Seite 89 - 2002-06

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LITERATURFORUM
Controller magazin 6/02
Auf ein Wort
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich begrüße Sie herzlich zur letzten Ausgabe in diesem |ahr
Ich habe wieder versucht, Ihnen eine Mischung aus derzeit aktuell diskutier–
ten und praxisrelevanten Themen sowie visionären Ausblicken zusammen–
zustellen. Wir müssen einerseits die Gegenwart bewältigen und uns anderer–
seits auf die Zukunft vorbereiten - hierzu will das Literaturforum etwas
beitragen. Vorbereiten müssen wir uns neben Basel II und andere Themen
insbesondere auf lAS/IFRS - dem neuen europäischen Standard der Rech–
nungslegung. Auf einer Tagung der bekannten Schmalenbach-Gesellschaft,
einer ganz bedeutsamen betriebswirtschaftlichen Instanz, war u. a. von
dramatischen Veränderungen im Rechnungswesen die Rede. Daher widme
ich dieser Thematik im Interesse vieler Kolleginnen und Kollegen breiten
Raum, zumal ich aus der eigenen Einarbeitung in diese Thematik um die
Schwierigkeiten der Einführung und Umstellung weiß.
So habe ich für diese Ausgabe für Sie vorbereitet die Rubriken:
* In der Diskussion: Einfach managen
* Aktuelles aus der Controlling-Diskussion
* Neue Fachlexika
^ Basel II • Perspektivenwechsel
^ Corporate Governance
^ Internationales Management und Beteiligungsmanagement
* lAS / IFRS - der neue europäische Standard der Rechnungslegung
••• Organisation und DV-Revision
^ Controller/innen persönlich
* Neuauflagen
In der Diskussion: Einfacli managen
Brandes, Dieter: Einfach managen
Frankfurt/Wien: Wirtschaftsverlag Carl Überreuter 2002 -176 Seiten - € 12,90 (D)
Autor und Konzeption
Dieter Brandes war Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrates von ALDI Nord. Heute ist er selbständiger Berater für Strategie. In diesem
Buch geht es um - so der Untertitel - „Klarheit und Verzicht • der Weg zum Wesentlichen".
Inhaltsüberblick
Einfachheit IST der andere Weg - Einfachheit und Komplexität - Warum machen wir es nicht einfach? - Was brauchen wir für die Einfachheit?
- Konkrete Anleitungen für die Praxis - Anhang (Checklisten, Literatur- und Quellennachweis).
Anmerkungen
Das Buch erweist sich als mehrfache Herausforderung. Einfachheit, so der Autor braucht Klarheit, Dezentralisation und gesunden Menschen–
verstand. So setzt sich Brandes damit auseinander, was der Einfachheit entgegen steht. Beispielsweise verweist er auf die Unternehmenskultur
und zitiert u. a. Herb Kelleher Chef und Gründer von Southwest-Airlines mit „Es ist interessant, die Leute von anderen Firmen besuchen uns und
sagen, sie wollten eine ähnliche Unternehmenskultur wie bei uns aufbauen. Wir erzählen ihnen, dass wir einfach nur die Leute richtig behandeln.
Aber das klingt zu einfach. Sie suchen nach etwas Komplexem. Sie glauben es nicht". An anderer Stelle behandelt der Verfasser die
„Komplexitätstreiber" und sieht mit einer eindrucksvollen Argumentation die Angst als Komplexitätstreiber Nr 1. Dabei geht Brandes näher auf
die Veröffentlichungen von Felix von Cube ein, der auf dem Congress der Controller 2002 einen sehr gut aufgenommenen Vortrag hielt. Offen
bleibt, wie weit der Leser ihn in der Sachauseinandersetzung folgt. Der ernsthafte Leser wird angeregt, vielleicht auch provoziert, sich zu fragen,
ob seine Prozesse und Methoden usw. der kritischen Belastung standhalten oder Änderungen erfordern. Beispielsweise heißt es, Planungs- und
Budgetierungsprozesse seien der Ausdruck von Unsicherheit und mangelndem Vertrauen der Unternehmensleitungen in ihre Mitarbeiter Im
Streben nach Einfachheit im Sinne von Brandes braucht man auch keinen Controller denn - so der Autor - das fähige Management brauche
keine Controller als Managementservice. Die Schwäche des Buches liegt in der undifferenzierten und generellen Übertragung von ALDI-
Verhältnissen. Es ist fraglich, wieweit komplexe Unternehmen auf ein „ALDI-Maß" zurecht geschnitten werden können. Gleichwohl ist das Buch
recht lesens- und diskussionswert, weil es zum einen die Hemmnisse auf dem Weg zur Einfachheit bewusst macht und andererseits so manches
moderne Managementkonzept kritisch hinterfragt und vielerlei als Scheinlösung entlarvt. Das Buch hinterlässt nachdenkliche, fragende und
auch widersprechende Leser
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