Seite 37 - CONTROLLER_Magazin_2003_06

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CM Controller magazin 6/03
UMWELTSCHUTZ
MIT DER
BALANCED
SCORECARD
MANAGEN
Erfahrungen der Berliner
Wasserbetriebe
Carl-Ulrich Gminder, Institut für
Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-
HSG), Universität St. Gallen
Maritta Bergner, Berliner Wasser–
betriebe, Neue Jüdenstraße 1,
D-10179 Berlin
von Maritta
Bergner,
Berlin, und Carl-Ulrich
Gminder,
St. Gallen
Einleitung
Umweltschutz ist ein strategischer Er–
folgsfaktor für einen Wasserver- und
-entsorger, denn öualität und Verfügbar–
keit seiner
Ressource Wasser ist ent–
scheidend für den langfristigen Unter–
nehmenserfolg.
Aber Wasserversorger
stehen immer mehr unter kurzfristigem
Erfolgsdruck: die Privatisierten aufgrund
der Renditeerwartungen, die Öffendichen
aufgrund der Finanznöte öffentlicher
Haushalte. Wie kann ein strategisch ef–
fektives und operativ effizientes Umwelt–
controlling unter diesen Bedingungen
eingesetzt werden? Wie können Um–
weltstrategien umgesetzt werden, ohne
Lippenbekenntnisse zu bleiben?
Vor diesen Herausforderungen stehen
auch die Bediner Wasserbetriebe (BWB).
Sie sind
der größte Wasserver- und
-entsorger Deutschlands
und versorgen
3,4 Mio. Menschen im Großraum Berlin.
1999 wurden 49 , 9 % an ein Konsortium
aus RWE, Vivendi und Allianz verkauft,
der Rest verblieb beim Land Bedin.
Die
Teilprivatisierung br acht e eno rme
Veränderungen
in Management und Or–
ganisation: alles Bisherige kam auf den
Prüfstand. Neue strategische Ziele wur–
den beschlossen, die ausschließlich auf
die Shareholder, Kunden und Mitarbeiter
fokussieren. Über das Einhalten von Ge–
setzen hinaus schien Umweltschutz nicht
mehr bedeutsam. Umdie neuen Ziele
umzusetzen, wurde gleichzeitig ein
neues Management instrument einge–
führt. Die Balanced Scorecard (siehe dazu
ausfühdich Friedag/Schmidt 2001 , We–
ber/Schäffer 2 0 0 0 oder Kaplan/Norton
1997) .
Im Rahmen einer Fallstudie^ wurde
in
Zusammenarbeit mit dem Institut für
Wirtschaft und Ökologie (IWÖ) der Uni–
versität St. Gallen die strategische Be–
deutung von Nachhaltigkeit, insbeson–
dere der Umwelt, analysiert,
diskutiert
und neu definiert.
Ziele, Maßnahmen
und Kennzahlen wurden in die Balan–
ced Scorecard (BSC) des Untemehmens
integriert,
sowie eine eigene BSC für die
Stabsabteilung „Betriebsbeauftragte und
Umweltschutz" (VBU) entwickelt. Darüber
hinaus wurde ein neues
strategisches
Ziel „Schutz der natürlichen Ressour–
cen"
entwickelt und in die neuen Con–
trollingprozesse eingebracht (ausführiich
dazu: Gminder/Bergner 2002) .
Die Fa l l s tudi e wu r d e im Ra hme n d e s v o m
Bunde smi n i s t er i um fi^r Bi ldung und Forschung
geförderten Proiektes „Ein Cockpi t für unter–
nehme r i s che Nachhal t igkei t : Ma n a g eme n t mi t
der Sus t a i nab i l i t y Ba l anc ed Scorecard" ent –
wickel t . Zu den Ergebni ssen s i ehe Scha l t e gg e r /
Dyllick 2 0 0 2 .
Entwicklung einer Balanced Score–
card für die Abteilung VBU
Die Balanced Scorecard der Vorstands–
abteilung „Betriebsbeauftragte und Um–
weltschutz" (VBU) wurde im Rahmen
zweier Workshops mit den Mitarbeiten–
den der Abteilung entwickelt. Vorberei–
tet wurden diese Workshops durch ein
abtei lungsinternes Treffen. Dort ver–
mittelte die Abteilungsleiterin anhand
eines einfachen fiktiven Beispiels einer
Gärtnerei die Idee und Arbeitsweise einer
Balanced Scorecard.
Dieses Vorgehen wurde bewusst gewählt,
um die Abteilungsmitarbeiterinnen und
-mitarbeitet zu informieren, zu motivie–
ren sowie Diskussionen über Sinn und
Zweck des Instrumentes an sich im vor–
ab zu führen. Dieses Treffen war eine gute
Vorbereitung für die Workshops.
Als
strategischer Input wurden folgende
Leitsätze eingebracht:
>- Die Beriiner Wasserbetriebe arbeiten
im Umweltschutz rechtssicher und
gesetzeskonform.
>• Die Nutzung unserer vorhandenen
Kompetenz setzt Kraft und Zeit durch
Vermeidung von Doppelarbeit frei.
>• Wir sind bekannter, akzeptierter, in
Anspruchgenommener Dienstleister
des Hauses.
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