Seite 32 - CONTROLLER_Magazin_2003_02

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CM Controller magazin 2/03 - Thomas Schaumburg / Andreas Dassen
die Integration von Drittsystemen als
Eigenentwicklung in SAP, die Automati–
sierung einer JAS-konformen Bestands–
bewertung, Erweiterungen des Berichts–
wesens und als weiterer wesentlicher
Punkt um den Aufbau einer automati–
sierten Ergebnisdarstellung nach dem
Umsatzkostenverfahren,
2.2 Parallele Bewertung und Reporting
in der Praxis
Grundsätzlich lassen
sich
in bezug auf
die Einführung einer parallelen Bewer–
tung und Bilanzierung nach unterschied–
lichen Rechnungslegungsnormen in den
Prozessen des Rechnungswesens und
den sie unterstützenden IT-Systemen
unterschiedliche Ansätze verfolgen:
• Stichtagsbezogene Konversion von
Zahlen,
die originär entsprechend der
lokalen Rechnungslegungsnormen
(in Deutschland Handelsrecht) erfasst
wurden;
^ Umgestaltung der Werterfassung
und Wertflüsse zur Gewährleistung
einer
p e rma n e n t e n pa r a l l e l en
Reportingfähigkeit,
Die stichtagsbezogene Konversion be–
steht darin, dass man einen lokalen
Abschluss entsprechend der Anforderun–
gen aus den lAS umbewertet (Bsp, Anla–
gevermögen oder Rückstellungen) und
umgliedert (Umsatzkostenverfahren statt
Gesamtkostenverfahren), Diese Verfah–
rensweise ist insbesondere bei kleineren
Unternehmen mit einfachen Wertflüssen
vertretbar, die zudem in der Regel über
keine DV-Systeme verfügen, die eine par–
alleleWertführung zuließen, Sie empfiehlt
sich unter Kosten-ZNutzengesichts-
punkten auch dann, wenn die betreffen–
de Gesellschaft wegen der Einbindung in
einen internationalen Konzern nach lAS
Bericht erstatten muss, jedoch aufgrund
ihrer Größe nur von untergeordneter Be–
deutung für das Ergebnis des Gesamt–
konzerns ist und deshalb auch Schätz–
größen melden darf. Nicht zuletzt ist eine
Konversion für Vergangenhei tsdaten
nahezu unumgänglich.
Dieser Ansatz mag auf Anhieb einfach
und unter den oben genannten Voraus–
setzungen als durchaus effizient erschei–
nen. Es ist jedoch
zu bedenken, dass er
stets mit einer Doppelerfassung
und
meistens auch einer Umbewertung der
in den Hauptbüchern geführten Werte
einher geht und daher einen nicht uner–
heblichen periodischen Mehraufwand
verursacht. Nicht zu übersehen ist auch
der Systembruch in den Wertflüssen,
der eine lückenlose Dokumentation der
Werteherkunft und der Plausibilisierung
erschwert,
da vielfach Umbewertungs–
schritte auf Papier oder in Tabellen–
kalkulat ionsprogrammen durchge–
führt werden.
Versuche, diese periodi–
schen Aktivitäten zu automatisieren, in–
dem die notwendigen Daten aus den so–
genannten „Legacy-Systemen" in spezi–
ell entwickelte Datenbankanwendungen
hochgeladen werden, um daraus das lAS-
Reporting zu generieren, führen eben–
falls zu einem hohen Mehraufwand. Er
resultiert im wesentlichen daraus, dass
die zu verarbeitenden Daten lückenhaft
und fehlerhaft sind oder stets neue
Geschäftsvorfälle zu berücksichtigen
sind, die zu Programm- und ggf. zu
Berichtsänderungen führen.
Der zweite Ansatz, die Umgestaltung
von Werterfassung und Wertflüssen zur
Gewährleistung einer permanenten
Reportingfähigkeit nach unterschied–
lichen Rechnungslegungsnormen,
ist
dagegen von weitaus höherer Tragweite.
