Seite 73 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

Basic HTML-Version

CM
Controller magazin
6/04
die Op t imi e rung de s Konsol idierungs–
p r o z e s s e s u n d ggf. die Erfüllung de r
Prüfungsanforderungen sein.
G.:
Ein Element der Ha rmon i s i e rung von
i n t e rnem und ex t e r nem Rechnungswe–
sen ist de r
Verzicht auf kalkulatorische
Größen in der internen Kostenrech–
nung .
Gibt es Si tuat ionen, in denen eine
St eue rung auf Basis der kalkulator i schen
Größen einer St eue rung auf Basis auf-
wa nd s - / e r t r a g s b a s i e r t e r Größen über–
legen ist?
B.:
Die kalkulator ischen Kosten spielen z.
B. bei Angebot s- und Projekt rechnungen
in ver schi edenen Branchen eine große
Rolle. Der bi lanziel le Ab s ch r e i bung s –
aufwand dient eher der Verteilung de s
I nv e s t i t i on s a u fwa nd e s ü b e r die Nut–
zungszei t . Hingegen dient die kalkulato–
r ische Abschre ibung der Wiedergewin–
nung de s Cash-Flows zur Reinvestition. le
nach Rechenzweck kann es no twend i g
sein, im Sinne einer e rgänzenden Zusatz–
r echnung auch kalkulator ische Betrach–
t ungen anzus tel len. M. E. bieten die IFRS
einen relativ we i t gehenden Gestal tungs–
spiel raum, der den e rgänzenden Einsatz
von z. B. kalkulator ischen Abschreibun–
gen auf begründe t e Ausnahmen begrenzt .
Fragenkomplex 3: Beeinflussung der
Controlling-Instrumente durch die
Einführung der lAS/IFRS-Grundsätze
G.:
Der Controller ha t zur Erfüllung seiner
Aufgaben eine Anzahl an I ns t r umen t en
und Me t hoden in se i nem Werkzeugka–
sten, die in s t r a t eg i sche u n d opera t ive
Werkzeuge differenziert we r den können .
Müs s en durch die IFRS d i esem Werkzeug–
ka s t en n e u e I n s t r umen t e hinzugefügt
we rden bzw. we rden bi sher ve rwende t e
I ns t r umen t e obsolet?
B.:
Wie bere i t s ausgeführ t , können sich
die I ns t r umen t e de s ex t e r nen und inter–
nen Be r i ch t swesens nicht voll auf der
gleichen Schiene bewegen . Durch eine
Reihe von Anforderungen we r den die
Cont rol l ingins t rument e ehe r aufgewer–
t e t und wicht iger aufgrund de s Trends,
zum Markt- und Zei twert zu bewe r t en
sowie die Gewinnreal isat ion vorzuziehen.
Ich denke nicht , d a s s Control l inginstru–
me n t e dur ch die Ums t e l lung aufgegeben
we r den . Ma n kann die IFRS-Berichts-
i n s t r ume n t e häuf ig n i ch t u n b e s e h e n
ü b e r n e hme n für die int erne St eue rung .
Oft erwei s t es sich z. B. als no twend ig ,
Zwi s chen s ummen e i nzubauen ode r den
Anteil der Produkt - bzw. Grenzkos t en
herauszus t e l l en . Insofern geh t es m. E.
da r um, zwa r intern und ext ern die glei–
chen Zahleninhal te bzw. -grundlagen zu
ve rwenden , diese abe r - bed i ng t durch
die unt er schi edl i chen Ad r e s s a t en u n d
Zwecke - unterschiedl ich aufzuberei ten.
G.:
Herr Biel, wie we rden die opera t iven
I ns t r umen t e Ihrer Ansicht nach dur ch
die Anforderungen der neuen Rechnungs–
legung qual i tat iv bzw. quan t i t a t i v ver–
ände r t ?
