Seite 72 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

Basic HTML-Version

C M
Controller magazin 6/04 - Stefan Grösser / Alfred Biel
Diesem Risikopotenzial s t eh t
ein
nicht
mi nde r b e d e u t s ame s Chancenpot enz i a l
g e g e nüb e r Die IFRS sind ein wesent l i–
cher, j edoch nicht alleiniger Bes tandtei l
d e s I n f o rma t i o n s - u n d Pu b l i z i t ä t s –
konz ep t s e ines Un t e r nehmen s . Zudem
s ind die IFRS auf b e s t immt e Zielsetzun–
gen wie z. B. int erna t iona l e Vergleichbar–
keit zugeschn i t t en . Wesent l iche bet r iebs–
wi r tschaf t l iche Informat ionen e twa zu
Strategiefragen, zu Produk t en u n d Pro–
zes sen sind nicht Gegens t and der IFRS.
Auch die emi nen t wi cht ige Trennung in
St ruktur- und Produk t kos t en bzw. pro–
por t iona l e und fixe Kosten sind den IFRS
aufgrund eines ande r en Rechenzweckes
fremd. Diese offenkundige Informat ions–
lücke mu s s de r Controller schl ießen. Das
Ziel der IFRS ist die Darstel lung der wirt–
schaf t l ichen Lage de s Un t e r n e hme n s .
Aber die Stel lhebel , um das Ergebnis
zu erreichen, s ind andere Größen. Es
s i nd Größen d e s Controlling.
Die Be r i ch t s i ns t rumen t e de r IFRS sind
nu r bed i ng t cont rol l ingtaugl ich u n d in–
sofern nur begr enz t zur Un t e r nehmens –
s t eue rung geeignet . Beispielsweise ist da s
Umsa t zkos t enver fahren keine Deckungs–
be i t r ags r echnung und die Segmen t be –
richterstattung
wei s t Segmen t e rgebn i s se
auf Vol lkos tenbas i s mi t einer Kosten–
ver tei lung „auf vernünf t iger Grundl age"
au s . Daraufhin sind Fehl ent sche idungen
auf d e r Ba s i s d e r S e gme n t b e r i c h t –
e r s t a t t ung wahrscheinl ich.
Viele Ansä t ze und Bewe r t ungen bedürf–
t en einer qualifizierten Zahl enbas i s , die
oft nur der Controller liefern kann wie z.B.
im Zu s amme n h a n g mi t den langfristi–
gen Fer t igungsauf t rägen oder im Falle
e i n e r mö g l i c h e n Ak t i v i e r u n g v o n
En twi ck l ungs l e i s t ungen . Gemä ß d em
Haufe lAS/IFRS-Kommentar ist die Eta–
bl ierung e ines Controllings, d a s e i nem
Mi nde s t s t anda r d genügt , eine posi t ive
Nebenwi rkung der IFRS-Einführung. Die
IFRS fordern auch de sha l b die Kompe–
t enz der Cont rol ler weil sie in e i nem be–
s o n d e r e n
Spannung s v e rhä l t n i s zwi –
s c h e n Relevanz der Aus s agen und Zu–
verlässigkei t der Informat ionen
s t ehen .
Die Cont rol ler s i nd in de r Lage, den
Informa t ionsgeha l t zwi schen diesen bei–
den Polen e i nzuschä t zen .
Diese Hinweise mögen belegen, d a s s ma n
ein Un t e r n e hme n ni cht o h n e IFRS, abe r
auch nicht nur mi t IFRS führen kann.
Viele IFRS-Informationen bedür fen der
Ergänzung u n d vor al lem de r Interpreta–
t ion und Er iäuterung. Interne Bericht–
e r s t a t t ung dur ch den Controller und ex- .
ferne Ber i cht er s t a t tung übe r IFRS kön–
n e n n i ch t üb e r e i ne Sch i ene laufen.
Finanzinformat ionen der IFRS mu s s ma n
in e inen g r öße r en ma r k t - u n d unt er –
n e hme n s b e z og e n e n Kontext stellen. Da–
mi t ist die Informat ions- , Interpretat ions–
und Me t hod e nkomp e t e n z de s Control–
lers nachha l t ig gefragt.
Das Chancenpotenz ial der Controller
l iegt in drei Aspekt en:
1. Die Ana lyse der Frage, we l chen Be–
darf an Füh r ung s un t e r s t ü t zung ha t
d a s Ma n a g eme n t und wie entwickel t
sich de s s en Nachf rageverhal ten.
2. Die Erarbei tung einer vertieften Kennt–
nis der IFRS und akt ive Ause inander –
s e t zung sowohl mi t den Anforderun–
gen als auch Lücken u n d Schwächen
von IFRS.
3 . Die Ums e t zung der g ewonn e n e n Er–
kenn t n i s se dur ch Wei terentwicklung
d e s I n f o rma t i o n s - u n d I n t e r p r e –
t a t i ons s e r v i ce s . Bei spiel swei se be–
si tzen die IFRS viel Spiel raum für die
Ha rmon i s i e r ung de s i n t e r nen u n d
ex t e rnen Re chnung swe s en s .
