1) Festlegung des Planungszeitraums;
2) Definition der Handlungsmöglich–
keiten';
3) Ableitung der durch die Handlungs–
mögl i chkei ten ausge lös t en Zah–
lungen'";
4) Erfassung auch der Ein- und Aus–
zahlungen im weiten Sinne" ;
5) Intraperiodische Auf- bzw. Abzinsung
der Zahlungen' l
Die Zahlungsreihe ist also annahme–
gemäß vorhanden und die Zahlungen
starten im Zeitpunkt 0 (am 1.1. der er–
sten Periode) und fallen danach in jähdi-
chen Abständen an. Praxisorientiert kann
jede Zahlung posiüv oder negativ sein.'^
3. DIE ENTSCHEIDUNGSSITUATION
IM UNTERNEHMEN
Mit den gegebenen Zahlungsreihen kann
gefragt werden, welche Wirkungen die
Zahlungen im Unternehmen auslösen.
Hier soll getrennt werden in den Fall der
Einzahlungen und in den der Auszahlun–
gen. Die mit dem Cash-Management
beauftragte Treasury-Abteilung fiJhrt die
Analyse der Ein- und Auszahlungen und
darauf auf bauend die Finanzdis–
positionen täglich durch.
3.1 Einzahlungen
Einzahlungen werden hauptsächl ich
dazu verwendet, fällige Auszahlungen zu
decken. Hierbei muss unterschieden wer–
den zwischen den tatsächlichen Einzah–
lungen eines Tages und solchen, die in
der Zukunft erwartet werden. Denn gera–
de im Cash-Management und dort insb.
bei den Einzahlungen wird man sich im–
mer wieder schmerzlich bewusst, dass
das Eintreffen der Einzahlungen eben
nicht sicher ist; selbst wenn der Kunde
noch so große Eide geschworen hat, dass
das Geld wirklich angewiesen ist bzw.
der Scheck losgeschickt wurde.
Verschärft wird das Problem durch die
eigentlich vernünftige Tendenz, immer
mehr Rechnungslisten einzusetzen, auf
denen viele kleine Rechnungen zusam–
mengefasst sind. Dies führt dazu, dass
die Zahlungseingänge in der Anzahl im–
mer geringer werden, im Betrag dafür
immer höher. Wenn der Cash-Manager
von einem avisierten Scheck die Löhne
und Gehälter bezahlen möchte/muss .
kann eine Verspätung des Schecks von
wenigen Tagen zu Liquiditätslücken füh–
ren, die eventuell mit kurzfristigen teu–
ren Krediten geschlossen werden müs–
sen. Einzahlungen verringern somit die
Höhe der notwendigen Kredite.
Wenn die Einzahlungen die gerade fälli–
gen Auszahlungen überschreiten, hat der
Cash-Manager zusätzliche Manövrier–
masse. Er wird das Geld natüdich in die
beste Verwendungsrichtung lenken. Die–
se ist dadurch gekennzeichnet, dass sie
bei einer Finanzanlage entweder die höch–
sten Anlagezinssätze bringt bzw. bei ei–
ner Kreditreduktion die höchsten Kredit–
zinssätze erspart.'" Da aufgrund der Ver–
waltungskosten und der Risikoprämien
die Sollzinssätze praktisch immer höher
sind als die Habenzinssätze, wird der
Cash-Manager Kredite zurückfahren, so
dass Finanzanlagen gar nicht entstehen
sollten.
Ausnahmen sind allenfalls denkbar, wenn
der Cash-Manager in der Planung (also
ex ante) andere Zahlungen (hinsichdich
Zeitpunkt und/oder Höhe) unterstellt hat
als die, welche dann eingetroffen sind.
Bei ungünstiger Fristigkeit und ganz kur–
zen Zeiträumen kann er dann
als Folge
der Fehlprognosen zu Finanzanlagen
gezwungen sein,
wenn z. B. kein Kredit
kurzfristig reduziert werden kann bzw.
wenn sehr bald eine größere Auszahlung
zu leisten ist. Geplante Finanzanlagen
sind aber nicht sinnvoll, weil es ex ante
vorteilhafter ist, zum Zeitpunkt des
Eintreffens der Zahlung das Auslaufen
von Krediten zu planen.
