Seite 7 - CONTROLLER_Magazin_2003_06

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CM Controller magazin 6/03
FORDERUNGS–
MANAGEMENT
in der TÜV Anlagentechnik
Mi chae l Rüd , Di p l . -BW (BA) ,
Leiter kaufmännischer Service,
Fachberei ch Indus t r i ean lagen,
TUEVAnlagentechnlkGmbH.Köln
Klaus Ges t huysen , Dipl . -Kfm. ,
Berei chs lei ter Cont rol l ing und
Re c h n u n g swe s e n der TUEV
Anlagentechnik GmbH, Köln
von Michael
Rüd
und Klaus
Gesthuysen,
Köln
Das Forderungswesen wird von vielen
Controllern als lästiges Übel - eine Auf–
gabe von „denen da" (gemeint ist die
Deb i torenbuchha l tung) ange s ehen .
...Schließlich hätten wir - Controller -
zur Verbesserung des Ergebnisses bei–
zusteuern; der Cash wird denn wohl
schon hintendrein kommen. „Forderungs–
management" gar - ach was, ab und an
mal beim Kunden anrufen - dann wird's
schon laufen...
Falsch! So wird es gewiss „nicht laufen".
Forderungsmanagement ist eine Auf–
gabe, die im Controlling anzusiedeln
ist.
In Bezug auf Forderungen ist ein
firmeninternes Frühwam- sowie ein
Belohnungssystem
aufzubauen. Durch
derartige Systeme wird der Bestand der
Forderungen reduziert bzw. verkürzt sich
der Zeitraum der Zahlungseingänge.
Dies trägt
im
kausalen Zusammenhang
direkt positiv zur Ergebnisverbesse–
rung bei; und zwar an 3 Stellen:
1
Ausbuchung uneinbringlicher For–
derungen:
Die Zahl der Insolvenzen be–
dingt eine direkte Korrelation zur Höhe
des Aufwands der Ausbuchung unein–
bringlicher Forderungen. Forderungs–
management senkt den Ausbuchungs–
aufwand, weil potentiel le Insolvenz–
kandidaten früher erkannt werden. Das
Ergebnis wird verbessert.
2.
Pauschalwertberichtigungen:
Wenn
es Firmen beim obigen Punkt „Ausbu–
chung uneinbringlicher Forderung" nicht
nennenswert getroffen hat, so werden
diese am lahresende von der „1 , 0% igen
Pauschalwertberichtigung auf die Höhe
der ausstehenden Forderungen (abzüg–
lich erhaltener Anzahlungen und Einzel–
wertber icht igungen und unter Aus–
schluss von absehbar 100 % sicheren
Forderungseingängen) ereilt. |e höher der
Wert der ausstehenden Forderungen ist,
desto höher ist die Pauschalwertberichti–
gung am Ende des )ahres.
Forderungsmanagement senkt das (im
Verhältnis zum Umsatz) relative Verhält–
nis der Höhe der Forderungen. Das Er–
gebnis wird verbessert, weil die Pauschal–
wertberichtigung geringer ausfällt.
3.
Kapitaldienste:
Kapital als Produk–
tionsfaktor kostet Geld. Entweder die Fir–
ma hat es im Rahmen eines positiven
Cash-flow übrig und könnte mehr davon
anderweitig besser einsetzen. Oder diese
muss es sich von Fremdkapitalgebern
leihen und zahlt Zinsen. In jedem Fall
bedeutet gebundenes Kapital in Form
ausstehender Forderungen nicht verfüg–
bares Kapital - wir finanzieren unsere
Kunden anstatt uns selber Wenn wir - im
Falle einer Kreditaufnahme - unserem
Kapitalgeber aus einem schnel leren
Durchsatz der Forderungen und einem
Absinken des Forderungsbestandes (d.
h. durch eine positive Beeinflussung des
Cash-flow der Firma) z. B. 1,0 iVlio. Euro
an kurzfristigem Dariehen zurückzahlen
können,
verbessern wir das Ergebnis
durch eine Verminderung des Zinsauf–
wandes direkt
- in diesem Beispiel um
ca. 80 - 100 Teuro (bei 8 - 10 % Kapital–
dienst).
Dies sollten Gründe genug sein, um über
das Thema Forderungsmanagement
nachzudenken - auch als Controller
Kommen wir zur Umsetzung des For–
derungsmanagement
in drei Themen–
kreisen.
Themenkreis I des Forderungs–
management: Bewusstmachung
Hier muss man sich mit drei Fragen be–
schäftigen:
1. Über
wa s
reden wir eigent l i ch
(welche Art von Forderungen, wie
hoch, welche Menge, welches Klien–
tel, in welchen Ländern);
2. mit wem müssen wir reden, d.h.
wer
ist der Verantwortliche hierfür;
3.
wie
können wir es den Verantwort–
lichen bewusst machen.
Die erste Frage nach dem „worüber" er–
zeugt zunächs t einige sehr firmen–
individuelle Antworten. Selbstverständ–
lich sind Massenrechnungen mit relativ
geringem Forderungsvolumen (z. B. im
Handel) „anders" zu handhaben wie dies
beispielsweise bei einer nach Aufwand
bezahlten Consuldngleistung der Fall sein
wird. Im Falle von Massenrechnungen ist
ein automatisiertes Mahnwesen zwin–
gend. Eine automatisiert eingeschaltete
Rechtsanwaltskanzlei empfiehlt sich. Eine
Forderung mittels eines Rechtsanwalts
einzuklagen kostet gemäß BRAGO-
Sätzen den u. a. Anteil in % von der Höhe
der Forderungen (Hinweis: der Einfach–
heit halber sind nur die Anwaltskosten in
1. Instanz inkl. Gerichts-ZBescheids-
kosten dargestellt):
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