B.:
In de r Tat gibt e s vielfältige Auswir–
kungen . Lassen Sie un s dies beispielhaft
an der Bildung von Kennzahlen, ein be–
l iebtes be t r i ebswi r t schaf t l i ches Instru–
men t , aufzeigen. Die IFRS geben kein ge–
sch l os senes Gl i ederungssys t em für d e n
Bi lanzaufbau ode r für die GuV-Struktur
vo r Insofern kenn t auch IFRS die Katego–
rien Anlagen- und Uml aufvermögen im
HGB-Sinne nicht . Gleichwohl gel ingt es
un t e r Zuhi l fenahme der Offenlegung, im
Anhang ähnl iche, abe r me i s t ens nicht
ident i sche Größen bzgl . de r Fristigkeit
abzulei ten. Rechnet ma n z. B. die Kenn–
zahl „Vermögenskondi t ion", so stellt ma n
nach d em HGB eine Beziehung zwi schen
An l ageve rmögen und Uml aufvermögen
z u z üg l i c h ak t i ve R e c h n u n g s a b g r e n –
zung s po s t en her und mul t ipl iziert diese
mi t 100. Dieselbe Kennzahl ermi t tel t sich
nach den IFRS, i ndem ma n langfrist iges
und kurzfristiges Vermögen zue i nande r
in Beziehung setzt . Die Eigenkapi talquote
na ch HGB be r echne t sich a u s de r Bezie–
hung de s Eigenkapi tals
+
1/2 Sonder–
pos t en mi t Rücklageantei l zur Bilanz–
s umme . Bei der IFRS-Bilanzierung berech–
ne t sich diese Kennzahl au s Eigenkapi tal
im Verhäl tnis zur Bi l anzsumme * 100, da
der IFRS-Bewer tungsstandard wegen de s
fehlenden Bezugs zum St euer recht steu-
eriich beg r ünde t e Posi t ionen nicht kennt .
Der Deckungsgrad be r echne t sich nach
HGB Eigenkapi tal
+
1/2 Sonde r pos t en
mi t Rücklageantei l zu An l ageve rmögen
* 100, na ch den IFRS setzt ma n d a s Ei–
genkapi tal zu d em langfrist igen Vermö–
gen in Beziehung * 100, da die IFRS-
Rechnungs l egung die Unt er sche idung in
An l age - u n d Uml a u f v e rmö g e n n i ch t
kennt . Wenn die Kennzahlbi ldung sich
nicht ve r ände r t ha t , können die Zahlen
ande r e Niveaus a n n e hme n . Kennzahlen
im Zu s amme n h a n g mi t Abschr e i bungen
können z. B. einen ganz ande r en Aus–
s a g e g e h a l t n a c h IFRS a l s n a c h HGB
haben , weil sich sowohl Abschre ibungs –
verfahren als auch Nu t zung s daue r ge–
ände r t h a b e n können und z u d em die
Ab s c h r e i b u n g s b a s i s n i ch t me h r auf
hi s tor i schen Wer ten, s onde r n auf Zeit–
we r t en b e r uh e n kann .
G.:
Wie we r den die s t r a t eg i schen Instru–
me n t e du r ch die An f o r de r ungen de r
neuen Rechnungs l egung qual i tat iv bzw.
quan t i t a t i v ve r ände r t ?
B.:
Eine wicht ige Frage, da wir es gleich
mi t mehr e r en Entwi cklungs t endenzen zu
t u n h a b e n . 1. I nve s t o r eno r i en t i e r ung
ans t e l l e Gläubigerschutz , 2. Zukunfts–
o r i e n t i e r u n g v e r s u s S t i c h t a g s - u n d
Pe r i od e no r i e n t i e r ung , 3 . Ma r k twe r t –
or i ent i erung versus Buchwer t .
Die IFRS zeigen di ese Tendenzen wie eine
gewi sse Or ient ierung am Markt - bzw.
Zei twert und zeigen da r übe r h i naus auch
eine gewi s se Bereitschaft , immater iel le
Werte in die Rechnungs l egung aufzuneh–
me n . Dies ist ein Pa r ad i gmenwechs e l
gegenübe r d em HGB. Die IFRS unterschei –
den sich hier im Detail auch von den
US-GAAP Die Prinzipien und die voraus –
s i ch t l i che We i t e r e n t w i c k l u n g dü r f t e
dazu führen, d a s s I ns t r umen t e wie die
P o t e n z i a l p l a n u n g , d a s R i s i k oma n a –
gemen t und die wer tor i ent i er t e Unter–
n e h m e n s f ü h r u n g a u f g e w e r t e t u n d
wicht iger we rden .
Fragenkomplex 4: Beeinflussung der
Controller-Aufgaben durch einzelne
controllingrelevante Standards
G.:
Dass die einzelnen St anda rds de s lASB
da s Rechnungswesen und da s Controlling
beeinf lussen, h a b e n wir im Al lgemeinen
schon ge s ehen . Wie beeinf lussen rele–
van t e S t anda r ds da s Controlling-Instru–
me n t a r i um und -Zahlenwerk?
B.:
Für mich sind in d i esem Zu s ammen –
h a ng folgende Aspek t e relevant :
1. We l che Anforde rungen stel len di e
St anda rds an die Datenberei tstel lung?
Wie berei t s dargestel l t , geht IFRS von
e inem gewi ssen Mi nde s t s t anda r d im
Controlling aus . Wo kann also da s
Controlling Daten berei tstel len?
2. Führen die S t a nd a r d s zu einer Dar–
stel lung der Per formance , die vom
Controlling abwe i cht , d a n n mu s s der
Konflikt bzw. Wi de r sp r uch gekl är t
we r den .
577