Seite 33 - CONTROLLER_Magazin_2003_06

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CM Controller magazin 6/03
gewinn der Diskussion ist umso größer
je stärker es gelingt, tradierte und beste–
hende Ansichten (sog. „mental maps")
der beteiligten Personen zu hinterfragen
und zu überwinden.
Für das weitere Vorgehen sind v. a. die
unsicheren Entwicklungstrends der In–
dustrie maßgebl ich." Auf Basis dieser
unsicheren Entwicklungstrends werden
in einem weiteren Arbeitsschritt die spe–
zifischen Unsicherhei ten des Unter–
nehmens erarbeitet (vgl. Abb. 3: Doku-
mentaUon und Bewertung der Unsicher–
heiten des Unternehmens). Zur Identifi–
zierung dieser unternehmensindivi –
duellen Unsicherheiten können funda–
mentale Fragestellungen dienen, die die
Führungskräfte etwa einem
Orakel von
Delphi
stellen würden (z. B. stehen ele–
mentare technologische Durchbrüche
bevor etc.).
Die unternehmensspezifischen Unsicher–
heiten werden anhand von repräsenta–
tiven Einflussfaktoren (sog. Deskriptoren)
mit alternativen Ausprägungen aufge–
listet. Um die für die Unternehmensent–
wicklung relevantesten Einflussfaktoren
zu identifizieren, werden deren Auswir–
kungen auf die Erreichung der unter–
nehmerischen Ziele bewertet. Bei der
Bewertung der Relevanz der Einfluss–
faktoren sind die wechselseitigen Ab–
hängigkeiten zwischen den Einflussfak–
toren unbedingt zu berücksichtigen.
Die industriespezifischen Entwicklungs–
trends sowie die unternehmensspezi–
fischen Unsicherheiten (relevante De–
skriptoren und Ausprägungen) stellen die
wesentlichen Bausteine für die nach–
folgende Szenarioentwicklung dar
5.3 Szenarioentwicklung
Die Szenarioentwicklung besteht im Kern
aus der
Kombination, Verdichtung und
Beschreibung der identifizierten und
relevanten Unsicherheiten
des Unter–
nehmens in Gestalt der definierten Ein–
flussgrößen mit ihren möglichen Aus–
prägungen.
Die
0.
g. Unterscheidung einer eher sub–
jektivintuitiven bzw. formal analytischen
Vorgehensweise tritt in der Phase der
Szenarioentwicklung am deuüichsten in
Erscheinung. Aus pragmat ischen Ge–
sichtspunkten sollte zunächst der sub–
jektiv intuitiven Vorgehensweise gefolgt
werden.
Demnach werden im Szenario–
team aus der intensiven Diskussion
der relevanten Unsicherheiten heraus
wesentliche Kombinationen von rele–
vanten Einflussfaktoren erarbeitet und
als Arbeitsszenarien dokumentiert .
Eine sehr einfache, aber nicht minder
effektive Vorgehensweise kann beispiels–
weise darin bestehen, die zwei wichtig–
sten Einflussfaktoren für die zukünftige
Unternehmensentwicklung auszuwäh–
len, zu kombinieren und mit den übrigen
Einflussfaktoren zu ergänzen.
Aus Effizienzgründen sollte es gelingen,
auf den Einsatz relativ aufwändiger In–
strumente (z. B. der Cross-Impact-Analy-
se unter Verwendung von bedingten
Wahrscheinlichkeiten) weitgehend zu ver–
zichten. Um Missverständnissen vorzu–
beugen: Diese und andere Methoden der
formal analytischen Vorgehensweise sind
nicht per se abzulehnen. Im Gegenteil,
diese Methoden können einen hohen Er–
kenntnisgewinn ermöglichen. Zu beach–
ten ist lediglich, dass sie
keine notwendi–
ge Voraussetzung für eine erfolgreiche
Szenarioentwicklung darstellen.
Welche
Vorgehensweise vorteilhafter ist, hängt
letztlich von der Anzahl der relevanten
Einflussfaktoren und Ausprägungen ab.
Grundsätzlich gilt: je größer die Anzahl
der zu betrachtenden Einflussgrößen und
deren Wechselwirkungen untereinander
ist, desto zielführender erscheint die flan–
kierende Verwendung von analytischen
Instrumenten zur systematischen Erar–
beitung und Bewertung von relevanten
Kombinationen.
Entwicklungstrends der Industrie
Unsicherheiten des Unternehmens
Entwicklungstrends
Gesellschaftliches Umfeld
Pol ltisches Umfeld
Technologisches tJmfeld
Ökonomi sches Umfeld
Strukturelles Umfeld Industrie
Unsicherheit
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Deskriptor
Gesellschaftliches Umfeld
Politisches Umfeld
Technologisches Umfeld
Ökonomi sches Umfeld
Strukturelles Umfeld Industrie
Ausprägl
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Abb. 3: Dokumentation
und Bewertung von Entwicklungstrends
und
Unsicherheiten
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