CM Controller magazin 6/03 - Peter Hoberg
Zuordnung CM-Themen-Tableau
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F
BRAUCHT DIE
INVESTITIONSRECHNUNG
EINEN HABENZINSSATZ?
von Peter
Hoberg,
Worms
Prof. Dr. Peter Hoberg, Fachbereich Tour ist ik/Verkehrswesen,
Fachhochschule Worms - E-Mail:
1. PROBLEMSTELLUNG
In den letzten Ausgaben des Controller
Magazin ist die Frage nach der richti–
gen Vorgehensweise bei Investitions–
rechnungen intensiv diskutiert wor–
den.
Basierend auf dem vomAutor ent–
wickelten Leitfaden^ hat sich auch Witt^
für den
Einsatz vollständiger Finanz–
pläne ausgesprochen.
Entscheidend für
die Qualität der Entscheidung ist die Güte
der Daten. Da die Konsequenzen einer
einzelnen Handlungsmöglichkeit immer
aus dem gesamten Unternehmensbild
herausgeschnitten werden müssen, sind
zwangsläufig Vereinfachungen notwen–
dig. Man kann eben nicht alle Folge–
entscheidungen mit abbilden. Hier muss
mit viel Fingerspitzengefühl abgewogen
werden, wie weit man die Datenerhebung
treiben möchte.
An einer anderen Stelle kann dem Prakti–
ker allerdings mit einer Vereinfachung
geholfen werden. Fast alle Autoren be–
rücksichtigen in ihren Ansätzen die Mög–
lichkeit von Anlagen zum Habenzins-
satz^
Der Habenzinssatz soll danach
Anwendung f inden, wenn die
Handlungsmöglichkeit (HM) in den
positiven Bereich kommt,
d. h. wenn die
Kredite und die dadurch aufgelaufenen
Sollzinsen getilgt sind.
Sollzinssätze sind
dagegen immer zu verrechnen,
wenn
die Periodensalden einer Handlungs-
möglichkeit^ noch im Minus liegen. Es
wird also angenommen, dass das Unter–
nehmen zu einem Zeitpunkt für die Durch–
führung einer Handlungsmöglichkeit Kre–
dite aufnimmt und zu einem anderen
Zeitpunkt aus den Überschüssen Finanz–
anlagen tätigen kann. Auch für Differenz–
investitionen, mit denen die Zahlungs–
ströme von Handlungsmöglichkeiten
vergleichbar gemacht werden sollen, wird
teilweise eine Finanzanlage angenom–
men.^
Diesen Übedegungen liegen wohl die
Verhältnisse im Privatbereich zugrunde,
in dem sich ein Wirtschaftssubjekt nor–
malerweise entweder in einer Kredit–
situation oder einer Anlagesituation be–
findet. Im Privatbereich ist es praktisch
nie sinnvoll, zur gleichen Zeit Schulden
zu haben und gleichzeitig Anlagen zu
tätigen. Der Grund liegt darin, dass die
Habenzinssätze, die ein Privatmann er–
zielen kann, fast immer unter den Soll–
zinssätzen liegen. Ausnahmen sind üb–
licherweise auf einen „Defekt" im Steuer–
system oder unterschiedliche Risiken
zurückzuführen.'
Privatleute sind also üblicherweise ent–
weder in einer Kreditsituation (z. B. Haus–
finanzierung) oder in einer Anlage–
situation, wenn das Haus erst einmal
abgezahlt ist. Während im Privatbereich
häufig eine ausgeprägte Anlagesituation
zu beobachten ist, tnfft dies für Unter–
nehmen praktisch nie zu' . Dies soll im
Weiteren mit seinen erheblichen Konse–
quenzen gezeigt werden.
2. VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE
BEWERTUNG VON HANDLUNGS–
MÖGLICHKEITEN
Unabhängig davon, ob Unternehmen
regional, funktional, prozessorientiert etc.
organisiert sind, wird immer wieder die
Frage aufgeworfen, ob sich die Durch–
führung einer Handlungsmöglichkeit
insb. aus finanzieller Sicht lohnt. Das In–
strumentarium der Investitionsrechnung
kann und muss somit auf fast alle Be–
reiche angewendet werden.
Ein Werbefeldzug kann genauso bewer–
tet werden wie die Vorteilhaftigkeit eines
neuen Produktes oder eines verbesser–
ten Produktionsverfahrens. Die durch die
Handlungsmöglichkeit ausgelösten Zah–
lungen müssen erfasst werden hinsicht–
lich Höhe**, Zeitpunkt und Sicherheit. Auf–
grund des für diesen Beitrag gewählten
Schwerpunkts soll angenommen werden,
dass die Zahlungsreihen bereits vodie–
gen. Damit gelten folgende teilweise
schwierige Probleme bereits als gelöst:
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