CM Controller magazin 6/03 - Andrea Pirkl
Sind diese grundlegenden Punkte geklärt,
wird in einer bottom-up-Planung die Zu–
kunft des neuen Unternehmens abgebil–
det. Um dessen Entwicklung darstellen zu
können, sollte die Planung einen Zeitraum
von fünf bis zehn jähren abdecken. Die
Erstellung erfolgt durch die Verantwort–
lichen der jeweiligen Bereiche, die ihr
Committment zu den Planzahlen geben.
Grandlage des Geschäftsplanes ist eine
Vertriebsplanung
mit Preisen und Men–
gen auf Kundenbasis. Die Vertriebs–
planung ist vom Vertriebsverantwort–
lichen des neuen Unternehmens zu er–
stellen und zu verantworten. Auf Basis
dieser Vertriebsplanung ist vom Pro–
duktionsverantwortlichen eine Produk–
tionsplanung zu erstellen, aus der, unter
Berücksichtigung eventueller Synergien
im Fertigungsprozess, die benötigte An–
zahl der Arbeitsstunden und somit die
Anzahl der direkten Mitarbeiter und der
dadurch verursachten Kosten hervorgeht.
Des weiteren ist auf Grundlage der Ab–
satzplanung die Materialplanung von der
verantworüichen Stelle zu erarbeiten. Zu
berücksichtigen sind auch hierbei mög–
liche Synergieeffekte in der Beschaffung,
die sich aus dem Firmenzusammen–
schluss ergeben. Werden Materialeinspa–
rungen eingeplant, so sind diese mit ei–
nem Maßnahmenplan inkl. Verantwort–
lichen zu deren Umsetzung zu hinter–
legen.
Vom
Entwicklungsleiter
ist eine Ent–
wicklungsplanung zu erstellen. Hierbei
berücksichtigt werden bereits laufende
und zukünftige Entwicklungsprojekte
sowie Stundenaufwand und Kosten (Ei–
genleistung, Entwicklungsmaterial und
Kosten für Fremdvergabe) auf Projekt–
ebene. Neben den bereits genannten Teil–
plänen ist für alle Abteilungen des Unter–
nehmens eine Gemeinkosten- und Inve–
stitionsplanung zu erstellen.
Aufgabe der Controller bei der Erstellung
des Business Planes ist die Steuerung
und Übe rwachung des Planungs–
prozesses. Darüber hinaus sind Synergie–
effekte und Einmaleinflüsse, wie etwa
die Kosten für eventuel le Personal–
freisetzungen, Werksschließungen und
Aufwendungen für die Umorganisierung
zu berücksichtigen. Des weiteren sind
mögliche Auswirkungen auf das Rest–
geschäft der beiden Mutterunternehmen
herauszuarbeiten, zu bewerten und auf–
zuzeigen. Dies sind z. B. fehlende Fix–
kos t endeckung beim Mut t erunt er –
nehmen durch den ins Joint Venture ein-
gebrachten Bereich, Kosten für Umstruk–
turierungen in den Muttergesellschaften,
Auswirkungen auf den Umsatz des Rest–
geschäf tes durch negat ive Kunden–
reaktionen auf die Akquisition u. v. a. m.
Das Controlling ist darüber hinaus ver–
antwordich für die Aufbereitung und Ver–
dichtung der Daten zu einer Gewinn- und
Veriustrechnung, sowie die Erstellung
einer Planbilanz. Darauf aufbauend ist
eine Cash Flow Planung abzuleiten.
Die Gewinn- und Veriustrechnung zeigt
die zukünftige Entwicklung des gemein–
samen Unternehmens auf. Aus der Cash-
Flow-Planung wird ersichtlich, in welcher
Höhe die Mutterunternehmen in erster
Linie Geld zur Verfügung stellen müssen,
um das gemeinsame Unternehmen an
den Start zu bringen, bzw. welche Gelder
in den ersten jähren nach Gründung in
das gemeinsame Unternehmen fließen
werden. Liegen diese Daten vor, muss die
Entscheidung getroffen werden, ob die
Muttergesellschaften bereit sind, diese
Gelder aufzubringen bzw. zur Verfügung
zu stellen.
Wichtig ist, dass der erstellte Business–
plan als bindende Vorgabe für die neue
Organisation zu sehen ist und zur Mes–
sung der Zielerreichung herangezogen
wird.
Für die detai l l ier te Erstel lung des
Geschäftsmodells ist, abhängig von der
Größe des neuen Unternehmens, in der
Planung ein Zeitraum von zwei bis vier
Monaten anzusetzen.
Controller in Phase 5: Durchführung
Nach der Erstellung des Business Planes
finden die Endverhandlungen sowie die
Vertragsgestaltung statt. Auch hier kann
die Unterstützung des Controllings ge–
fordert sein, wenn es darum geht, die
Auswirkungen bestimmter Vereinbarun–
gen im Vertrag zu bewerten und deren
Chancen und Risiken sowie deren Aus–
wirkungen für das Unternehmen der Ge–
schäftsführung aufzuzeigen. Dies betrifft
sowohl das neu zu gründende Unter–
nehmen, als auch das bestehen bleiben–
de resdiche Geschäft. Nach der Einigung
über die Ausgestaltung des Akquisitions-
vertrages und der jeweils einzubringen–
den Unternehmenswerte steht der Ver–
tragsunterzeichnung durch die beiden
Parteien nichts mehr im Wege. Das neue
Unternehmen kann gegründet werden.
ROLLE DES CONTROLLING IN DER
UMSETZUNGSPHASE
Ist das gemeinsame Unternehmen ge–
gründet, besteht die Aufgabe des Con–
trolling darin,
ein geeignetes Manage–
ment-Informationssystem aufzubauen.
Die Implementierung eines monatlichen
Reportings ist einer der wichtigsten Punk–
te, um dem Management zeitnah Infor–
mationen über die Entwicklung des Un–
ternehmens im Vergleich zur Planung zu
liefern. Über ein regelmäßig angepasstes
Forecasting wird das Management über
die kurzfristige zukünftige Entwicklung
des Unternehmens in Kenntnis gesetzt.
Darüber hinaus sollte ein Frühwarn–
system eingeführt werden, wodurch
rechtzeitig auf Probleme hingewiesen
wird und en t spr e chende Gegen–
steuerungsmaßnahmen ergriffen werden
können. Durch die Setzung von Meilen–
steinen wird die Umsetzung der verschie–
denen Maßnahmenpläne transparent
und steuerbar gemacht sowie kurzfristige
Zielerreichungen aufgezeigt.
Soft Facts als Erfolgsfaktoren einer
Unternehmung
Die Entscheidung für oder gegen eine
Partnerschaft wird in erster Linie anhand
von Zahlen und anderen „harten" Fakten
getroffen. Die Soft Facts dagegen werden
häufig außer Acht gelassen. Dabei sind
es gerade Dinge wie
Mi t arbe i t er –
zufriedenheit, Identifikation der Mitar–
beiter mit den Zielen und Visionen des
Un t e r n e hme n s , Know how der
Schlüsselpersonen, Kundenakzeptanz
und persönliche Beziehungen zwi–
schen Unternehmen und Kunden,
die
erfolgreiche Unternehmen von nicht er–
folgreichen unterscheiden.
All diese Faktoren sind bei Akquisitionen
abzuwägen und frühzeitig in Betracht zu
ziehen. Nur wenn die Mitarbeiter sich
mit dem neuen Unternehmen identifizie–
ren, bleiben know how und Kunden–
beziehungen ohne Reibungsverluste
durch Kündigung wichtiger Mitarbeiter
erhalten.
600