CM Controller magazin 2/03
den Gesamtkosten der Maßnahme erhält.
Diese Angaben entscheiden darüber, ob
das Projekt überhaupt durchgeführt und
wie es finanziert werden soll. Kosten–
steigerungen von bis zu 30 % (z. B. Löffel–
mann/Fleischmann 1990, Rn. 72, strittig)
zwischen Kostenschätzung und Kosten–
feststellung können die Finanzierung
eines Bauwerkes ernsthaft gefährden.
3. Berücksichtigung der Finanzie–
rungsmöglichkeiten des Bauherrn
Der Planer wird die von ihm ermittelten
Kosten im Wege des Gegenstromver-
fahrens mit den Kostenvorstellungen des
Bauherrn abgleichen. Diese Rückkoppe-
lung wird meistens einen Reduktions–
bedarf aufzeigen, d. h. die vom Planer
be r echne t en Kosten (im folgenden
drlfting costs
genannt) werden über den
vom Bauherrn erwarteten Kosten (im fol–
genden
allowable costs
genannt) liegen.
Eine Verringerung des Bauumfangs ( = un–
differenzierte Senkung der drifting costs)
und eine Erhöhung der Finanzkraft des
Bauherrn ( = generelle Erhöhung der
allowable costs) sind oftmals nur be–
grenzt möglich.
4. Kundenwunsch als Maßstab?
Die Wünsche des Bauherren spielen eine
entscheidende Rolle bei der Planung, je–
doch haben Architekt und Fachplaner
gegenüber dem Bauherren Informations–
vorteile bei technischen und wirtschaft–
lichen Belangen des Projektes. Den Wün–
schen des Kunden wird oftmals ein zu
geringer Stellenwert beigemessen. Die
Planung bringt dann mehr die Vorstel–
lungen des Architekten zum Ausdruck
als die des Bauherren.
Besser ist ein Einbezug der Wünsche des
Bauherrn bereits bei der Kostenzuteilung.
Dies ist sicherlich die anspruchsvollste
Lösung, doch sie garantiert eine Kosten–
zuordnung zu den Funktionen eines Bau–
werkes, die der Bauherr bevorzugt und
eine Kostenreduktion dort, wo er sie am
ehesten verschmerzen kann. Ein Instru–
ment, um diese Aufgabe zu bewältigen,
ist das Target Cost Management (Tanaka
1989 ; Seidenschwarz 1993) .
II. EINSATZMÖGLICHKEITEN DES
TARGET COSTING BEI DER PLA–
NUNG VON BAUPROJEKTEN
Die Ursprünge des Target Costing finden
sich in Japan in den 70er jähren. Es wird
erfolgreich eingesetzt, um die Kosten–
führerschaft am Markt zu erringen und
die Erfüllung der Kundenwünsche auch
kostenseitig zu berücksichtigen. Auch im
europäischen Raum bedienen sich inzwi–
schen zahlreiche Unternehmen des Ziel–
kostenmanagements, um die Produkt–
planung mit Blick auf die Kunden zu op–
timieren. Wesentlich ist es, die Kosten–
planung auf einzelne Komponenten her-
unterzubrechen (Klingler 1993 , S. 205f).
Zentrale Fragestellung des Target Cos–
ting ist, was ein Produkt kosten darf und
nicht, was es kosten wird.
Target Costing setzt demgemäß auf die
Kostenbeeinflussung in den frühen
Phasen der Produktkonstruktion, in
denen noch viele Freiheitsgrade
be
stehen, die eine Kostenoptimierung er–
möglichen (Franz 1993 , S. 125) . Target
Costing achtet dabei auf die strikte Be–
achtung der Wünsche der Kunden. Es
unterscheidet sich von einem Global–
budget im Sinne einer Baukostengarantie
dadurch, dass die Gesamtkosten ent–
sprechend des Kundenwunsches auf die
Ebene der Komponent en herab–
gebrochen werden.
Dazu wird das
Gesamtprodukt in seine einzelnen
Funktionen aufgelöst.
