Seite 55 - CONTROLLER_Magazin_2003_06

Basic HTML-Version

CM
Cont rol l er
magazin 6/03
Zuordnung CM-Themen-Tableau
05
07
E
P
S
F&E-
CONTROLLER
UND F&E-
MITARBEITER:
Ein ewiger Konflikt!? Neue
Erkenntnisse zur
Zusammenarbeit von
Controllern und F&E-
Mitarbeitern
Dipl .-Kfm. Philipp D. Leising
(11)
und Dipl.-Kfm. Eric C. Zayer haben sich im Rahmen ihrer
Diplomarbeit im Jahre
2002
mit F&E-Control l ing aus der Perspektive der Rationalitäts–
sicherung der Führung befasst. P Leising ist heute als Unternehmensberater in Frankfurt
tätig und E. Zayer arbeitet am Lehrstuhl fl jr Control l ing, Stiftungslehrstuhl der Deutschen
Telekom an der
WHU
in Vallendar
von Philipp D.
Leising
und Eric C.
Zayer,
Vallendar
Das Bauchgefühl vieler Controller und
die Controlling-Literatur sind sich einig:
In Forschung und Entwicklung arbeiten
hochqualifizierte, aber eigensinnige und
kreative Köpfe, die den Controller nur als
störendes Beiwerk oder Kontrahenten
sehen. Doch das muss nicht so sein. Eine
Untersuchung des F&E-Controlling in drei
Pharma-Unternehmen ergibt ein ande–
res Bild:
Das Verhältnis zwischen Con–
trollern und
F&E
-Mitarbeitern ist weit–
aus besser als vermutet!
Die Studie
Im Rahmen einer Studie, die die Ausge–
staltung des F&E-Controlling
aus dem
Blickwinkel der Rationalitätssicherung
der Führung
beurteilen sollte, wurden
Interviews mit insgesamt 17 Mitarbei–
tern bei drei großen deutschen Pharma–
unternehmen geführt. Interviewpartner
waren größtenteils F&E-Controller und
F&E-Manager (Projektleiter etc.), nur we–
nige Teilnehmer waren direkt in die For–
schung involviert.
In diesem Zusammenhang wurde unter
anderem auch das Verhältnis zwischen
F&E-Mitarbeitern und F&E-Controllern
untersucht. Erstaunlicherweise war das
Verhältnis zwischen den beiden Berufs–
gruppen wesentlich besser als ein Blick
in die Literatur erwarten ließ.
Die Notwendigkeit zur Zusammen–
arbeit
Der Unternehmensbereich Forschung
und Entwicklung ist oft entscheidend für
den Erfolg des Unt ernehmens und
braucht daher gute Steuerung - an ei–
nem gewissen Maß an Controlling führt
in der F&E kein Weg mehr vorbei.
Schon Klassiker wie Schumpeter und
Mellerowicz vertraten die heute noch
gültige Auffassung, dass langfristiger
Unternehmenserfolg in vielen Branchen
nur durch kontinuierliche Innovation
sichergestellt werden kann.
Die Anfor–
derungen an moderne Forschung und
Entwicklung werden immer größer was
sich oft in steigenden Ausgaben aus–
drückt. Die Ansprüche der Kunden stei–
gen, der Wettbewerb wird härter und die
Lebenszyklen der Produkte im Markt
werden immer kürzer (vgl. Perillieux
1
991). F&E-Abteilungen sehen sich da–
her der Aufgabe gegenüber immer
schneller und effizienter eine größere Zahl
neuer Produkte in einen marktreifen Zu–
stand zu bringen. Dem entgegen steht
die aktuelle Erfahrung hoher Flopraten,
also einem geringen Anteil am Markt
wirtschaftlich erfolgreicher Produkte.
Die Kombination aus hohen Ausgaben,
s t e i genden Kundenanforderungen,
schwer einzuschätzenden Marktrisiken
und der großen Bedeutung neuer Pro–
dukte für den Unternehmenserfolg bil–
den ein Szenario, das nach einer überieg-
ten Steuerung des F&E-Bereiches ver–
langt. Aber gerade dies gestaltet sich
besonders schwierig, da eine
Reihe von
Charakteristika von F&E-Projekten
die
Steuerbarkeit signifikant beeinträchtigen.
-
F&E-Projekte sind neuartig und oft
Singular,
d. h. es lassen sich nur in
begrenztem Umfang Lektionen aus
vergangenen Projekten lernen.
-
In der F&Ewerden Produkte und Pro–
zesse für die (ferne) Zukunft entwor–
fen, deren Veriauf jedoch ungewiss
ist, so dass Annahmen über zu er–
wartende Anforderungsprofile getrof–
fen werden müssen.
-
Projektstrukturen sind oft sehr kom–
plex. Manchmal existieren viele ver–
schiedene Lösungswege für eine Pro–
blemstellung, die parallel verfolgt
werden müssen, in anderen Projek–
ten sind potenzielle Lösungswege
gänzlich unklar.
In einem solchen Umfeld ist die direkte
Vorgabe von Aufgaben und Tätigkeiten
erfahrungsgemäß schwierig, somit
blei–
ben F&E-Mitarbeitern in der Regel hohe
Freiheitsgrade bei der Lösung eines
Problems.
Die Mitarbeiter entscheiden
kreativ und weitgehend autonom auf
Basis ihres eigenen Fachverstands oder
in Abstimmung mit dem Forscher-Team
über das weitere Vorgehen.
567