Seite 50 - CONTROLLER_Magazin_2003_06

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CM Controller magazin 6/03 - Gerhard Römer
Römer-Kolumne
Wird das Controller Magazin
eigentlich noch gelesen?
von Gerhard
Römer,
Hamburg
Angeregt von Ernst Fischer (siehe seinen Leserbrief im CM 1/2002,
S. 96), der seine Aha-Erlebnisse beim Lesen der Aufsätze von Dieter
Wäscher (CM 5/2000, S, 403ff.) und Guido Scheid (CM 4/2001,
8. 348ff., der auf 8. 355 einen Aufsatz von Jürgen Weber zitiert) mit
Leuchtmarker hervorzuheben pflegt, habe ich die drei Jahrgänge 2000
bis 2002 des CM bibl iometrisch untersucht.
BIbllometrie ist eine neue Wissenschaft,
die die Zahl der Fußnoten,
mit denen sich andere Autoren auf einen best immten Aufsatz bezie–
hen, zum Maßstab für die Bedeutung und Qualität des zitierten
Aufsatzes nehmen (vgl. Martin Spiewak, Der Zitatenjäger, in: Die Zeit,
Nr. 29 vom 10.7.2003). für den zitierten Autoren gilt die Zitation als
wissenschaftl iche Anerkennung: seine Veröffentlichung wird von den
Lesern registriert und seine Einsichten von anderen Autoren als
interessant bewertet. Je häuf igerderAutoralso zitiert wird, desto höher
ist die Qualität seines Aufsatzes und auch die seines Publ ikations–
organs zu veranschlagen.
Bibliometrie stellt demnach den Versuch dar, wissenschaftl ich publ i–
zierte Leistungen zu messen. Mit diesem Ansatz lassen sich Verglei–
che anstel len: Wie hoch ist die Veröffentlichungsrate eines Autors,
respektive wie hoch ist seine Zitationsrate in seiner Stamm-Zeitschrift,
die quasi das
Erstgeburtsrecht an dem zitierten Aufsatz
hat? Das
will ich hier für das Controller Magazin untersuchen.
Meine kurze bibl iometrische Auswertung der drei Jahrgänge 2000 bis
2002 des CM ergibt folgenden Befund:
(1) Knapp die Hälfte aller Aufsätze kommen ohne Anmerkungs–
apparat und/oder Literaturverzeichnis aus; dabei handelt es sich
meist um Einführungs- oder Instal lat ionsbeschreibungen, Con-
trol ler-Congress-Redebei träge und auch um die Editoriais;
(2) Die konkurrierenden Zeitschriften wie „Control l ing" von Prof. P.
Horväth und „Kostenrechnungspraxis" von Prof. W. Männel wer–
den nach meinem Eindruck relativ häufig zitiert; sie waren aber
nicht Gegenstand meiner Untersuchung.
(3) Genau 70 mal haben sich Autoren der Aufsätze des CM auf
andere Aufsätze im CM bezogen.
(4) Davon wurden zwei
dreimal
zitiert:
-A l b r ech t Deyhle, Schon immer Balanced Scorecard?-Con t ro l –
lers ausgewogenes Steuerungs-Cockpi t (CM 6/1999, S. 423 ff.)
- Rainer Kalwait und Stephan Maginot, Wenn Control ler wech–
selnwol len - Control lers Anforderungsprof i l (CM 1/1998, S. 57 ff.)
(5) Von den insgesamt 70 Zi tat ionen wurden fünf zweimal zitiert:
- Dietrich Bihr und Albrecht Deyhle u.a., Risiko-Früherkennungs-
System (CM 3/2000, S. 262 ff. und 4/2000, S. 285 ff.)
- Eric Brabänder und Indra Hilcher, Balanced Scorecard - Stand
der Umsetzung, Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
(CM 3/2001, S. 252 ff.)
- Andreas Krähe, Balanced Scorecard - Baustein zu einem
prozessorient ierfen Control l ing (CM 2/1999, S. 116 ff.)
- Jürgen Weber und Utz Schäffer, Einführung der Balanced
Scorecard - 8 Erfolgsfaktoren (CM 1/2000, S. 3 ff.)
- Thomas Wunder, Wie konkret muß eine Balanced Scorecard
sein? (CM 4 / 2001 , 5 . 233 ff.)
Dieser Befund zeigt nach einer grundsätzl ichen Über legung seine
Tücken: Viele Autoren scheinen ihre Beiträge mit einer Vielzahl von
Zi tat ionen schmücken zu wol len; zum einen, um ihre Belesenhei t zu
demonstr ieren, zum anderen führt gerade dieses Verhal tensmuster
dazu, dass bekannte Aufsätze immer wieder reflexhaft zitiert werden
und dadurch eine übergroße Bedeutung oder Qualität (siehe oben)
erlangen könnten. Deswegen scheint mir die Selbstreflexion der
publ izierenden Autoren des CM nicht weit ausgeprägt zu sein.
Wie aber steht es mit den Nur-Lesern des CM? Sind die von mir
herausgestel l ten Aufsätze tatsächl ich auch die entscheidenden, die
die Nur-Leser bei ihrertägl ichen Controllerarbeit effektivvorangebracht
haben? Die Antwort auf diese Frage könnte in einer freiwi l l igen
Meinungsumfrage unter den Nur-Lesern des CM erhoben werden.
Auf geht's! Schreiben Sie an die Redal<tion des CM: „Unter den
Aufsätzen des CM habe ich als besonders wertvoll für meine
Controllertätigkeit empfunden..."
Zuordnung CM-Themen-Tableau
01
07
09
G
F
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562