Seite 62 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

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CM Controller magazin 6/04 - Carsten Padberg / Thomas Kriete / Thomas Padberg
zahl en he r angezogen . Diese Ins t rumen–
t e sol l ten für j edes Un t e r n e hme n z um
S t a n d a r d
w e r d e n ,
u m
g e z i e l t e
S t e u e r u n g sma ß n a hme n auch ohn e vor–
h a n d e n e s Control l ing dur chführ en zu
können .
Die Kennzahl en d e s Ra t ing-Prozesses
hab e n s i ch au s Erfahrungswerten der
B a n k e n h i n s i c h t l i c h d e r Kredi t –
würdigke i t sprüfung
e rgeben und wer
d e n d u r c h v e r s c h i e d e n e An a l y s e –
i n s t r umen t e wie neu r ona l e Netze, Dis-
kr imi nanzana l ysen usw. in Rat ings über–
führt. Da r aus läss t sich schlussfolgern,
das s
di ese Kriterien den Risikograd in
Bezug auf die zukünf t i g gene r i e r t en
Zah l ungsmi t t e l übe r s chüs s e zur Bedie–
nung der Fremdkapi talgeber aus Banken–
sicht abbi lden können . Da Fremdkapi tal –
gebe r abe r vor rangig vor Eigenkapital–
g e b e r n b e d i e n t w e r d e n , k a n n e in
Zahlungsausfal l an Kredi tgeber nur auf–
t r e t en (unter Vernachl äss igung von Li–
q u i d i t ä t s e n g p ä s s e n ) ,
w e n n
d i e
Eigenkapi talgeber berei ts auf eine Ver–
zinsung ihrer Anlage verzichten mus s t en .
Dam i t
l ä s s t
s i ch
d i e
Ausfal l –
wahrsche inl ichke i t für die Ziele de r Ban–
k e n a u c h in d i e Z i e l d ime n s i o n d e r
Ei genkap i t a l gebe r übe r führ en . Verein–
facht drück t ein niedr iges Rat ing dami t
die Wahrscheinl ichkei t aus , d a s s Eigen-
und Fremdkapi t a lgeber keine Zahlungen
von der Un t e r n e hmung erha l t en werden .
Un t e r nehmen können somi t ve r suchen ,
d i ese im Rat ing-Prozess v e rwe nd e t e n
Kennzahlen direkt so zu s t eue rn , d a s s sie
im Rat ing der Banken eine Verbesserung
und dami t auch eine Risikoreduzierung
für ihre Invest i t ion erreichen. Der Zusam–
me n h a n g zwi schen der Risikoanalyse für
Fremd- und Eigenkapi talzwecke ist da–
mi t offensichtlich. So n e hme n die Kriteri–
en de s Ra t ingprozesses auch eine bedeu–
t ende Rolle im Ri s i komanagemen t sys t em
der Un t e r nehmen ein.
Die Di skuss ionen übe r Basel
II
finden bei
Ni ch t banken zurzei t fast ausschl ießl ich
übe r die Auswi rkungen auf die Kreditver–
g a b e s t a t t .
Im Endeffekt so l l en Rating
u n d Ri s i komanagemen t di e g l e i che
Frage für unterschi edl i che Zielgruppen
b e a n t w o r t e n .
Kr i t e r i en ,
d i e
im
Kredi tvergabeprozess eine h o h e Bedeu–
t u n g h a b e n und auf Un t e r nehmen s ebene
vo r h a nd e n sind, h a b e n dami t auch eine
hohe Relevanz für die Eigenkapi t a lgeber
Sachge r ech t mü s s t e hier n a c h d em Ra–
t ing für den Ausfall der Zah l ungen auf
d a s Eigenkapi tal gefragt werden . Diese
F r age s t e l l ung soll mi t e i n em Risiko–
ma n a g eme n t s y s t em be an two r t e t wer–
den , wobe i die Anforderungen, die sich
aufgrund eines Bankenr a t i ngs ergeben,
die Grundl age für ein sol ches Sys t em
bi lden.
Wei terhin sollte gefragt werden, welche
I ns t r umen t e von Basel II bzw. de s Bank–
risikomanagements
der Mi t t e l s t and für
die St eue rung de s e igenen Geschäf tes
he r anz i ehen kann . Über t rägt m a n d a s
Bankgeschäf t auf den Mi t t e l s t and, so las–
sen sich einige Geme i nsamke i t en finden.
Ausfallrisiken au s Forderungen
s t eh t
eine Ni chtbank g e n a u s o gegenübe r wie
eine Bank. Es fehlt im Mi t t e l s t and nur
eine b ewu s s t e St eue rung dieses Risikos.
