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CM Controller magazin 2/03 - Eberhard Steiner
Zuordnung CM-Themen-Tableau
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A
S
T
ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN
DES TARGET COST MANAGEMENTS
bei Planung und Durchführung von Bauprojekten
von Eberhard
Stelner,
München
I. SCHWACHPUNKTE DES KOSTEN–
MANAGEMENTS VON BAUPRO–
JEKTEN
Die derzeitige Konjunkturkrise schlägt in
besonderem Maße auf die Bauwirtschaft
durch. Langfristige und kostspielige In–
vestitionen werden in Zeiten der Re–
zession verschoben oder völlig gestri–
chen. Bauprojekte sind meist mit erheb–
lichen Kosten verbunden. Für private
Haushalte stellt das eigene Heim in der
Regel die größte Einzelinvestition dar
Oftmals werden Immobilienobjekte zu
einem Großteil mit Fremdkapital finan–
ziert. Deshalb ist eine frühzeitige und
möglichst präzise Kostenplanung ein
entscheidender Faktor bei der erfolg–
reichen Realisierung. Ist die Kosten–
planung mangelhaft, scheitert die Finan–
zierung, wenn die zusätzlichen Lasten
nicht mehr aufgebracht werden können
oder es droht die Zwangsversteigerung,
wenn der Kredit nicht mehr getilgt wer–
den kann.
Kostenplanung und Kostenkontrolle
gehören zu den wichtigsten Aufgaben
eines Architekten,
[e nach Fortschritt
des Bauobjektes sind Kostenschätzung,
Kostenberechnung, Kostenanschlag und
Kostenfeststellung gemäß DIN 276 vor–
zunehmen.
Bei fehlerhaften Kosten–
e rmi t t l ungen können e rheb l i che
Schadenersatzforderungen auf den
Planer zukommen
(Locher/Koeble/Erik
1996 , S. 170ff.). Trotzdem ist die Kosten–
planung und -kontrolle oftmals unzurei–
chend.
Moderne betriebswirtschaft–
liche Methoden des Controlling finden
bei der Kostenplanung in Architektur–
büros kaum Anwendung.
Es ist aber
durchaus sinnvoll, bewährte Controlling–
instrumente auch auf Bauprojekte zu
übertragen. Allerdings ist dabei der spe–
zielle Projektcharakter zu beachten. In
diesem Beitrag soll die Übertragbarkeit
des Target Costing auf die Planung und
Ausführung von Bauprojekten dargestellt
werden. Der Fokus liegt auf der Kosten–
planung für private Bauherren, er kann
aber ohne weiteres auch für private und
öffentliche Verwaltungs- oder Industrie–
bauten erweitert werden.
Nachfolgend sollen einige strukturelle
und ablauforganisatorische Schwach–
punkte der
Kostenermittlung auf Basis
der DIN 2 7 6 aufgezeigt werden:
1. Methodik der Kostenermittlung
Bei Kostenschätzung und -berechnung
werden im Regelfall Standardpreise, die
auf Erfahrungswerten beruhen oder
Kostenrichtwerten entnommen wurden,
auf ein anhand der Planung ermitteltes
Mengengerüst projiziert (Pott/Dahlhoff
1992 , S. 181). Es steht imBelieben des
Planers, ob er Erfahrungswerte heran–
zieht oder nur pauschalierte Angaben
ma ch t (Loche r /Koeb l e /Fr i ck 1 9 9 6 ,
S. 388) . Der Kostenanschlag bezieht die
aus der Ausschreibung gewonnenen Er–
kenntnisse in die Kostenplanung mit ein,
nun erst werden reale Preise zugrunde
gelegt. Eine
Praktikermethode gegen
Dipl.-Kfm. (Univ.) Eberhard Steiner
ist Lehrbeauftragterfür Rechnungs–
wesen und Controlling an der
Fachhochschule
München,
FB Betriebswirtschaft, Am Stadt–
park 20, 81243 München
(
unerwartete Kostensteigerungen sind
summarische Korrekturverfahren, die
durch einen prozentualen Aufschlag
auf Mengen und/ oder Preise
unberück–
sichtigt gebliebene Kosteneinflussgrößen
kompensieren sollen. Sie entbehren je–
doch einer kostentheoretischen Fundie–
rung, können also ein Risiko nicht syste–
matisch verringern und erfolgen nicht
analytisch. Weiterhin kumulieren sich die
Risikoaufschläge unverhäl tnismäßig,
denn jedes Risiko wird einzeln und nicht
im Verbund berücksichtigt. Darüber hin–
aus werden Kostensenkungspotenziale
nicht antizipiert, ausschließlich negative
Gesichtspunkte finden Berücksichtigung.
Tiefergehende Untersuchungen mit In–
strumenten der Investitionstheorie (z. B.
Sensitivitätsanalysen) bleiben außen vor
2. Zeitliche Abfolge der Kosten–
ermittlung
Die gestufte Kostenplanung nach DIN 276
erhöht den Grad der Kostenzergliederung
proportional zum Baufortschritt. Das
höchste Maß an Genauigkeit ist mit der
Kostenfeststellung am Ende der Bauzeit
erreicht. Im selben Maße nehmen die dem
Planer zugebilligten Toleranzen ab. Der
Grad der Kostendefinition verhält sich je–
doch umgekehrt hierzu. So sind mit Ende
der Entwurfsplanung ein Großteil der
Kosten bereits definiert, aber außer Ho–
noraren noch keine nennenswerten Ko–
sten entstanden. Für den Bauherren ist es
aber von großer Wichtigkeit, dass er schon
sehr frühzeitig veriässliche Angaben zu
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