CM
Controller
magazin 3/05 - Walter Schmidt / Benedikt Sommerhoff
KOSTEN UND
QUALITÄT
- zwei Seiten einer l\/ledaiiie
Dr. Walter Schmidt, Mitglied des
Vorstands und Leiter der IFRS-Pro-
jektgruppe im Internationalen Con–
troller Verein eV
Benedikt Sommerhotf, Leiter des
Deutschen EFQM-Centers
von Walter
Schmidt
und Benedikt
Sommerhoff,
Berlin
Das Controlling ist in der Diskussion. Das
Qua l i t ä t smanagemen t auch . Sie sind in
den Verdacht gera t en , ihren Anforderun–
gen nicht me h r gerecht zu we rden .
Das Controlling wird mi t Herausforde–
r ungen konfrontiert , die sich z. T. a u s der
I n t e r na t i ona l i s i e r ung de r Rechnungs –
l egung ergeben; z. T. au s ve r s t ä r k t en
Dokumentat ionspf l ichten e twa durch da s
Ri s i komanagemen t und dem infolge der
g r oßen Bi lanzskandale in den USA erlas–
senen Sarbanes-Oxley-Act mi t seinen star–
ken Auswi rkungen auch auf eu r opä i s che
Un t e r nehmen ; abe r eben s o au s den An–
forderungen an d a s Ma n a g eme n t des
Intel lektuel len Kapitals (der Intangible
Assets) und d em d ami t v e r bund e n e n
Ma n a g eme n t der Entwicklung und Nut–
zung von Potenzialen. Das en t spr i ng t
nicht allein t heor e t i schen Int eressen der
Gese t zgebe rund Standardset ter , sonde rn
vor al lem ma s s i ven pr ak t i schen Bedürf–
ni ssen bei der Suche nach er schl i eßbaren
We t tbewerbsvor t e i l en.
Bisher ha t dieser Prozess zu einer Zunah–
me der Komplexi tät bet r iebswi r t schaf t –
licher Lösungen geführt , die in der ver–
wi r r enden Vielfalt int erna t iona l er Stan–
da rds für die Rechnungs l egung bei gleich–
zei t iger Tendenz zu me h r Dokument a t i –
onspf l ichten und e idess t a t t l i chen Erklä–
r ungen bezügl ich de r Wahrhaft igkei t be–
t r i ebswi r t scha f t l i che r Au s s agen ihren
derzei t igen Höhepunk t findet.
Diese Entwicklung wird abge l ös t we r den
dur ch einen sich berei t s abze i chnenden
TVend zur Vereinfachung. Die Suche nach
s t ra t egi sch or ient ier ten und auf wesent –
liche Resul tate ausge r i ch t e t en Verant–
wo r t ungs s t r uk t u r en gehör t dazu. Das gilt
eben s o für die Suche nach flexiblen Mög–
lichkeiten der selekt iven Konzent rat ion
be t r i ebswi r t schaf t l i cher Informa t ionen
auf die individuelle Verantwort l ichkei t für
vereinbar te Resul tate. Allmählich beginnt
sich die Einsicht du r chzus e t zen , d a s s ein
Mehr an bere i tges t e l l t en Da t en ni cht
g l e i chbedeu t end ist mi t e i nem Mehr an
Informat ion, sonde r n ehe r zur Desinfor–
ma t i on be i t rägt . Mit d em Trend zur Ver–
einfachung en t s t eh t die Gefahr der Sim–
plifizierung. Die zur einfachen Erklärung
s t ra t egi scher Ziel r ichtungen entwickel–
t en Ursache-Wirkungs-Ket ten we rden in
s imqwp l e l ineare Be r echnungsmode l l e
für Zukun f t sp l anungen umg ewa nd e l t .
Vereinfachte Ans ä t ze zur Erklärung von
Humanpo t enz i a l en führen zu s impl en
Formeln, mi t denen diese Potenziale an–
gebl ich b e s t immt we rden können . Ein–
fache Dars tel lungen der Entwicklung an
den Börsen we r den in s imple ma t h ema –
t i sche Lösungen für die Bewe r t ung von
Firmen e ingebracht .
Den Trend zur Vereinfachung sol l ten die
Controller engagi er t un t e r s t ü t zen ; d em
Trend zur Simplifizierung abe r ma s s i v
entgegent re t en . Dami t stellt sich zugleich
die Frage: Was ist gu t e Qual i tät im Con–
trol l ing? Mü s s e n wir die Komplexi tät
mögl i chs t exakt und umf a s s end wider–
spiegeln ode r ehe r so, d a s s sie uns e r e
Adressa t en au s ihrer Erfahrungswel t her–
au s ve r s t ehen u n d auf der Basis der Con–
trolling-Daten en t sche i den können? Ist
d a s üb e r h a up t ein Wider spruch, mu s s
einfach imme r auch s impel sein? Was
al so ist gu t e s Controlling - wä r e es nicht
an der Zeit, auch übe r ein Qual i täts–
zertifikat für Rechnungswe s en und Con–
trolling nachzudenken , e twa in Richtung
einer ISO-Norm?
Das Qu a l i t ä t sma n a g eme n t ist in ähn–
licher Weise mi t vielfältigen Herausforde–
r ungen konfront iert . In der Entwicklung
z um heu t i gen Qu a l i t ä t sma n a g eme n t
(QM) sind zwei Bewegungen relevant .
Zum einen h a b e n die Fachexpe r t en übe r
l ah r zehn t e eine die Endproduk t qua l i t ä t
kont rol l ierende Qual i tät sprüfung zu ei–
n em alle Aspek t e der Pl anung und de r
Prozesse be t r a ch t enden Qua l i t ä t smana –
g eme n t entwickel t . Dies ha t - wie beab–
sicht igt - zu erhebl i chen Ei nspa rungen
geführt . Mei lenstein dieser Entwicklung
wa r die Formul ierung zunä ch s t nat io–
naler, d a nn Int erna t iona l er Regelwerke,
be s onde r s der ISO 9 0 0 1 , die zur Basis für
die Zertifizierung der Qua l i t ä t smanage –
me n t s y s t eme ganze r Br anchen gewor–
den ist.
Dabei ist eine differenzierte Bewe r t ung
no twend i g . Die Zertifizierungswelle wa r
sowohl Fluch als auch Segen. Aktionis–
mu s un t e r ex t e r nem Druck ha t einersei ts
oft wenig effiziente Sys t eme geschaffen,
erns thaf t e Ums e t zung au s eigener Moti–
va t ion ha t anderer se i t s erhebl i che Ver–
be s s e r ungen herbeigeführ t . In einer zwei–
t en Bewegung h a b e n in der mi t t leren
Ph a s e d i ese r En twi ck l ung die Unter-
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