Seite 44 - CONTROLLER_Magazin_2003_02

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CM Controller magazin 2/03 - Eberhard Steiner
Bauherrn werden schon den frühen
Phasen abgefragt, strukturiert und in die
Planung einbezogen. Der Target Costing-
Mechanismus sorgt für eine enge Ver–
zahnung der technischen und wirtschaft–
lichen Gesichtspunkte.
Gerade die Ausschreibungsphase ist für
das Target Costing erfolgskritisch. In die–
ser Phase werden die konkreten Kompo–
nenten ausgewählt und Preise eingeholt.
Während der Vor- und Entwurfsplanung
werden die Gesamtkosten grob definiert,
die Feinabstimmung der Kostenplanung
auf Komponentenebene erfolgt in der Aus–
schreibungsphase. Daraus ergibt sich, dass
das Target Costing in jedem Fall vor der
Ausschreibungsphase beginnen sollte.
Target Costing bietet die Möglichkeit, bei
großen Bauprojekten eine Struktur in die
unterschiedlichen Anforderungen einer
Mehrzahl von Nutzern zu bringen. Bei
der Planung größerer Verwaltungs- und
Bürobauten sind oftmals die unterschied–
lichsten, sich untereinander oder über–
geordneten Zwecken widersprechenden
Wünsche diverserAbteilungen zu berück–
sichtigen. Diese Vielzahl von Wünschen
kann über systematische, imTarget Cos-
ting-Prozess nötige Befragungen struk–
turiert und gewichtet werden. Man er–
hält dadurch intersubjektiv nachprüfbare
Aussagen zu der von einer Mehrheit be–
vorzugten Variante und zwingt zudem
dazu, die gewünschten Funktionen mit
„Nutzengewichten" zu versehen. Der
Bauherr übernimmt eine viel aktivere
Rolle als in der klassischen Planung.
Bei der Abstimmung des Budgets mit
den voraussichtlichen Kosten ergibt sich
meist ein Reduktionsbedarf. Radikal–
reduktionen können nicht zielführend
sein, da sowohl technische Zwänge als
auch die Funktionserfüllung bestimmte
Investitionen erfordern. Es muss vielmehr
eine gezielte Kostenzuordnung erfolgen.
Die Gesamtzielkosten sind für diese
Kostenallokation inoperabel, sie sind so–
mit (nur) Zwischenergebnis und Erfolgs–
maßstab. Für eine wirkungsvolle Kosten–
planung ist eine Aufspaltung des Produk–
tes in die einzelnen Funktionen und Kom–
ponenten nötig.
III. TARGET COSTING IM BAUBEREICH
- PHASENABLAUF UND INSTRUMENTE
Um die Übertragbarkeit eines Kosten–
management sys tems aus dem indu–
striellen Bereich auf den Bausektor dar–
zustellen, sei der Ablauf der Kosten–
planung und -Zutei lung phasenweise
skizziert.
1. Ableitung der Gesamtzielkosten
Die Gesamtzielkosten sind die maxima–
len Kosten des Gesamtprojekts. Die Fest–
legung der Zielkosten erfolgt zweck–
mäßigerweise im Gegenstromverfahren
(into-and-out-of-Company), d. h. es wer–
den Reduktionsbedarf und Reduktions–
möglichkeiten abgewogen. Für den Bau–
bereich ist es die einzig vernünftige Vari–
ante der Zielkostenfestlegung, da es re–
gelmäßig nicht möglich ist, eine völlige
Neuplanung bei Kostenüberschreitungen
vorzunehmen. Ein Unterschied zum her–
kömmlichen Target Costing liegt darin,
dass kein Zielgewinn eingeplant wird.
Die allowable costs stellen deshalb das
Budget des Bauherrn dar Die drifting
costs sind die Kosten, die der Planer er–
mittelt hat.
a) Ermi t t lung der drifting c o s t s
Der Planer sollte zunächst anhand der
DIN 276 die drifting costs ermitteln. Da
ein Hauptmerkmal des Target Costing
die frühzeitige Kostenbeeinflussung ist,
sollte schon mit Abschluss der Vor–
planung die Kostenberechnung erfolgen.
Die von der HOAI für dieses Stadium ge–
forderte (sehr grobe) Kosteneinschätzung
ist kaum ausreichend für ein Target Cost
Management. Die Kostenberechnung hin–
gegen ist die Entscheidungsgrundlage
sowohl über die Realisation als auch über
die Finanzierung (Locher/Koeble/Frik
1996 , S. 387) . Mit Abschluss der Vor–
planung ist der Kenntnisstand durchaus
schon ausreichend stabil für eine Kosten–
berechnung. Bei der Ermittlung der
drifting costs anhand der DIN 276 sollte
der Planer möglichst genau mittels Flä–
chen- und Raummaßen die Güterver-
bräuche der notwendigen Gewerke fest–
legen und diese mit realistischen Preisen
multiplizieren. Die Ermittlung der drifting
costs ist ein entscheidender Schritt. Sie
muss auf der Basis der einzelnen Gewer–
ke vorgenommen werden, um Fehlerquel–
len isolieren zu können. Völlig unzu–
reichend ist eine globale Kostenberech–
nung anhand von Gesamtmaßen (m^
oder gar m^) und Gesamtpr e i sen .
Korrekturverfahren dürfen nicht zur An–
wendung kommen, d. h. die ermittelten
Preise müssen nachprüfbar realistisch
berechnet werden. Diese Kosten stellen
die angenäherten Gesamtkosten des
Projektes dar. Abbildung 1 zeigt die
Kostenermittlung in Anlehnung an die
Struktur der DIN 276 , aufgespaltet für
die Tragkonstruktion. Die drifting costs
betragen in diesem Beispiel 300 . 000 Euro.
b) Vere inbarung der t a rge t c o s t s
Den drifting costs stellt man nun das
Budget des Bauherrn gegenüber (z. B.
Abb. 1: Kostenermittimg
in Anlehnung an die DIN 276
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