CM
Controller magazin
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g e n omme n e n Leistungen be s ch r änk t . So
wu r de z. B. die
gutachterl iche IFRS-
Bewer tung der Pens i onen von exter–
n e n Aktuaren vo r g enommen .
Auch bei
der
Ermittlung der Marktwerte von Im–
mobi l i en,
die nach lAS 40 als Inves tmen t
Proper t ies a n z u s e h e n sind, wu r den un–
sere Immobi l ien-Exper ten dur ch ex t e rne
Exper t en unt er s t i j t z t . Da rübe r h i nau s
beg l e i t en un s unsere Wirtschaftsprüfer
bei de r Ums t e l l ung im Rahmen ihres
Prüfungsauf t r ages , s ind j edoch n i ch t
selbs t an de r Ums t e l lung beteiligt.
Um eine mögl i chs t effektive Verbrei tung
de s IFRS Know-hows zu erreichen, h a b e n
wir d a s
„TVain the irainer"-Konzept zur
Schu l ung unserer Mitarbeiter ange–
wende t .
Hier wu r den in einer ers ten Stu–
fe wel twei t übe r 200 Trainer dur ch exter–
ne Referenten in drei tägigen Semi na r en
geschul t . Diese Trainer haben d a nn im
sog. Schneeba l l sys t em wi ede r um ihrer–
sei ts eintägige Seminare für Mi tarbei ter
in den Rechnungswesen unserer Konzern–
gese l l scha f t en a b g e h a l t e n . Auf d i ese
Weise wu r den berei t s zusätzl ich ca. 530
Mi tarbei ter de s Konzerns geschul t und
wei tere Verans tal tungen sind geplant . Auf
diese Weise konn t en wir in einer relativ
ger ingen Zeit eine wei te Verbrei tung der
benöt igt en IFRS-Kenntnisse erreichen und
eine breite
Mi t arbe i t erbas i s für die Be–
a n two r t ung inhal t l icher Frages tel lungen
schaffen. Derzeit s amme l n wir bei der
Erstel lung der er s t en IFRS-Vergleichsab-
schlüsse Erfahrungen, wo bzw. ob ggf.
noch wei terer Schulungsbedar f be s t eh t .
Aufgrund dieser Erkenntni sse we rden wir
in 2 0 0 5 eine wei tere Schu l ungs r unde
zent ral initiieren.
Darüber h i naus ist zu e rwähnen , das s da s
Konzernhandbuch der Rechnungslegung,
da s allen ThyssenKrupp Konzerngesell–
schaften zugängl ich ist, um die einschlä–
gigen lAS/IFRS-Vorschriften neben den im
laufenden Geschäftsjahr noch anzuwen–
denden US GAAP erwei tert wurde .
In t e r es san t ist in e i nem i n t e rna t i ona l en
Konzern auch de r Umgang mi t der Spra–
che . Die me i s t en Schu l ungen s ind in
Deut sch ode r Englisch geha l t en worden .
Sowei t erforderlich, h a b e n wir abe r auch
span i s che oder französische Schulungen
im Angebot , um hier keine künsd i chen
Hürden z um Vers tändni s der Mater ie zu
er r ichten.
ICV:
Die Einftihrung der IFRS wird in der
Fachwel t dur ch viele Di skuss ionen u n d
Kommentare begleitet. Da ist
z.
B. die
Rede vom Pa r ad i gmenwechse l bis hin
zur Revolut ion im Re c h n u n g swe s e n .
Sehen Sie dar in eher eine begl e i t ende
Rhetorik ode r kann die IFRS-Einführung
auch ein Ans t oß zu Ve r ände rungen und
Ve r b e s s e r u n g e n b e d e u t e n ? Ist d i e s e
Ums te l lung ehe r eine Pf l ichtübung ode r
bietet sie auch Chancenpot enz i a l e?
TK:
Die Einführung der IFRS wi rkt sich für
Un t e r nehmen , die bi sher na ch HGB bi–
lanzieren, grundsä t z l i ch ande r s au s als
für Un t e r nehmen , die bi sher z. B. - wie
ThyssenKrupp - berei t s nach US GAAP
bi lanzier t haben . Viele der ehema l i gen
HGB-Anwender we rden in den IFRS zu–
nä ch s t nur eine bloße Ums e t zung einer
EU-Anforderung sehen . Die Chancen ei–
nes ve r be s s e r t en Zugangs zu den Kapi–
t a lmä r k t en und zum Finanz-Know how
wird sich wahrscheinl ich erst mittelfri–
stig realisieren. Für die (allerdings relativ
kleine Zahl) ehema l iger US GAAP-Anwen-
der stellt der Übergang auf IFRS letztlich
keinen Pa r ad i gmenwechse l d a r
ICV:
Die Leser innen und Leser von Con–
troller Magaz in als der g r öß t en Fachzeit–
schrift für Controlling im deu t schspr a –
chigen Raum interessier t sicher, we l che
Auswi rkungen Sie auf das Controlling
s ehen .