Er läuft darauf hinaus, die parallele Wert-
führung und das en t spr e chende
Reporting in einem Rechenwerk und ei–
nem ITSystem zu führen, um beispiels–
weise in der Lage zu sein, „auf Knopf–
druck" eine Gewinn- und Veriustrechnung
nach dem Umsatz- und / ode r dem
Gesamtkostenverfahren zu generieren.
Der Umsetzung dieses zweiten Ansatzes
bedarf es allerdings mehr als nur eines
geeigneten ITInstrumentariums wie SAP
R/ 3 . Es besteht vielmehr der Bedarf, die
Strukturen undWertflüsse im Rechnungs–
wesen so umzugestalten, dass
• un t e r s c h i ed l i c he
Be r i cht s –
strukturen und Wertansätze bereits
auf Kontenebene im Hauptbuch Be–
rücksichtigung finden
und klar von–
einander getrennt gebucht und ab–
gefragt werden können. Es muss im
Sinne eines Zweikreissystems sicher–
gestellt werden, dass zu keiner Zeit
HGB- und IAS-Weri;e auf denselben
Konten vermischt werden;
• Nebenbücher wie die Anlagenbuch–
haltung möglichst automatisch un–
terschiedliche Wertansätze wie Ab–
s chr e i bungen und Er löse aus
Anlagenabgängen in das Hauptbuch
einbuchen;
• die
Cont ro l l ing -St ruktur en
(Kos tens tel len, Geme inkos t en–
aufträge) eine saubere Zuordnung
von Werten zu Funktionsbereichen
zulassen.
Dies ist Voraussetzung für
die Aufbereitung der Aufwendungen
und Erträge nach dem Umsatzkosten–
verfahren. Darüber hinaus ist eine
Vermischung von HGB- und lAS-Wer–
ten über die i nne rbe t r i eb l i che
Le i s tungsve r r echnung
auszu–
schließen.
Ausgangspunkt dieser Umgestaltung
sollte stets eine grundlegende Über–
prüfung der verfolgten Strategie im inter–
nen und externen Rechnungswesen und
ihrer Umsetzung in der betrieblichen
Praxis sein. Vielen werden sicheriich die
hypertropischen Tendenzen gewachse–
ner Strukturen - zumal in größeren Un–
ternehmen - geläufig sein, die letztlich
dazu führen, dass Konten, Kostenstellen
oder sonstige Rechnungswesenelemente
eingerichtet und genutzt werden, deren
Daseinsberechtigung vielen nicht oder
nur vage bekannt ist oder die mit kom–
plexen Buchungs- und Berichtsabläufen
bei gleichzeitig unbedeutenden Werten
einher gehen. Da die Einführung einer
parallelen Bewertung in diesem Fall stets
auch bedeutet, dass alle Strukturen und
Abläufe darauf hin zu überprüfen sind,
ob sie zwecks Trennung der Werte ver–
doppelt werden müssen, empfiehlt sich
die Eliminierung von manch überiiefer-
tem, aber nicht wesentlichen Prozess.
Zugleich sollten die Differenzen zwischen
dem HGB- und lAS-Abschluss unter Aus–
nutzung insbesondere der HGB-Wahl-
r ech t e in Abs t immung mi t den
Abschlussprüfern auf ein vertretbares
Mindestmaß verringert werden.
Zuletzt wird man sich bei diesem Ansatz
in Abhängigkeit von der gewählten
Buchungstechnik damit auseinander zu
setzen haben,
ob die lokale oder die
internationale Rechnungslegung füh–
rend sein soll,
d. h. ob die Buchhaltung
im täglichen Ablauf
primär nach lAS
oder nach HGB bucht.
Als wichtiger
Entscheidungsparameter hat sich in die–
sem Zusammenhang die Dichte der
Berichtszei tpunkte erwiesen, da
die
Rechnungslegung, nach der am häu–
figsten Bericht zu erstatten ist, als die
Führende deklariert werden sollte
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