Wä h r e n d Banken ihre Kr e d i t n e hme r
dur ch ein Rat ing bewe r t en , unt erbl e ibt
dies im Regelfall bei Ni chtbanken . Dabei
sind die Risiken tei lweise we i t aus höhe r
als bei Banken. Aufgrund der we i t aus
ger ingeren Zahl an Kunden sind Mittel–
s t änd l e r e inem höhe r en Klumpenrisiko
ausge s e t z t als Banken. Als Al ternat ive
zur e i genen S t e u e r u n g ist a u c h de r
Forderungsverkauf ein gangba r e r Weg,
dur ch den d a s Ausfallrisiko au s d em
Un t e r nehmen ent fernt wird. Dieser ist
zwa r mi t hoh e n Absch l ägen auf den No–
mi na lwe r t ve r bunden , dies ist al lerdings
auch als Preis für da s Risiko zu sehen .
Marktpreisr isiken exist ieren nicht nur bei
Banken, sonde r n auch bei Ni chtbanken .
Bei Wäh r ungsge s chä f t en l assen sich die
Bank i n s t r umen t e direkt auf den Mittel–
s t and übe r t r agen , al lerdings ist nur der
ger ings t e Teil de s Mi t t e l s t andes mi t Wäh–
rungsgeschä f t en konfront iert . Die Mo–
delle zur St euerung von Marktpreisrisiken
wie d a s Value-at-Risk-Verfahren lassen
sich abe r auch direkt auf alle von Markt–
prei sen a b h ä n g e n d e Posi t ionen von Mit–
t e l s t änd l e rn wie den Ums a t z ode r bezo–
gene Leistungen anwenden .
Daneben ist au s Sicht der Eigenkapital–
gebe r die Ausfal lwahrscheinl ichkei t für
eine Verzinsung ihres I nve s tmen t s von
hohe r Bedeu t ung . Das Rating in der Kre–
di tvergabe lässt dabe i Rückschlüsse übe r
die Ausfal lwahrscheinl ichkei t für Zahlun–
gen an die Un t e r nehmens e i gne r zu. Maß–
n a hme n , die der Redukt ion der Ausfall–
wahrscheinl ichkei t der Kredi tgeber die–
nen, sind dami t auch für Eigenkapital–
gebe r von Vorteil. Inwiefern diese aller–
dings auch eine Redukt ion de s Ertrags–
pot enz i a l s für die Eigenkapi taleigner be–
deu t en können , ist in diese Be t r ach t ung
mi t e inzubez i ehen .
6. Zusammenfassung und Literatur
Basel
II
h a t zu einer brei ten Verunsiche–
r ung im Mi t t e l s t and geführt . Neben der
b ewu s s t e n St eue rung der von Banken
a l s Rat ing-Kr i ter ien h e r a n g e z o g e n e n
Kennzahlen ist de r Aufbau eines Risiko–
ma n a g eme n t s y s t ems und die dadu r ch
mögl i che b ewu s s t e S t eue r ung der Risi–
ken ein wicht iger Schritt zur Verbesse–
r ung der Un t e r nehmens s i t ua t i on . Dies
ist vor d em Hintergrund de Konjunktur–
lage u n d der hoh e n Risikovorsorge der
deu t s chen Banken seit 2001 ein mög–
licher Weg, Basel
II
als Chance zur Ver–
be s s e r ung der e igenen Si tuat ion zu be–
greifen.
Ehlers, Basel Ii /Rat ing: Die Hausaufgaben
für Mi t t e l s t and s un t e r nehme r und ihre
Bera t er Herne /Ber i in, 2 0 0 2
Gleißner: Wer tor i ent i er t e Ana l yse der
Un t e r n e hme n s p l a n u n g auf Bas i s de s
Ri s i komanagemen t s , in: Finanz Betrieb,
2002 , S. 417-427
Kriete / Padberg / Werner: Zur Aussage–
fähigkeit der quan t i t a t i ven Angaben in
de r Ri s i kobe r i ch t e r s t a t t ung , in: BBK,
F 12, S. 6655 - 6658
Lichtblau / Utzig: Finanzierungs- und
Kos t ens t rukturen de s deu t s chen Mittel–
s t ande s , in: Die Bank, 2002 , S. 326-331
Padberg: Das zukünf t ige Kredi trat ing, in:
NWB F 2 1 , S . 1431-1434
Padberg / Werner: En t s t ehung s g r ünde
für e i nen „credi t c r un c h " u n d e i nen
„capi tal crunch" , in: Sparkasse , Heft 11,
2 0 0 3
Seidel, Controlling-Beispielheft 5 „Rating
na ch Basel II", Offenburg 2 0 0 3
Zuordnung CM-Themen-Tabl eau
15
25
37
G
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