Seite 49 - CONTROLLER_Magazin_2004_06

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BENCHMARKING IN DER
ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG
CM
Cont rol l er ma g a z i n
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Dr. Edgar Thamm ist bei der
LVA Thüringen als Geschäfts–
führungsreferent Controlling
und Statistik (Controller) tätig
von Edgar Thamm, Erfurt
I.EINLEITUNG
Eine
funktionsfähige und gleichzeitig
kostengünstige öffentliche Verwaltung ist
ein wichtiger Standortfaktor, um im glo–
balen Wettbewerb um Investoren beste–
hen zu können. Das
ist ein
Grund, dass
die Bundesregierung in der Nachfolge
des
Programms „Schlanker Staat"
er–
neut ein Vorhaben mit dem Namen
„Mo–
demer Staat - Moderne Verwaltung"
aufgelegt hat . " Ziel dieses Plans ist es, die
Modernisierung der öffentlichen Ver–
waltung in Gang zu halten, um einerseits
finanzielle Spielräume zu gewinnen und
andererseits ein künden- und qualitäts-
orientiertes Verwaltungshandeln flächen–
deckend umzusetzen.^' Das
Leitbild des
„aktivierenden Staates"
zielt darauf ab,
einen verwaltungsinternen Wettbewerb
zu erzeugen, um die „Beste", d. h. recht–
mäßige und wirtschaftlich beste Lösung
etablieren zu können. Im Verständnis der
„Zweiten Moderne"^' versteht sich die
Verwaltung weniger als genereller
Pro–
blemloser für die anspruchstellenden
Bürger.
Vielmehr wird die
Verwaltung
als Organisator
verstanden, der
hilft,
dass die Bürger selbst organisiert han–
deln können.
Der Fürsorgestaat wan–
delt sich zum Gewährleistungsstaat."'
Damit ändern sich die Anforderungen an
die Verwaltungen und an die Binnen–
organisation der Verwaltung. Damit wird
das Verhältnis Bürger - Verwaltung neu
thematisiert.'^'
In den öffentlichen Verwaltungen wer–
den deshalb vermehrt Wettbewerbs–
instrumente" genutzt, um eine bürger–
nahe, verwaltungseffiziente und trotz–
dem rechtmäßige Dienstleistung zu
erbringen. Unter dem Begriff Bench-
marking^' hat sich in den letzten Mona–
ten ein neues Instrument durchgesetzt,
mit dem sich die öffentlichen Verwaltun–
gen gegenseitig vergleichen und bewer–
ten können.
2. BENCHMARKING-THEORIE
Benchmarking ist im lahr 1989 von Camp
- natürlich in den USA - veröffentlicht
und ausführlich beschrieben worden.^'
Mittlerweile findet sich eine relativ um–
fangreiche Literatur über dieses „neue"
Verfahren sowohl für die privaten Unter–
nehmen als auch für die öffentlichen Ver–
waltungen."
2 . 1 . Definition und Zielsetzung
In der Definition des Internationalen Con–
troller Verein (ICV) wird Benchmarking
als ein Analyse- und Planungsinstrument
verstanden, „das einen Vergleich des ei–
genen Unternehmens mit dem »Klassen–
besten« der Konkurrenzanbieter und dar–
über hinaus auch Vergleich mit branchen–
fremden Unternehmen eriaubt. Es ist
somit ein Prozess, der Methoden, Abläu–
fe und Ergebnisse betrieblicher Funktio–
nen einem oder mehreren anderen Un–
t e r nehmen
gegenübe r s t e l l t , um
Rationalisierungs- bzw. Qualitäts- und
Leistungssteigerungspotenziale aufzu–
decken."^"' Idealtypisch hat das Bench–
marking eine Ausprägung in Objekten,
Dimensionen und Partnern.
Unter
Objekten sind die betrieblichen
Betätigungen
zu verstehen, die mitein–
ander verglichen werden sollen.
Dimen–
sionen sind die Ausprägungen,
für die
Vergleichskennzahlen entwickelt werden,
damit die Objekte bewertet werden kön–
nen. Im Wesent l ichen stehen dabei
Kostensenkungs-, Rationalisierungs- und
Vereinfachungseffekte im Vordergrund
des Benchmarking. Es ist jedoch nicht zu
übersehen,
dass auch ein Benchmar–
king zur Qualität und zur Kunden–
orientierung möglich ist.
Zielsetzung des
Benchmarking ist es,
von anderen Un–
ternehmen zu lernen.
Insbesondere mit
der Übernahme von Lösungen aus ande–
ren Unternehmen und deren Adaption
im eigenen Unternehmen verspricht man
sich eine deutliche Verbesserung der ei–
genen Wertschöpfung. Benchmarking
erfolgt deshalb
besonders gerne mit
branchenfremden Unternehmen,
weil
man sich durch die Orientierung an de–
ren
„best practices"
einen Wettbewerbs–
vorteil für das eigene Unternehmen in–
nerhalb der eigenen Branche verspricht.
Benchmarking ist als eine fortwährende
Aufgabe zu verstehen, weil sich die
Geschäftspraktiken permanent ändern
und die Unternehmen organisatorisch,
stofflich und produktionstechnisch nicht
stehen bleiben. Benchmarking setzt
Freiwilligkeit bei den beteiligten Unter–
nehmen voraus.
2.2. Nutzen des Benchmarking
Der Nutzen von Benchmarking ist mehr–
dimensional."' Benchmarking
a) ist ein einfaches und pragmatisches
Verfahren;
b) ist ein vereinfachender Vergleich
zwischen unterschiedlichen Unter–
nehmen;
c) hilft, Erkenntnisse und Erfahrungen
von anderen zu nutzen;
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