Seite 61 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

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Controller magazin
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Geht ma n vom S t anda r dan s a t z aus , so
mu s s für schl echt ere Schuldner zukünf–
tig ein Eigenkapi tal von 12 % un t e r l eg t
we r d e n . Bei a n g e n o mm e n e n Eigen–
kapi talkos ten von 1 5 % , diesen Wert ge–
ben die Banken selbs t an, s teigen die
Kredi tkosten dur ch Basel Ii max ima l um
4 % (Differenz zwi schen 12 % Eigen-
kapi t a lunt er l egung nach Basel II und 8 %
Eigenkapi talunter legung na ch Basel I) x
1 5 % = 0,6 %. Der ger ingere Anteil von
Fremdkapi tal zur Refinanzierung de s Kre–
di tes ist dabe i noch nicht e inma l berück–
sichtigt . Somi t sind die Auswi rkungen
von Basel II auf die Eigenkapi talkos ten
recht gering.
Tatsächl ich sind es
die Ri s ikokosten und
ni cht di e Eigenkapi talkosten, die für
e i ne Kredi tverteuerung sorgen.
Risiko–
kos t en mü s s e n von den Banken abe r seit
jeher in d e n Kredi tkondi t ionen berück–
sicht igt we rden , um einen a d ä q u a t e n
Zinssatz zu ver i angen. Die aktuel le Ver–
t eue r ung de r Kredi tkondi t ionen ist somi t
nicht auf Basel II zurückzuführen, son–
de r n darauf,
da s s in der Vergangenhe i t
Kredite zu billig waren.
Eine aktuel le
Un t e r s u c hung der Bos t on Consul t ing
Group bes t ä t igt dieses Ergebnis: „Firmen-
k u n d e n g e s c h ä f t i s t Mi l l i a r d e n g r a b "
(Handel sblat t vom 25 . 11 . 2003 , S. 21).
Weltweit verni cht e t d a s Fi rmenkunden-
geschäf t d a n a c h rund 50 Mrd. € . Zutref–
fend stellt Ehlers fest, d a s s Basel II die
Legi t imat ion zur Rückführung von Kredi–
t en an den iV\ittelstand bietet (Ehlers,
2 0 0 3 , S. 11).
Die I n s t r umen t e für die Be s t immung der
Risikokosten liegen Banken berei t s sei t
l anger Zeit vo r Rechtlich kodifiziert wur–
de d i e No t we n d i g k e i t d e r Bon i t ä t s –
me s s u n g für die Kredi tvergabe durch den
§ 18 KWG: „Ein Kredi t inst i tut darf einen
Kredit von i nsge s amt me h r als 250 . 000
Euro nur gewähr en , we nn es sich von
dem Kredi tnehmer die wi r tschaf t l ichen
Verhäl tnisse, i nsbe sonde r e dur ch Vorla–
ge der Jahresabschlüsse , offenlegen lässt"
(§ 18 Satz 1 KWG).
4. Welche Implikationen ergeben sich
aus dem Rating für die Unternehmen?
Generell mu s s es Ziel e ines Unterneh–
me n s sein, die mi t d em Geschäft verbun–
denen Risiken zu er fassen und de r en
Auswi r kungen zu bewe r t en . Dies soll
ge r ade mi t d em Rat ing und de s s en Aus–
wi rkungen auf die Risikokosten in der
Kredi tvergabe bewi rkt we rden . Die Fol–
gen von Risikokosten für die Kreditko–
s t en s ind s chwe rwi egend und können
da s Ergebnis eines Un t e r n e hme n s s tark
be l as t en . Häufig h a b e n ge r ade mittel–
s t ä n d i s c h e U n t e r n e h m e n
g e r i n g e
Eigenkapi t a lquot en und dami t auch ei–
nen h o h e n Fr emdf i nanz i e rungsbeda r f
mi t d e n z u s a mm e n h ä n g e n d e n Zins–
zah l ungen . In der Diskussion wird dabe i
al lerdings ein deut l ich größe r es Problem
häufig übe rgangen : Das Risiko ist für ei–
nen Eigenkapi talgeber noch deut l ich grö–
ße r als für einen Fr emdkap i t a l gebe r So–
mi t mu s s ein Eigenkapi talgeber eine deut–
lich höhe r e Eigenkapi tal rentabi l i tät for–
dern als ein Bankkredi t kostet . Eine Steue–
rung der Risikokosten ist somi t a u s Un–
t e r nehmen s - und i nsbe sonde r e Unter–
nehme r s i ch t nicht für die Bank notwen–
d i g , s o n d e r n i n s b e s o n d e r e für d i e
Eigenkapi t a lgeber selbs t ! Denn de r en
Risiko ist we i t aus größe r als da s Risiko,
da s die Bank übe r n immt . Im Endeffekt
sind Fremd- und Eigenkapi talgeber an
e i n e r
B e w e r t u n g
d e r
Aus fa l l –
wahrscheinl ichkei t für Zinszahlungen auf
ihr I nve s tmen t interessier t . Dami t sind
da s Rat ing und die Einflussgrößen, die
da r auf einwi rken, sowoh l für Fremd- a l s
auch für Eigenkapi talgeber relevant . Die
Ansp r üche der Banken au s der Kredit–
kalkulat ion sind somi t eng ve r bunden
mi t den Regelungen de s KonTraG an d a s
Ri s i komanagemen t . Danach mü s s e n Un–
t e r n e hme n die mi t ihrem Geschäft ver–
b u n d e n e n Existenz ge f ährdenden Risi–
ken in e inem Risikobericht als Teil de s
Jahr esabsch l us ses da r l egen .
