets fragen lassen, ob sie einerseits
eine gute Unternehmensführung und
-Steue–
rung, und zwar in einem angemessenen Perfek–
tionsgrad ermöglicht, und ob sie andererseits
auch Wettbewerbsvorteile und damit zusätzliche
Erfolgsbeiträge generiert. Hinsichtlich der Schaf–
fung
von Wettbewerbsvorteilen überschneiden
sich Controller und Manager in ihrem Erfolgs-
Engagement. Allerdings liegt bei Controllern der
Akzent auf der Ausgestaltung und Nutzung der
Führungssysteme und bei Managern auf der
zielorientierten Führung und Entwicklung des
Unternehmens, beispielsweise durch eine er–
folgreiche Gestaltung des Geschäftsmodells.
Biel:
Bitte lassen Sie mich eine Zusammen–
fassung versuchen. Die deutsche Bundes–
kanzlerin hat in einem Geleitwort zu einem
Praxishandbuch Mittelstand (siehe Infokasten
Mittelstand) davon gesprochen: „Aber die
entscheidenden Faktoren für den Markterfolg
müssen die Unternehmerinnen und Unterneh–
mer natüdich selber erkennen und nutzen". Ihr
Ansatz, Herr Prof Dr. Link, bezieht sich genau
auf diesen Punkt, nämlich durch verstärkte
Marktorientierung des Controllings Controller
gezielt dazu zu befähigen und anzuregen,
dass mittelständische Unternehmen ihren
Markterfolg finden und umsetzen. Dass dieser
Ansatz in die richtige Richtung weist und auch
praktisch machbar ist, zeigt beispielhaft auch
die Verleihung des letzten ControllerPreises.
Der „ControllerPreis" des 32. Congresses der
Controller im Jahre 2007 ging an das Control–
ling-Team der Hansgrohe AG, Schiltach. Die
Jury des Internationalen Controller Verein hat–
te „Sales Up! - Wachstum gegen den Trend"
als die „mustergültige Controlling-Lösung"
des Jahres 2007 gekürt. (Siehe Controller
Magazin 05 / 2007, Seite 449.) Hierzu erklär–
te Siegfried Gänßlen, CFG bei Hansgrohe AG
auf Nachfrage: „Sales Up steht durch die ge–
lungene, strategische Verknüpfung von Con–
trolling und Vertrieb beispielhaft für eine mo–
derne Auffassung von den Aufgaben eines
Controllers und seiner Rolle im Unternehmen".
Gänßlen ist zugleich Vorstandsvorsitzender
des Internationalen Controller Verein e. V. In–
sofern hat sein Statement zugunsten unseres
Themas und Anliegens Gewicht.
Bemerkenswert ist, dass mittelständische Un–
ternehmen weltweit eine erhebliche Bedeu–
tung haben. So macht z. B. das Ifo-Institut
darauf aufmerksam, kleine und mittlere chi–
nesische Firmen (KMU) produzieren 68 Pro–
zent aller chinesischen Exporte. Dieser Anteil
ist sehr viel höher als in anderen Ländern. Da
die chinesischen Exporte auch doppelt so
schnell wie die Wirtschaft selbst - gemessen
am BIP - wachsen, tragen chinesische mittel–
ständische Unternehmen einen Großteil des
Wachstums (IFO Pressemitteilung vom
27.072007). Ein weiterer Grund, den mittel–
ständischen Unternehmen insgesamt viel
mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Besonders erwähnenswert ist nicht zuletzt,
dass der „Kasseler Controllingakzent" die Con–
troller dazu aufruft, ihr Controllingkonzept
markt- und zukunftsbezogen zu gestalten. Zu–
dem müssen sich in diesem Sinne Controller
nicht nur daran messen lassen, ob sie die Vor–
aussetzungen für eine sichere und angemes–
sene Unternehmenssteuerung schaffen, son–
dern auch nach ihrem Anteil an der Schaffung
von Wettbewerbsvorteilen und Erfolgsbeiträgen.
Herr Prof. Dr. Link, ich darf Ihnen - auch im Na–
men unseres Herausgebers und unserer Lese–
rinnen und Leser - für dieses interessante und
aufschlussreiche Gespräch herzlich danken.
Ich danke Ihnen für die ausgesprochen ange–
nehme und förderliche Atmosphäre der Zusam–
menarbeit. Es hat mir viel Spaß gemacht, mit
Ihnen diesen Beitrag zu erarbeiten. Der Dialog
mit Ihnen war mir eine Bereicherung. Persön–
lich war es für mich ein ganz großartiges Ge–
fühl, nach vielen Jahren wieder einmal „Kassler
Hochschulboden" betreten zu dürfen. Ich bin
heute noch allen dankbar, die mir hier betriebs–
wirtschaftliches Wissen vermittelt haben und
ganz besonders den Hochschullehren, die mir
das kritische und eigene Denken nahe gebracht
und damit die Weichen für meinen späteren
Weg in den Fachjournalismus gestellt haben.
Anmerkung:
Ich möchte unsere Leserinnen
und Leser für eine mögliche vertiefende Aus–
einandersetzung mit den ÜbeMegungen von
Prof. Dr. Link noch auf Bücher aufmerksam
machen, die im Text angeklungen sind:
Link:
Führungssysteme, Strategische Herausforde–
rung für Organisation, Controlling und Perso–
nalwesen, 3., überarbeitete und erweiterte Auf–
lage, München 2007 sowie
Link / Weiser:
Marketing-Controlling, Systeme und Methoden
für mehr Markt- und Unternehmenserfolg,
2., vollständig überarbeitete und erweiterte
Auflage, München 2006.
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Intokasten zum Thema Mittelstand
Alltagssprachlicfi sind die Konturen des Begriffs Mittelständische Unternehmen äußerst unscharf, da der Standesbegriff aus einer mittlerv»eile tiistorischen gesellschaftlichen
Entwicklungsptiase stammt. Aucfi tacfispractilicti gibt es keine eintieitliche Normierung, sondern versctiiedene Konzeptionen. Quelle. Kötiler / Küpper / Pfingsten: Handwör–
terbuch der Betriebswirtschaft, Stuttgart 2007, Spalte 1.232 f. (Schätfer-Poeschel-Verlag). DieWirtschaft - nicht nur - in Deutschland ist von kleinen undmittleren Unter-
netimen (KMU) geprägt. 99,6 % (ca. 3,2 Mio.) aller USt-pIlichtigen Unternehmen in Deutschland gehören zu den KMU. Sie stellen etwa 70 % aller Arbeitsplätze, tragen zu
43 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und generieren 53 % der Bruttowertschöpfung, 80 % aller Ausbildungsplätze werden von KMU bereitgestellt, etwa 45 % aller Bruttoin–
vestitionen werden von ihnen getätigt. Quelle: Freidank / Lachnit / Tesch: Vahlens Großes Auditing Lexikon, München 2007, S. 792 (Verlag Vahlen). Damit sind sie ein wich–
tiger Wachstums- und Beschäftigungsmotor in Deutschland. Vor allem junge, forschende und innovative Mittelständler stehen für einen aktiven Struktunwandel, der die lang–
fristige Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft sichert. Quelle: Geleitwort der Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland zum Buch: Haasis/Fischer/Simmert:
Mittelstand hat Zukunft. Wiesbaden 2007 (Gabler Verlag).
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