G.:
Das Controller-Leitbild de s Internat io–
na l en Controller Vereins s ieht als zent ra–
le Aufgaben eines Controllers die Trans–
p a r e n z , S t e u e r u n g ,
I n f o r ma t i o n s –
ve r sorgung und Koordinat ion. Ein Ab–
sch l us s nach IFRS soll e inem Interessen–
t en einen „True- and Fair-View" der Unter–
nehmen s s i t ua t i on vermi t teln. Wird d a s
ange s p r ochene Leitbild dur ch den True-
a n d Fair-View-Ansatz be s t ä t i g t ? Oder
mu s s sich d a s Cont rol lerverständnis bzw.
dieCont rol l ingphi losophieverändern,um
den IFRS-Ansprüchen zu genügen?
B.
: Die Zielsetzung u n d der Rechenzweck
sowi e der Adressa t enkre i s h a b e n zwa r
eine beacht l i che Schn i t tmenge , sind abe r
ni cht deckungsgleich. Ein Unterschied ist
sowohl bezügl ich der Adressa t en als auch
in inhal t l icher Hinsicht gegeben . Die IFRS
we n d e n sich an den Kapi talmarkt u n d an
we i t ere ex t e r ne Adr es sa t enkr e i se . Die
Zielgruppe de s Controllers ist d a s Mana–
gemen t . Ferner wird in den IFRS von
en t sche i dungsnü t z l i chen Informat ionen
gesprochen , z. B. ob die Aktie Potenzial
bes i tzt . Dem Controller j edoch geh t es
um s t eue r ungs r e l evan t e Informat ionen.
Hier s t eh t neben der Darstel lung de s Er–
gebn i s s e s vor al lem die Her iei tung und
Beeinf lussung im Fokus. Schl agwor t ar t ig
könn t e ma n ums ch r e i ben , die IFRS sind
im
Sinne de r
Finanzkommunikation er–
gebni srelevant , da s Controlling hingegen
s t eue rungs r e l evan t .
Fragenkomplex 2: Harmonisierung
von internem und externem Recli-
nungswesen durch die Einführung
der lAS/IFRS-Grundsätze
G.:
Im Z u s a mm e n h a n g mi t de r Ein–
führung der IFRS wird häufig die Harmo–
ni s ierung von i n t e rnem und ex t e r nem
Rechnungswe s en als posi t iver Nebenef–
fekt e r w ä h n t . Wo s e h e n Sie d a s
Ha rmon i s i e r ungspo t enz i a l de r be i den
Re chnung swe s en s y s t eme dur ch die Ein–
führung der IFRS? Welche Grenzen der
Ha rmon i s i e rung sind vo r handen?
B.:
Das Potenzial liegt in de r Vergleich–
barkei t , Durchgängigkei t und Einheitlich–
keit sowi e in einer
Reduz i erung von
Über l e i tungen
u n d Vergleichen. Diese
Ums t e l l u n g b i e t e t d i e Ch a n c e , z u r
Verschlankung de s Ber i cht swesens bei–
zu t r agen . Die Trennung zwi schen inter–
ner Managemen t be r i ch t e r s t a t t ung und
ex t e rne r Rechnungs l egungs informa t ion
kann we i t gehend besei t igt we rden . Inso–
fern mu s s ma n sich für ein führendes
Sys t em en t sche i den , da s i.d.R. die IFRS
sein werden . Für Controller gilt insbeson–
dere, d a s s
da s nach auß e n Kommuni –
zierte auch nach i nnen ge s t euer t wer–
d e n sol lte.
Aber die ex t e rne und int erne
Sichtweise ist nicht deckungsgleich. Ins–
be s onde r e können die IFRS die übl ichen
Cont rol l ing- Ins t rumente nicht ersetzen.
Das Ziel ist, ein hohe s Ma ß an Überein–
s t immung in einer Grundrechnung sicher–
zus tel len und nu r in wirklich zwingen–
den Gründen Kor rektur rechnungen vor–
z un e hme n . Ziel sollte sein, d a s s die be–
t r iebswi r t schaf t l iche St eue rung und der
Au swe i s d e r E r g e b n i s s e im J ah r e s –
abs ch l us s auf den gleichen IFRS-basier-
t en Gr unds ä t zen und Vorgehenswei sen
be r uhen .
Nach den pr ak t i schen Erfahrungen kann
eine Redukt ion der Schni t tstel len und
der Unterschiede zwi schen ex t e r nem und
i n t e rnem Rechnungswe s en und dami t
a u c h eine Redukt ion de s Aufwandes er–
re i cht we r d e n . Eine e i nhe i t l i che u n d
ver iässl iche Da t enba s i s ma c h t sich dar–
übe r h i naus für alle Ber i cht sempfänger
posi t iv b eme r k b a r Der einhei t l iche Infor–
ma t i on s s t a nd ve rh i nde r t die Diskussio–
nen übe r die letztendl ich r icht igen Zah–
len. Weitere Effekte können die Verbesse–
rung der übergrei fenden
Vergleichbarkeit,
576