Seite 51 - CONTROLLER_Magazin_2003_06

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CM Controller magazin 6/03
Zuordnung CM-Themen-Tableau
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MANAGEMENT AUF ZEIT-
EINE DIENSTLEISTUNG MIT
WACHSENDER BEDEUTUNG
- Gegenstand, Voraussetzungen, Organisation -
von Bemd Kunze, Pinneberg b. Hamburg
Dr. Bernd Kunze, Ünternehmensberater
(MaZ, Coaching, Market ing/Vertrieb, Pro–
jekte) , Geschä f t s f ührender Par tner der
Soc i e t ä t f ür I V I anagemen t be r a t ung ,
Tel. 04101-209259, e-mai l ;
WAS ISTMANAGEMENT AUF ZEIT?
Management auf Zeit oder Interim-
Management beinhaltet die Besetzung
von Führungs funkt ionen in e inem
Unternehmen mit externen Managern.
Christian Mestwerdt hat eine brauchbare
und anerkannte Definition geliefert:
„Un–
ter Interim-Management wird die zeit–
lich begrenzte Integration einer von
außen komme nd e n ,
e r f ah r enen
Führungspersönlichkeit in eine Unter–
n e hmun g zur Bese i t i gung e iner
Engpasss i tua t ion ver s t anden .
Der
Interim-Manager wird während dieser
Zeit
vollständig in die Aufgaben- und
Verantwortungshierarchie der Unterneh–
mung eingebunden, wobei er in der Wahl
seiner Vorgehensweise zur Lösung der
Aufgabe nicht weisungsgebunden ist.
Gegenüber internen Mitarbeitern, die ihm
unterstellt sind, hat er umfassende
Weisungsbefugnisse."
WELCHE FÄHIGKEITEN UND
VORAUSSETZUNGEN MUSS DER
INTERIM-MANAGER AUFWEISEN?
Grundsätzlich einmal müssen Manager
auf Zeit, die ja in einem ihnen bis dahin
unbekannten Unternehmen oder Arbeits–
bereich tätig werden sollen, eine hohe
fachliche Kompetenz und eine sehr aus–
gewogene Persönlichkeitsstruktur mit
möglichst extravertiertem Profil auf–
weisen.
Die
fachliche Kompetenz
sollte unab–
dingbar durch praktische Tätigkeiten in
einer Linienfunktion in einer Unterneh–
mung gewonnen und erfolgreich erprobt
worden sein. Praxis ausschließlich in ei–
nem Beratungsunternehmen hat sich
allzu oft als nicht ausreichend erwiesen.
Unabdingbar ist es, dass der Interim-
Manager die Fähigkeiten aufweist. Wis–
sen kurzfristig abzurufen bzw. zu aktivie–
ren und komplexe Zusammenhänge zu
erkennen, darzustellen, zu gewichten und
entscheidungssicher einzusetzen.
Darüber hinaus ist die
methodische
Kompetenz
unabdingbar zu fordern: Der
Interim-Manager muss durch Einsatz von
methodischem Wissen und entsprechen–
den Instrumenten schnell die Stärken,
die Schwachstellen und notwendige,
möglichst hinreichende Maßnahmen
definieren
können. Ein
wichtiger Erfolgs–
faktor des Manager aufZeit ist die schnelle
Erreichung der erwarteten Leistungs–
fähigkeit.
Vom Interim-Manager werden Lösun–
gen und Ergebnisse erwartet.
Diese
Forderung gilt regelmäßig auch dann,
wenn betriebsintern schon mehrmals er–
folglos Lösungen versucht wurden. Hier–
zu bedarf es Selbstbewusstsein - genauer:
erfahrungsbedingte Erfolgszuversicht - ,
Verhandlungsgeschick und Verhandlungs–
sicherheit auf allen Hierarchieebenen des
Unternehmens sowie eine ausgeprägte
Integrationsfähigkeit. In diesem Zusam–
menhang sei der Hinweis angebracht, dass
der Erfolg eines Inter im-Managers
erfahrungsgemäß nicht unterstützt wird,
wenn ihm für den erfolgreichen Abschluss
des Einsatzes eine mögliche Dauerbe–
schäftigung inAussicht gestellt wird; im
Gegenteil: die damit verbundene Konzes–
sionsbereitschaft führt oft zu ergebnis–
mindernden Blockaden.
Fördernd für den Erfolg des Managers auf
Zeit ist die Fähigkeit, Verständnis für Re–
geln und Abläufe im Unternehmen aufzu–
bringen, Rahmenbedingungen infolge
historischer Prozesse und Entscheidun–
gen zu akzeptieren und Ressourcen des
Unternehmens nutzen und einbinden zu
können.
Unabdingbar ist die Fähigkeit,
eine offene und sachliche Informations–
und Kommunikationskultur zu leben.
Letztiich handelt es sich hiermit umAus–
prägungen, die generell den sehr erfolgrei–
chen Manager auszeichnen. Bei der Aus–
wahl des Interim-Managers sollte jedoch
beachtet werden: Ein erfolgreicher Mana–
ger auf Zeit muss in Bezug auf die konkrete
Aufgabenstellung, die ihm übertragen
werden soll, möglichst überqualifiziert
sein, um die Erfolge bewirken zu können,
die erwartet werden. In diesem Sinne soll–
te er auch nicht als Idealbesetzung - gar
mit Vorbildcharakter - dargestellt werden,
sondern vielmehr als maximal notwendi–
ge Besetzung für eine Interimsphase, in
der ganz bestimmte, untypische Aufga–
ben zu lösen sind bzw. unter erschwerten
Bedingungen gearbeitet werden muss.
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