Dann werden
gezielt diejenigen Komponenten kosten–
seitig gefördert,
die aus Kundensicht
wichtige Funktionen umsetzen.
So wird
ein Bauherr der Funktion „Raumklima"
einen hohen Wert beimessen und des–
halb u.a. die Komponente „Fußboden–
heizung" vorsehen wollen oder ihm ist
die Funktion „Energie sparen" wichtig,
die u.a. von der Komponente „Solar–
stromanlage" unterstützt wird.
Das Target Costing ist von seinem Ansatz
her gut auf die Kostenplanung von Bau–
projekten zu übertragen. Die Konstrukti–
on neuer Produkte und die Planung eines
Gebäudes weisen entscheidende Gemein–
samkeiten auf: Bei beiden steht der Pla–
ner i.d.R. vor einer neuen, individuellen
Situation. Die vorhandene Datenbasis ist
gering und die Entscheidungssituation
ist schlecht strukturiert. Wie der Abneh–
mer eines Industrieprodukts
erwartet
der Bauherr die Bereitstellung definier–
ter Funktionen.
Diese Funktionen wer–
den von bestimmten technischen Kom–
ponenten realisiert. Wesentlich ist es also,
dass Komponenten, die wichtige Funk–
tionen umsetzen, auch kostenseitig be–
vorzugt werden. Die Anforderungen des
Bauherren an das „Produkt" Bauwerk
sind ebenso erfolgskritisch wie die Be–
achtung seiner Budgetrestriktion. Ein
möglichst hoher Nutzen für den Kunden
bzw. den Bauherren lässt sich gerade
dann erreichen, wenn durch die Aus–
schöpfung des geplanten Budgets die
individuellen Ansprüche an das Produkt
bzw. Bauwerk optimal erfüllt werden.
Die Investitionsentscheidung ist in der
Regel mit hohen Kosten verbunden und
die Entscheidung hat langfristige Aus–
wirkungen: Gebäude zeichnen sich da–
durch aus, dass sie über viele Perioden
Nutzen abgeben.
Diese Analogien sprechen für die Annah–
me, dass die in der Produktkalkulation
bekannten und bewährten Instrumente
auch auf den Bereich der Kostenplanung
von Bauprojekten übertragbar sind. Tar–
get Costing kann dabei helfen, die unten
angesprochenen Probleme zu lösen:
Ad 1: Beim Target Costing werden
Kosten
bis auf einzelne Funktionen und Kom–
ponenten herabgebrochen.
Dies ermög
licht eine genaue Kostenplanung und
Kostensteuerung. Eine Anwendung von
summarischen Korrekturverfahren ver–
bietet sich.
Ad 2:
Target Costing setzt auf frühzei–
tige Kostenplanung,
um vorhandene
Gestaltungsmöglichkeiten voll auszu–
schöpfen. Es ist ein Kostenmanagement
derfrühen Phasen (Seidenschwarz 1993 ,
S. 12) . Der Planer muss also schon zu
Beginn der Maßname eine detaillierte
Kostenberechnung erstellen.
Ad 3: Beim Target Costing wird die
Kosten–
planung aktiv vorangetrieben.
Aus
gangspunkt sind die allowable costs, aus
denen die target costs abgeleitet werden.
Die Beachtung der Budgetrestriktion des
Bauherrn und die Ausrichtung des
Kostenplans darauf hat höchste Priori–
t ä t . Durch die Dekompos i t ion auf
Komponentenebene kann der Planer di–
rekt erkennen, welche Komponenten auf
Grund der Funktionsanforderungen be–
sonderes Gewicht haben. Diese Kompo–
nenten sollten dann auch bei der Aus–
schreibung entsprechend berücksichtigt
werden, das heißt, sie sollten kostenseitig
bevorzugt werden.
Ad 4: Die
Berücksichtigung der Kun–
denwünsche
ist oberstes Ziel des Target
Costing. Dies gilt insbesondere für die
Kostenzuweisung. Die Vorstellungen des
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