Seite 75 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

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Controller magazin
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Kenntnissen gibt es keinen Königsweg der
Umstel lung, bei dem die Chancen genu t z t
und die Risiken vermieden werden.
G.:
Die Conversion-Projekte s ind du r ch
eine e no rme Aufgaben- und interakt ions-
Komp l ex i t ä t g e k e n n z e i c h n e t . We l che
Schwe r punk t e s e t zungen könn e n in die–
s em Zu s amme n h a n g zur Komplexi täts–
redukt ion be i t ragen? Was sind Ihrer Mei–
nung nach die kr i t ischen Erfolgsfaktoren
in Conversion-Projekten?
B.:
Ich me i ne die Konzent rat ion auf die
Be s t and s au f nahme u n d eine detai l l ierte
Anforde rungs - u n d Gap-Analyse s ind
Schwe r punk t s e t zungen , die zur Redukti–
on de r Komplexi tät be i t r agen können .
Ein gut organi s ier tes und durchgefiJhr-
t e s Pr o j ek tmanagemen t ist ein kr i t ischer
Erfolgsfaktor bei der Ums t e l lung auf die
IFRS.
Fragenkomplex 7: Qualität der Inter–
national Financial Reporting Standards
G.:
Die Ans i cht en ijber die Qual i tät der
Int erna t iona l Financial Repor t ing Stan–
da r ds gehen wei t a u s e i n a nd e r Die IFRS
können einersei ts Transparenz und Klar–
hei t für den In t e r es sen t en erzeugen , an–
derersei t s können sie da zu bei t ragen, die
subjekt iven Ans ichten de s Ma n a g eme n t
s t ä rke r zu gewi ch t en als die ökonomi –
sche Realität . Wie ist Ihrer Me inung na ch
die Qual i tät der IFRS in de r aktuel len
Si tuat ion?
B.:
Aus Sicht der prakt i schen Controller
k omm t e s m. E. da r auf an , d a s s die
Int e r essensve r t r e tungen darauf hinwir–
ken, da s s die St anda rds prakt ikabel sind.
Dies bedeu t e t z. B., da s s die derzei t zu
beobach t ende ungeb r ems t e Dynamik der
Veränderung und Wei terentwicklung ei–
ner St euerung und Kontrolle bedürfen.
Aber auch, da s s die IFRS nicht den US-
GAAP in ihrer Detailfülle folgen und den
Praktiker hilflos anges i cht s sehr umfang–
reicher Regelungen und Komment ierun–
gen werden lassen.
G.:
Durch die Einführung der IFRS werden
die Mi tarbei ter mi t zahl reichen neuen
Begrifflichkeiten wie Assets , Liabilities etc.
konfrontiert. Welche Begrifflichkeiten sind
au s Controllersicht kritisch zu sehen?
B.:
Man mu s s die Begriffe sorgfältig ver–
gleichen, weil die Inhal te nicht imme r
übe r e i ns t immen und sich insofern ande r e
Au s s agegeha l t e e r geben können . Bei–
spielsweise geht der Begriff „Asset" der
IFRS übe r den Begriff des Vermögens–
gegens t ande s des HGB hinaus . Der Begriff
„Asset" be inha l t e t ande r s als der Ver–
mögensgegens tandsbegr i f f des HGB auch
R e c h n u n g s a b g r e n z u n g s p o s t e n u n d
Bi lanzierungshi l fen. Dagegen umf a s s t
„Liability" nach IFRS weniger als der Be–
griff Schulden nach dem HGB, denn in der
Regel werden die Rückstel lungen bei ei–
nem IFRS-Abschluss niedr iger sein als
nach einem HGB-Abschluss. Insofern ist
Vorsicht g e bo t e n bei e i nem s c h ema –
t i schen Vergleich.
G.:
Ist die Qual i tät der Informat ionen, die
dur ch IFRS vermi t tel t werden, für da s
Controlling ausreichend, um seine Auf–
gaben zu erfüllen? Bekommt da s Con–
trolling durch die IFRS-Informationen ge–
genübe r den HGB-Informationen bessere
St euerungs - und Int erpre t a t ionsgrund–
lagen?
B.:
Die IFRS sind nach meiner Überzeu–
gung
ein Informations- und weniger ein
Steuerungs instrument .