5. Stellgrößen im Rating
Ziel de s Ra t ingprozesses ist die Zusamen-
fassung aller re l evant en Un t e r nehmens –
da t en zur
Abbi ldung der Ausfallwahr–
scheinl ichkei t
in einer einzigen Kenn–
zahl . Am b e k a n n t e s t e n s ind hier die
Rat ings de r Agenturen St anda rd & Poor ' s
und Moody ' s , die aufgrund der Kosten
al lerdings nur für größe r e Un t e r nehmen
geeignet sind. Für d a s Gros de s deut –
s chen Mi t t e l s t andes we r den
di e Bewer–
t u n g e n der Banken in Form e i n e s
internen Rat ings
en t s che i dend sein.
Ein Rat ing ist n a t u r g emä ß nu r so gu t wie
die Daten, mi t denen d a s Rat ing ermi t tel t
wird. Nur we nn im Rat ing-Prozess die
richtigen Un t e r nehmen s da t en eingesetzt
werden , kann am Ende ein der t a t säch–
lichen Un t e r nehmen s s i t ua t i on ent spre–
chende s Rat ing h e r a u s k omme n und da–
mi t die t a t sächl i che Risikosi tuat ion ab–
gebi ldet we rden . Dabei finden sowoh l
quan t i t a t i ve als auch qual i tat ive Merk–
ma l e Eingang in d a s Rat ing. Als wesent –
liche quant i t a t ive Kennzahlen, die bei ein–
zelnen Banken n a t u r g emä ß s tark abwei–
chen können , we r den folgende Kennzah–
len ange s ehen :
Eigenkapi t a lquot e ,
Gesamtkapi tal -Rentabi l i tät ,
Um s a t z
/
B e t r i e b s l e i s t u n g s –
entwi cklung,
Cash Flow,
Liquidi tät / Finanzs t ruktur ,
Entwicklung ggü. Vorjahr / Zukunfts–
aus s i ch t en .
Mit diesen Kennzahlen soll
die Schulden-
dienst fähigkei t e i ne s Un t e rnehmen s
abge s chä t z t werden .
Weitere, vor al lem
quan t i t a t i ve Kriterien, die Einblick in die
jeweilige Risikosi tuat ion abhäng i g von
Branche und Geschäftsfelder der unter–
s uch t en Un t e r nehmen geben können ,
sind:
Qu a l i t ä t u n d A t t r a k t i v i t ä t d e s
P r oduk t angebo t s ,
Ver t r i ebss t ärke / Ver t r i ebskanä l e ,
Ma r k t s t e l l u n g / We t t b e w e r b s –
differenzierung,
• Abhängigke i t en (z. B. von Kunden,
Lieferanten),
Mittel- und langfristige Br anchenaus –
s ichten,
Speziel le Risiken (z. B. t e c hno l o –
gi scher Wandel ) .
Ergänzend spielen auch Faktoren, die sich
im al lgemeinen Geschäftsbetrieb bemerk–
ba r ma c h e n , quan t i t a t i v abe r nur unzu–
reichend me s s b a r sind, eine b e d e u t e n d e
Rolle bei de r Rat ing-Einstufung. Diese
umf as sen im Wesent l ichen:
eine nachvol l z i ehbare St rategie,
Erfahrung, Führungsqua l i t ä t en ,
Nachfolgeregelung, Ma n a g eme n t ,
• Abhängigke i t von einzelnen Mitar–
bei tern (Forschung),
Qual i tät de s Re chnung swe s en s und
Control l ings,
Bez i ehung zur Bank (z. B. Zahlungs–
verha l t en) .
Als Informa t i ons i ns t rumen t e für d a s Ra–
t ing we r den Bilanzen, Quar t a l sber i cht e ,
BWAs, de r Auf t ragsbes t and, Invest i t ions–
p l äne , Segmen t i nforma t i onen , Umsatz-
u n d Er t r agsprognosen ode r auch Plan-
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