Wie wird einersei ts IFRS an da s
Controlling a ng e bund e n , um da s exter–
ne und int erne Rechnungswe s en - so–
wei t wie mögl ich - zu vereinhei t l ichen
und zu s t andardi s i eren? Und wie wird
anderer se i t s d a s Controlling in die IFRS-
Ums t e l lung e i ngebunden?
TK:
Das bi sher bei ThyssenKrupp üb–
liche Vorgehen de s Zugriffs auf eine ein–
hei t l iche Da t enbas i s wird auch wei terhin
Be s t and h a b e n . Die Ums t e l l ung von
US GAAP zu IFRS wird auf ihre Auswir–
kungen auf d a s bei ThyssenKrupp einge–
s e t z t e
we r t o r i en t i e r t e Kennz ah l en –
s y s t em
hin analysier t . So we rden sich
e r g e b e nd e An s ä t z e zur n o t we n d i g e n
Anp a s s ung de s Sys t ems identifiziert.
ICV:
Neben der Durchgängigkei t zwi–
s chen Ex t e r nem u n d I n t e r nem Rech–
nung swe s en einschl ießl ich Pl anung ist
auch zu be t r ach t en die Integrat ion zwi–
s c h e n Kon z e r nb e r i c h t e r s t a t t ung u n d
Konze rns t eue rung sowi e St eue rung der
Einzelgesel lschaften durch den Konzern
und die Operat ive St euerung in den Einzel–
gesel lschaften. Welche IFRS-Integrations-
tiefe s t r eben Sie an?
TK:
Bereits un t e r un s e r em bi sher igen
Re chnung s l egung s s t anda r d , US GAAP,
h a b e n wir s t r ingent u n d dur chgäng i g die
s t eue r ung s r e l evan t en Kennzahlen auf
Basis un s e r e s ex t e r nen Ber ichters tat –
t ungsmode l l s entwickel t .
Es gab und
wird auch unter IFRS nur e i nen Bericht–
ers tat tungss trang g eben , aus d em di e
externe Rechenschaf t s l egung und di e
Kennzahl en der int ernen St euerung
abge l e i tet werden .
Dies erfordert zwin–
gend, d a s s alle re l evant en Sachverha l t e
nach e i nem einhei t l ichen u n d verbind–
lichen Schema am Ort ihrer wirtschaft–
lichen En t s t ehung erfasst werden . Mit
ande r en Wor ten: Wie bi sher na ch US
GAAP we r den auch künftig bei allen Ein–
h e i t e n d i e S a c h v e r h a l t e n a c h d e m
konzerneinhei t l ichen Rechnungslegungs–
mode l l vol l s tändig erfasst . Es wird im
Regelfall keine Top-Level-Anpassungen
oder Al t erna t ivdar s t e l lungen auf unter–
schiedl ichen Ebenen geben .
„Single Ver–
s ion of the Truth"
ist hier d a s St ichwort .
ICV:
Und wie ordnen Sie den
„Kalkulato–
rischen Ansatz"
ein in eine durch IFRS
gep r äg t e Rechnungswesenwe l t ?
TK:
Sie spr echen hier ein wesent l i ches
Konfliktfeld an . Der von u n s verfolgte
Ansa t z einer im Wesent l ichen gleichlau–
fenden i n t e rnen und ex t e rnen Berichter–
s t a t t ung s t eh t in e inem na tür l i chen Kon–
flikt mi t dem Bes t reben der Promo t or en
von IFRS, z u n e hm e n d
ob j ek t i v i e r t e
Marktwerte in die externe Rechnungs –
l egung einzuführen.
Externe Adressa–
t en interess ieren sich letztlich nicht für
die Innens i cht de s Un t e r nehmen s , son–
dern fiJr
Opportuni täten außerhalb d e s
Unt ernehmens ;
da s Un t e r nehmen an–
derersei ts mu s s nach den relevanten, also
be e i n f l u s s ba r en P a r ame t e r n s t e u e r n ;
hierbei sind p r imä r un t e r nehmens i n t e r –
ne Oppo r t un i t ä t en relevant . Letzteres
me i nen Sie wohl mi t d em kalkulatori–
schen Ansa t z . Der Konflikt ist nicht neu,
sonde r n so alt wie die Rechnungs l egung
könn t e ma n sagen . Bislang ist es gelun–
gen, die konfliktären Interessen auszu-
gleichen. Das letzte Mal, als dies nicht
me h r gelang, da s wa r bei der tradi t ionel–
len HGB-Rechnungslegung der Fall, wa–
ren die Konsequenzen gravierend, sowohl
für d e n HGB - R e c h n u n g s l e g u n g s -
standard, der w e g e n se iner einsei t ig
s teuer l i chen Ausrichtung international
und i rgendwann auch nat ional ni cht
mehr relevant war.
Aber auch für die
i n t e r n e Re c h n u n g s l e g u n g d e u t s c h e r
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