Daher weisen sie
auch unterschiedl iche Zielsetzungen, An–
forderungen und Ausprägungen auf Nach
vorher r schender Auffassung sind die IFRS
ungleich „betriebswirtschaftlicher" als da s
HGB und s t ehen insowei t dem Controller
me t hod i sch n ä h e r
Fragenkomplex 8: Das neue Be–
wertungskonzept des Fair-Value
G.:
Durch die Bilanzierung nach IFRS wird
da s Bewer tungskonzept des Fair-Value
vers tärkt bei der Bewer tung von Bilanz–
pos i t ionen verwende t . Baetge u.a. spre–
chen vom sog. Fair-Value-Accounting,
wo d u r c h Ve rmögen zu Ma r k t we r t e n
a n g e s e t z t wi r d . Kr i t iker s t e l l en d i e
Bewertungs-Willküriichkeit von nicht or–
dent l ich ma r k tmäß i g zu h a ndh a b e nd e n
Ve rmögenswe r t en he r au s . Das Frame
work der IFRS sieht durch die Fair-Value
Bewer tung eine Me thode , um die realisti
sehen Ve rmögenswe r t e de s Un t e rneh
me n s zu ermi t teln („True- and Fair-View")
Welche negat ive Konsequenzen können
durch eine Fair-Value-Bilanzierung ent
s t ehen? Kann der Controller seine Auf
gaben der Steuerung, Koordination und
Transparenz durch IFRS-/Fair-Value-Daten
besser erfüllen als durch die bisher igen
internen Daten?
B.:
Ich h a b e gegenübe r dem Fair-Value-
Ansa t z , so b e s t e c h e nd d i eses Prinzip
theore t i sch auch ist,
als Praktiker Vor–
behal te .
Die erforderl ichen Markt- und
Z e i t we r t e
s t e h e n
in
g e n ü g e n d
vedäss l i cher Form oft nicht zur Verfü–
gung . Eine der wesen t l i chen Neuerun–
gen, we l che die IFRS gegenübe r d em HGB
mi t sich br ingt , ist die Forderung, be–
s t immt e Ve rmögenswe r t e und Schulden
mi t d em Fair-Value zu bewe r t en . Der Be–
griffwird im Glossar der deu t schspr ach i –
gen Ausgabe der lAS 2 0 0 2 übe r s e t z t als
„Betrag, zu d em ein Vermögenswer t zwi–
schen sachvers tändigen, vertragswilligen
u n d v o n e i n a n d e r u n a b h ä n g i g e n Ge–
schä f t spa r t ne rn ge t aus ch t we rden könn–
te, kurz ' beizulegender Wert ' bezeichnet . "
Eine
Fair
-Value-Bewer tung s e t z t d e n
Marktpre i s an die Stelle de s ursprüngl i–
chen Anschaf fungsprei ses . Dies bedeu–
t e t eine Abkeh r von h e r kömml i c h em
Bi lanzdenken. Eine du r chgehende An–
we n d u n g wü r de im Vergleich z um Vor–
jahr nicht meh r den Ausweis des Perioden–
gewinnes , sonde r n die
Veränderung d e s
Un t eme hme n swe r t e s
anze igen. Diese
Veränderung be r uh t e abe r auf einer Viel–
zahl von Einf lussgrößen wie Preisein–
flüsse, Einflüsse vom Wel tmarkt , Ände–
r ungen der We t t bewe r bsbed i ngungen ,
Kur sänderungen usw. Insofern hande l t
e s s i ch u m e i n e k omp l e x e Ver–
ände r ung s g r öße . Dieser Ansa t z n a hm
e twa 1990 in den USA konkre t e Gestal t
an und wu r de vom lASC aufgegriffen.
Dieses Konzept wird wel twei t kont rovers
diskut ier t . Bislang gibt es offenbar in den
Gremien keine Mehrhe i t für einen völli–
gen Pa r ad i gmenwechse l , so d a s s ma n
dieses Bewer tungspr inz ip auf einige An–
wendungsgeb i e t e derzei t be s ch r änk t wie
z. B. Folgewer tung von Sachan l agen ge–
m ä ß lAS 16.29, als Finanzinves t i t ionen
geha l t ene Immobi l ien nach lAS 4 0 . 2 4 /
40 . 30 oder bei immater iel len Vermögens–
we r t en nach lAS 38 . 64 .
Fragenkomplex 9: Beeinflussung
von Performance Measurement und
Bilanzanalyse
G.:
Welche Ve r ände rungen h a b e n die
Effekte der Bi lanzkennzahlen sowie der
Performance Measur emen t -Größen auf
ext erne Adressaten und interne Adressa–
ten? Welche Ma ß n a hme n ha t da s Mana–
gemen t des Un t e r nehmens zu ergreifen,
um diese Effekte zu prognost izieren, kom–
munizieren und zu verarbei ten?
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