CM Controller magazin 6/03
KONZEPTION EINES
RISIKOMANAGEMENT–
MODELLS
Begriffsrahmen und IT-Umsetzung
Dr. Walter Schmi tt ing ist seit 1992
wissenschaft l ici ier Mitarbeiter am
Letirstuhl von Prof. Dr. Berens. Er
wa r und ist an z a i i l r e i c t i en
Forschungs- und Praxisprojeiden
des Lei irstuhls beteiligt, so z. B. der
Ko n z e p t i o n
e i nes
Risi l<o-
managemen t -Sys t ems für eine
kleinere Akt lengesel lsci iaft. Einer
seiner Forsc i iungssc i iwerpunkte
ist das Risikomanagement .
11 wasc@wlwi .unl -muensterde
Dr Andreas Siemes Ist Geschäf ts-
fütirer der BMS Consul t ing GmbH,
Düsse l do r f . Se i ne Be r a t ung s –
schwerpunkte l iegen In den Be–
r e i chen R i s i k o c on t r o l l i ng und
Risikomanagement . In diesem Zu–
sammenhang Ist er verantwort l ich
für die Risikomanagementsof tware
RIskReporter™.
siem$$@l?ms-Qon?Mltin9.dg
von Walter
Schmitting,
Münster, und Andreas
Siemes,
Düsseldorf
Das am 1. Mai 1998 in Kraft getretene
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im
Unternehmensbereich (KonTraG) vedangt
mit Bezug auf § 91 Abs. 2 AktG von den
Vorständen deutscher Aktiengesellschaf–
ten die Einr i chtung e ines Risiko–
managementsystems. (1) Bei genauerer
Durchsicht der relevanten Literatur wird
sehr schnell die große Vielfalt der Inter–
pretationen dieser Vorschrift sichtbar
Zahlreiche Publikationen zum Thema
Risikomanagement liefern organisatori–
sche Empfehlungen oder stellen einzelne
Instrumente, wie z. B. die RiskMap, dar
Neuere Veröffendichungen beschäftigen
sich vermehrt mit der Frage der Risiko–
identifikation oder aber der Risiko–
quantifizierung (2) sowie der Verknüp–
fung von wertorientierter Unternehmens-
führung und Risikomanagement (3). Trotz
der Vielfalt an PublikaUonen zu diesem
Themenbereich ist es erstaunlich, dass
man einen ganzheitlichen, umfassenden
Modellrahmen, der eine für das Risiko–
management zweckgerechte Abbildung
der Realität zulässt, derzeit nicht aufzu–
finden vermag.
Die Relevanz einer solchen Modell-
konzepüon, mithin ihre unbedingte Not–
wendigkeit für ein Risikomanagement in
der Praxis, ist evident. So ist bspw. im
Rahmen der Einführung eines Risiko–
managements allen Beteiligten als
Grund–
lage für die Verständigung ein einheit–
licher Risikobegriff zu kommunizieren.
Davon mag es zwar viele in der Literatur
geben - allerdings findet sich keiner der
sich mit schlüssiger Kompatibilität in ein
System von Begrifflichkeiten einbettet,
die ein Risikomanagement ganzheitlich
beschreiben und strukturieren.
Der vorliegende Beitrag greift diese
Lücke auf und beschreibt in einem ersten
Abschnitt ein modelltheoretisches Grund–
konzept für das Risikomanagement. Die–
ses Konzept basiert imWesentlichen auf
den Ergebnissen einer
Zusammenarbeit
des Lehrstuhls für Betriebswirtschafts–
lehre, insbesondere Controlling, der
Univer s i t ä t
Müns t e r
mi t der
UNITEDLabels AG, Münster,
im Rahmen
des Projektes „Konzeption und Einfüh–
rung eines Risikomanagements" (4). Der
Beitrag zeigt auf, wie Unternehmen die
Grundlagen für eine eigene Konzeption
schaffen können. In diesem Zusammen–
hang werden Umsetzungshinweise für
die Schritte Risikoidentifikation und
Risikobewertung gegeben. Auf Basis des
vorgestellten Grundkonzepts eröffnen
sich weitreichende Analyse- und Steue–
rungsmöglichkeiten für Unternehmen.
Diese können jedoch nur genutzt wer–
den, wenn eine dv-technische Unter–
stützung und Implementierung des Kon–
zeptes realisiert werden kann. Die Risiko–
managementsoftware RiskReporter™der
BMS Consulting GmbH Düsseldorf bietet
eine solche Umsetzung auf Basis des an
der Universität Münster entwickelten
Konzepts. Im zweiten Abschnitt des Bei–
trages werden die Vorteile eines struktu–
rierten Risikomanagements am Beispiel
der Software dargestellt.
Modellkonzeption
Ein Modell wird immer dann herangezo–
gen, wenn ein Abbild der Realität benö–
tigt wird (5). Ein Modell für das Risiko–
management muss alle relevanten Ele–
mente einer „risikoorientierten" Rezepti–
on der Realität zweckgerecht erfassen
und strukturieren.
Im Zusammenhang mit Zielen und Aufga–
ben des Risikomanagements werden in
dem hier vorgestellten Konzept sechs re–
levante Elemente eingeführt, deren zen–
trales das „Risiko" ist (vgl. Abbildung 1).
Im Weiteren werden die Elemente beschrie–
ben und die Dependenzen und Interde-
pendenzen zwischen ihnen dargestellt.
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