Seite 38 - CONTROLLER_Magazin_2003_03

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CM Controller magazin 3/03 - Thomas Kumpel / Thomas Deux
ARTIKELKENNZAHLEN
Kennzahl „Einkaufsvoiumen"
Eine Kennzahl, die aus jedem Einkaufs-
Controlling-System hervorgehen muss,
ist das Einkaufsvolumen. Sie bezeichnet
dem Namen nach
alles das, was vom
Einkaufbestellt wird.
Die Definition muss
allerdings noch etwas weitergehen und
alle Bestellungen beinhalten, die vom
Einkauf in Hinsicht auf Lieferant und Preis
prinzipiell beeinflusst werden können.
Durch diese Ergänzungen werden auch
alle Bestellungen berücksichtigt, die über
vereinfachte Prozesse direkt durch die
Bedarfsträger bestellt werden, für die der
Einkauf vorher jedoch Lieferanten freige–
geben und Preise verhandelt hat. Als
Beispiele können hier der Einkauf von
Hilfs- und Betriebsstoffen, Büromaterial
oder Kanban-Systeme genannt werden.
Als Einkaufsvolumen soll jedoch nicht
die Summe aller Bestellungen in das Con–
trolling-System einfließen, sondern die
Summe der zu den Bestellungen gebuch–
ten Rechnungen. Somit werden neben
den tatsächlich
b e r e c h n e t e n
Preisen auch ,
Preisveränderung
wie in Abbil–
dung 2 darge–
stel l t ,
die
Be s cha f f ungs –
n e b e n k o s t e n ,
Nachlässe und
Skonti in den
Auswertungen
berücksichtigt.
ren, auf die entsprechende Bestellung
gebucht werden.
Die wichtigste Aufgabe dieser Kennzahl
ist es, Einkaufsaktivitäten nach Waren–
gruppen und Pr oduk t i ons s t ä t t en
gruppiert darzustellen.
Kennzahl „Preisveränderung"
Um die Leistung des Einkaufs zu messen,
wird vielfach ein Zwei-Perioden-Vergleich
der Einkaufspreise durchgeführt. Hierbei
darf aber nicht nur der absolute Preis
verglichen werden, sondern immer das
gesamte Einkaufsvolumen. Vergleicht
man das Einkaufsvolumen zweier
Perioden, können Volumenänderungen
auch durch steigende oder sinkende
Bedarfe hervorgerufen werden. Um die–
sen Effekt aus der Berechnung der Preis–
veränderung herauszurechnen, dürfen
die Einkaufspreise nicht mit den Mengen
aus der jeweiligen Periode multipliziert
werden. Stattdessen sollten die Preise aus
den beiden Perioden, wie in Gleichung 1
dargestellt, jeweils mit der Menge der
aktuellen Periode multipliziert werden.
summiert, sondern wie in Gleichung 2
dargestellt, für jede Verdichtungsstufe
einzeln errechnet werden. Lediglich die
absolute Preisveränderung lässt sich für
die Darstellung in verschiedenen Ebenen
summieren.
Laut Buchholz muss die Einkaufspreis–
veränderung zusätzlich noch um Volu–
men-, Marktpreis- und Währungseffekte
bereinigt werden, da diese nicht vom
Einkauf beeinflussbar sind (vgl. Buchholz,
1999 , S. 52ff.). Diese Effekte können je–
doch nur eingeschränkt direkt im Con–
trolling-System berücksichtigt werden, da
sie schwer zu ermitteln sind. Vielmehr
müssen sie für einzelne Artikel zum Bei–
spiel im Jahresbericht des Einkaufs dar–
gestellt werden.
Der Vergleich von Preisen verschiedener
Perioden birgt jedoch wie jeder Zeit–
vergleich die Gefahr
überhöhte Preise
mit überhöhten Preisen zu vergleichen
und somit die schlechte Leistung des
Einkaufs zu gut zu bewerten.
Theore–
tisch könnten die Preise auch mit durch–
schnittlichen Marktpreisen verglichen
werden,
dies ist in der Praxis allerdings
Preisveränderung in %:
p'-'-x'-p'-x'
p'-'-x'-p'-x'
^ P ' " - P '
„ ' - 1
: Preis der Vorperiode
p'
:
Preis der aktuellen Periode
x'
:
Menge der aktuellen Periode
Gleichung 1: Preisveränderung
eines Artikels
Angebo t sp r e i s
+ Zus ch l äge
- Raba t t e und Bon i
= Bes te l l pre i s
- Nach l ässe und Skon t o
•(- Fracht , Ve r packung . . .
= Rechnungsp r e i s
Abb. 2. Ermittlung des
Rechnungspreises
Durch die Einbeziehung aller zur Bestel–
lung gebuchten Rechnungsbelege wird
außerdem sichergestellt, dass der Preis
immer dem tatsächlich bezahlten Betrag
entspricht, auch wenn zum Beispiel nach
einer Reklamation nachträglich eine Gut–
schrift gebucht wird. Dies setzt aber vor–
aus, dass in der Buchhaltung konsequent
alle Belege, die zu einem Material gehö-
Statt die Preise mit der Menge x' der aktu–
ellen Periode zu multiplizieren, könnten
sie auch mit der Menge x'^ der Vorperiode
multipliziert werden. An der prozentua–
len Preisveränderung ändert sich nichts,
da die Menge hierauf keinen Einfluss hat.
Die absolute Preisveränderung gibt je–
doch nicht mehr die durch den Einkauf
für diese Periode erziel te Preis–
veränderung, sondern die fiktive Ein–
sparung an, wenn in der aktuellen Pe–
riode dieselben Mengen wie in der Vor–
periode abgenommen worden wären. Für
den Vergleich von zwei Perioden mit–
einander ist die zweite Variante nicht
sinnvoll.
Um die Preisveränderung von mehreren
Artikeln in einer höheren Verdichtung zu
ermitteln, ist darauf zu achten, dass nicht
die prozentualen Preisveränderungen
in der Regel nicht durchführbar Als Nä–
herungswert für den Marktpreis könnte
ein Durchschnittspreis der eingegange–
nen Angebote verwendet werden. Aller–
dings müsste die Anzahl der Angebote
sehr hoch sein, um ein statistisch aus–
sagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Diese
Variante erweist sich ebenfalls nicht als
sinnvoll, da der Einkäufer durch die ge–
zielte Auswahl von teureren oder billige–
ren Lieferanten die Darstellung stark
beeinflussen kann (vgl. Arnolds, 2001 ,
S. 455) .
Um die Preisveränderung als Preisindex
über einen längeren Zeitraum darzustel–
len, sollte ein
Warenkorb von A-Artikeln
gebildet werden. Darin befinden sich die
Artikel, die mögl ichst über den zu
betrachtenden Zeitraum konstant im
Warenkorb verbleiben. Bei der Ermittlung
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