Seite 6 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

Basic HTML-Version

CM
Controller
magazin 6/04 - Simon Ottler
CONTROLLING
IN DER PRAXIS
DEUTSCHER
MEDIENUNTERNEHMEN
Ergebnisse einer empirischen Studie
Prof. Dr Simon Ottler ist Inhaber einer
Professur für Medien- und Kommuni–
kationswirfschaft an der Berufsakademie
- University of Cooperative Education -
Ravensburg:
von S imon Ottler, Ravensburg
1 EINLEITUNG
Bis zum lahr 2000 gal t die JVledien-
branche mi t steigenden Umsätzen und
Gewinnen als besonders attraktiv. Doch
inzwischen ist Ernüchterung auf den
Medienmärkten eingetreten. Die meisten
Unternehmen haben in der jüngsten Ver–
gangenheit Umsatzeinbußen hinnehmen
müssen, vor allem die vorwiegend über
Werbung finanzierten Medien wie die
ProSiebenSAT.1 Media AG oder RTL Tele-
vision. Besonders in die Schlagzeilen ge–
riet die Kirch Media GmbH & Co. KG mi t
ihrem Antrag auf Eröffnung des Insolvenz–
verfahrens im Apr i l 2002. Wie der Tabelle
1 zu entnehmen ist, gelang manchen der
größten deutschen Medienunternehmen
dennoch eine Gewinnsteigerung. Hubert
Burda Media konnte sogar den Umsatz
erhöhen, jedoch resultiert dieser Zuwachs
aus den gesteigerten Vertriebseriösen,
während die Anzeigenerlöse zurückge–
gangen sind. '
Diese Situation bietet Anlass genug, um
nach dem Stellenwert des Controlling in
der Praxis deutscher Medienunternehmen
zu fragen.^ Gerade in wi r t schaf t l i ch
schwierigen Zeiten möchte man meinen,
dass es „innerbetriebl icher Fluglotsen"
(Deyhle) bedarf, welche die teils ange–
schlagenen Unternehmen aus der Krise
heraus ins Gewinnziel führen.
Welche Controllingaufgaben und -Instru–
mente spielen in deutschen Medienunter-
nehmeneineRolle?Wieistdas Controlling
organisiert, und welche fachlichen und
persönlichen Anforderungen werden an
Controller gestellt, die in der Medien–
branche tät ig sind?
Diesen Fragen wurde anhand einer empi–
rischen Studie nachgegangen, die im
Rahmen eines Controlling-Seminars im
Fachbereich Medien- und Kommuni-
kationswirt;schaft an der Berufsakademie
Ravensburg durchgeführt wurde.^
2 DIE CONTROLLING-PRAXIS IN
DEUTSCHEN MEDIENUNTERNEHMEN
2.1 Steckbrief der Untersuchung
Die Untersuchung war als Vollerhebung
aller Ausbi ldungsbetriebe der Berufs–
akademie Ravensburg angelegt, die der
Top-Medienunlernehmen
Umsatz in Mio. €
Gewinn' in Mio. €
RO|-
Bertelsmann-Konzern'
18.312 (18.979)
1.025 (2.564)
4,5 %
A,\el Springer Konzern
2.777 (2.864)
63 (-198)
4,0 %
ProSiebenSAT. 1 Media AG
1.895 (2.015)
21 (106)
1,1 %
Hubert Burda Media''
1.857 (1.840)
-
-
ZDF'
1.797 (1.769)
-8 (70)
-
Bauer Verlagsgruppe""
1.710 (1.752)
-
-
RTL Television GmbH"
1.498 (1.602)
170 (109)
13,7%
' Ergebnis vor Steuem (Bruttogewinn), teilweise nach lAS und HGB
' Retum on Investment = Bruttogewinn / 0 investiertes Kapital des Geschäftsjahres
^ inkl. Gruner + Jahr (im Jahr 2002 Umsatz: 2.807 €, Gewinn: 184 Mio. €)
•* in den Veröffentlichungen wird kein Gewinn ausgewiesen
' auf den Umsatz entfallen 1.501 Mio. € Fernsehgebühren und 159 Mio. € Werbeerlöse
' zu Bertelsmann gehörend
Quelle: Geschäftsberichte bzw. Bundesanzeigerveröffentlichungen der jeweiligen Unter–
nehmen, beim ZDF Haushaltsplan.
Tabelle 1: Betriebliche Kennzahlen der größten deutschen
Medienunternehmen
im lahr 2002 (in Klammern
Vorjahreswerte)
510