Es ist also festzuhalten,
dass Einzahlun–
gen üblicherweise zu einer Reduktion
des Kreditvolumens führen,
entweder
direkt oder über eine Reduzierung des
zusätzlichen Kreditbedarfes.
Finanzan–
lagen sind in der Investitionsrechnung
vernachlässigbar
und eher als (nicht ver–
meidbare) Fehler des Cash-Management
anzusehen.
Liegen die Einzahlungen dauerhaft über
den Auszahlungen, so kann bei lohnen–
den Handlungsmöglichkeiten das Inve–
stitionsvolumen ausgedehnt werden,
ohne dass zusätzliches Eigenkapital auf–
genommen werden muss.'^ Ansonsten
ist nach teilweiser Rückführung von
Fremdkapital auch über eine Reduktion
des Eigenkapitals nachzudenken (z. B.
über Akt i enrückkauf , Sonderaus –
schüttungen), um nicht wesentlich mehr
Eigenkapital als geplant einzusetzen und
um somi t im Zielkorridor für den
Verschuldungsgrad zu bleiben.
CM Controller magazin 6/03
3.2 Auszahlungen
Liegen die Auszahlungen über den Ein–
zahlungen, so muss für eine zusätzliche
Finanzierung gesorgt werden. Am ein–
fachsten ist es, wenn kurzfristig geparkte
Einzahlungen der Vortage genutzt wer–
den können, was aber - wie unter 3
.1
beschrieben - die Ausnahme sein sollte.
Kurzfristig werden dann üblicherweise
neue Kredite aufgenommen bzw. geplan–
te Kredite in höherem Umfang abge–
schlossen.
Für diese Situation ist es natüdich ent–
scheidend, dass man mit den Fremd–
kapitalgebern (wohl hauptsächlich Ban–
ken) bereits frühzeitig Kreditrahmen und
Konditionen vereinbart hat, damit in der
konkreten Situation sofort die benötig–
ten Kredite abgerufen werden können.
Der Kreditrahmen mit seinen Konditio–
nen wird vom Rating und insbesondere
durch bereits voriiegende Belastungen
wie andere Kredite und Leasingver–
pflichtungen bestimmt."' Der relevante
Zinssatz wird üblicherweise verhandelt,
indem auf einen Referenzzinssatz (inzwi–
schen meist der Euribor) ein Aufschlag
addiert wird. In diesem Rahmen können
;
sich die Unternehmen dann frei und vor
allen Dingen schnell bewegen. Eventuel–
le Bereitstellungsgebühren sind sicher
geringer als die Zinssatzdifferenz.
Allerdings darf nicht vergessen werden,
dass die Bedingungen bei besonderen
Ereignissen modifiziert werden können.
Die Airiine-Industrie musste dies nach
dem 11. September 2001 schmerzhaft
feststellen, als plötzlich der Zinssatz für
Kredite mehrere Prozentpunkte herauf–
gesetzt wurde.
Im mittelfristigen Bereich kann es für
größere Unternehmen auch günstig sein,
Anleihen im Kapitalmarkt aufzunehmen.
Langfristig sollte bei permanenten Aus–
zahlungsüberschüssen überlegt werden,
ob die Eigenkapitalbasis verstärkt wer–
den muss, damit der Verschuldungsgrad
im gewünschten Korridor bleibt. Bei gu–
tem Wachstum und rentablen Hand–
lungsmöglichkeiten sollte eine Eigen–
kapitalerhöhung kein großes Problem
darstellen.
Somit kann man auch für Auszahlungen
festhalten, dass sie fast immer zu Ände–
rungen in der Kredithöhe (bzw. Eigen–
kapital) führen. Eine Reduktion von
Finanzanlagen ist bei gutem Cash-Ma–
nagement nicht möglich, weil Finanz-
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