Seite 78 - CONTROLLER_Magazin_2005_03

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3/05 - Har tmut Volk
DIE BESTE KRISENVORSORGE
IST DIE ÜBERLEGTE VOR–
BEREITUNG AUF MÖGLICHE
UNTERNEHMENSKRISEN
Diplom-Betriebswirt Hartmut Volk arbeitet als
selbständiger Wirtschaftspublizist. Er lebt in
Bad Harzburg
von Hartmut
Volk,
Bad Harzburg
Für Professor Dr Laurent F Carrel''"', der
an der Universi tät Bern und am Execut ive
MBA der Universi tät Zürich lehrt , sollte
die Fähigkeit, mi t Krisen umz ug e h e n , ein
s e l bs t ve r s t änd l i che s Bet r iebsziel sein.
Denn, so der ausgewi e s ene Krisen- und
St rategieexper te , noch nie wa r es so ris–
kant wie heu t e , auf den no rma l en Ge–
schäf t sgang zu ve r t r auen . Ha r tmu t Volk
ba t Professor Carrel um Denkan s t öße zur
bet r iebl ichen Kr i senkompe t enz .
Was macht ein Unternehmen krisen–
anfällig?
Krisenanfällig wird ein Betrieb, we nn er
sich mange lhaf t auf kr i senhaf te Entwick–
lungen vorberei tet . Zum Beispiel, wenn
ve r s äumt wird, Über i egungen zur Krisen-
*i
Prot Dr. iur. und Recht sanwa l t Laurent F. Carrel
ist Chef der St rat eg i schen Führungsausbi ldung im
Bund (Schweiz): In s e i nen Aufgabenbere i ch fällt die
Wei terbi ldung der Spi tzen der Bunde s ve rwa l t ung
und der Stäbe de s Bunde s ra t e s mi t Schwe rgewi ch t
Führung in Krisen, St rat eg i eges ta l tung und Förde–
rung der Leadership Qual i täten. Er übt e inen Lehr–
auftrag an der Universi tät Bern aus und unterrich–
t e t am Execut i ve MBA der Un i ver s i t ä t Zürich
Strategie Leadership. Carrel ist Genera l s tabsobers t
a.D., Gründungsmi tgl ied und Mitglied im Governing
Council der European Crisis Manag emen t Academy .
Sein jüngs t e s Buch „Leadership in Krisen. Ein Hand–
buch für die Praxis" ist kürzlich im Verlag Neue
Zürcher Zei tung er s ch i enen .
Vorbeugung, abe r auch Krisenvorberei–
t ung zu entwickeln. Die Krisenanfällig–
keit wä ch s t ebenfalls, wenn dur ch l eb t e
Turbul enzen ni cht kon s e qu e n t ausge –
we r t e t und e r kann t e Schwachs t e l l en be–
seitigt werden. Es ist eigentlich
unfassbar,
w i e rasch nach he ikl en Ereigni ssen im–
mer wi ede r zur Tagesordnung über–
g e g ang e n wird.
Nicht mi nde r ers taun–
lich ist abe r auch , wie
s ich viele Be–
tr i ebs inhaber und Führungskräfte ge–
g e n e ine kri t ische Aufarbei tung von
Feh l entwi ck l ungen oder - l e i s tungen
s t räuben ;
n i ch t zu l e t z t , weil Verant–
wor tungs f ragen dami t ve r bunden sind.
Im un t e r nehme r i s chen Sinn wird imme r
wi ede r ve r kann t , d a s s ge r ade
Krisen
auch die Wegberei ter für Innovat ion,
Veränderung und n e u e n Erfolg
sein
können . Und schl ießl ich sind Bet r iebe
krisenanfällig, wenn es auf der Chefetage
an fähigen Persönlichkeiten fehlt, die nicht
nur als Schönwe t t e r kap i t äne brillieren
können , sonde r n auch in un t e r nehme r i –
s chem Wi ldwasser zu navigieren, zu füh–
ren und zu kommun i z i e r en ver s t ehen .
Wodurch schliddert ein Betrieb aller
Erfahrung nach zuverlässig In die
Krise?
Weil da s Un t e r nehmen nicht ode r unzu–
reichend auf kr i t ische Si tuat ionen vorbe–
rei tet ist. Das zeigt die Erfahrung wi eder
und wieder! Und natür i ich ist auch sehr
deut l ich auf die mensch l i che Komponen–
t e zu ve rwe i sen : Selbstkr i t isch geben
bef ragte Un t e r n e hme r u n d Führungs –
kräfte - nicht nur von mi t t leren und klei–
nen Bet r ieben, s onde r n auch von be–
d e u t e nd e n Firmen - u n umwu n d e n zu,
d a s s viele Un t e rnehmenskr i sen aufgrund
klarer Fehl ent sche idungen de r Chefetage
h a u s g ema c h t sind.
Welche Frühwarnzeichen gibt es?
Neben den im Wirtschafts- wie Finanz–
bereich große r Un t e r nehmen hoch ent–
wickel ten F r ühwa r n s y s t emen ist hier mi t
Blick auf mi t t lere und kleine Betriebe vor
a l l em auf d a s s o g e n a n n t e
Si tuat i on
Moni toring
hinzuwe i sen. Es ist gleichbe–
deu t end mi t einer Nachr ichten- und In–
forma t i onsbescha f fung zur Unters tüt –
z ung der Führung vor der Krise. Dazu
zähle ich un t e r ande r em die sys t ema t i –
sche und rege lmäßige Analyse der Lage,
der Stärken und Schwächen bzw. der
Verwundbarke i t und der Risiken de s Un–
t e r n e hme n s . Se l bs t ve r s t änd l i ch sol l te
auch d a s Issue Ma n a g eme n t sein, also
die Be ob a c h t ung und Ana lyse gesell–
schaft l icher ode r t echno l og i sche r Ent–
wicklungen, die für d a s Un t e r nehmen
von Bedeu t ung sein könn t en . Grundsätz-
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