Seite 69 - 2002-06

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Controller magazin 6/02
RATING AUS
BANKENSICHT
- Entwicklungstendenzen
vor dem Hintergrund von
Basel II
Torsten Peuker t , Management Con–
sultant im Bereich Banking & Finance
der SYNCWORK AG Managemen t –
beratung und Informat ionstechnologie,
Berlin und Dresden, mit den Themen–
schwe r punk t en Ri s i komanagemen t ,
Organisat ionsentwicklung und Prozess–
opt imierung sowie Bankenaufsicht
Dipl . -Kfm. Stephan Fleischer, Senior
Consultant im Bereich Banking & Finance
der SYNCWORK AG Berl in mit den
Themen Organisat ionsentwicklung und
P r o z e s s op t i m i e r ung sow i e Kr ed i t –
geschäf t , Risikomanagement , Rat ing
und Neue Ba s e l e r E i g e n k a p i t a l –
vereinbarung (Basel II)
von Torsten
Peukert
und Stephan
Fleischer;
Vortrag vor dem Controller-Arbeitskreis Südbayem des
Internationalen Controller Verein eV ICV; Arbeitskreisleiter Dipl.-Kfm. Franz
Ederer,
Fürstenfeldbruck
Die gegenwärtig in der Kreditwirtschaft
unter dem Stichwort „Basel I I " geführte
Diskussion über neue
internat ional gül–
t ige Eigenkapi tal standards für Banken
wi rd in den nächsten lahren nicht nur
innerhalb der Kreditwirtschaft zu gravie–
renden Veränderungen führen, sondern
auch spürbare
Auswi rkungen auf die
Kredi tkunden
haben. Eine dieser Aus–
wi rkungen ist, dass im Rahmen der Ge–
schäftsbeziehung zu einer Bank künf t ig
dem Rating eine zentrale Bedeutung zu–
kommen wi rd.
Stichwort „Basel II"
Ein Kernelement des Bankaufsichtsrechts
sind Regeln über das notwendige Eigen–
kapi tal von Banken, mi t denen die mi t
Bankgeschäften vorbundenen Risiken
begrenzt werden. Die internationale Ko–
ordinierung dieser nationalen Vorschrif–
ten erfolgt im Baseler Ausschuss für
Bankenaufsicht, in dem die nat ionalen
Aufsichtsbehörden einheiüiche interna–
tionale Standards vereinbaren. Deutsch–
land ist im Baseler Ausschuss für Banken–
aufsicht mi t Vertretern des Bundesauf–
sichtsamtes für das Kreditwesen und der
Deutschen Bundesbank vertreten.
Im lahr 1988 wurden in dem Baseler
Eigenkapitalakkord (Basel 1) erstmals ein-
heiUiche internar ionale Eigenkapi tal–
standards für Banken festgelegt. Die hohe
Zahl Produkt innovat ionen in den 90er
lahren insbesondere im Bereich der deri–
vativen Finanzinstrumente erzwang eine
pe rmanen t e Mod i f i ka t i on der ent–
sprechenden Begrenzungsvorschriften
und Kontrollkonzepte. Im Hinbl ick auf
den dami t verbundenen Zei taufwand
konnten die Aufsichtsbehörden der Dy–
namik der Finanzmärkte nicht mi thal ten.
Die Entwicklung von Mindeststandards,
innerhalb derer die Banken ein weit–
gehend autonomes Risikomanagement
betreiben können, war deshalb nur eine
Frage der Zeit.
Seit 1999 läuft auf Grundlage des ersten
und zweiten Konsultationspapiers eine
öffentl iche Diskussion über die
kom–
pl et te Neuf as sung der internat ional en
Eigenkapi tal standards im Rahmen der
N e u e n Ba s e l e r Ei genkap i t a l vere i n–
barung (Basel II).
Derzeit wi rd an der
Erstel lung des dr i t ten Konsul tat ions–
papiers gearbeitet, das im Laufe des lah–
res 2002 vorgelegt wi rd.
Für die Umsetzung der Basel Il-Regelun-
gen in Deutschland ist
folgender we i te–
rer Zeitplan
vorgesehen:
bi s Ende 2 0 0 2
Veröf fent l ichung des dr i t ten Konsul–
tationspapiers mi t anschließender Dis–
kussion (3. Konsultationsrunde);
2 0 0 3
Veröf fent l ichung der Neuen Baseler
Eigenkapitalvereinbarung, anschließend
Erstumsetzung in europäisches, dann in
nationales Recht als KWG-Novelle;
2 0 0 5
Inkrafttreten der Baseler Eigenkapital–
vereinbarung.
Das
gegenwär t i g di skut i erte zwe i t e
Konsul tat ionspapier bas i ert auf drei
Säulen:
• Die erste Säule def iniert Mindest-
eigenkapitalanforderungen, die ab–
hängig sind vom Kreditrisiko und
dem operationei len Risiko. Definiert
we r den Ve r f ah r en zur Risiko–
messung (Anbindung an ein exter–
nes Rating oder Implement ierung
eines internen Ratings), Verfahren zur
R i s i komi nde r ung (Si cherhe i ten,
Nett ing, Kreditderivate) und Vorga–
ben zur Risikosteuerung (Umgang
mi t Kreditportfol ien und Klumpen–
risiken). Neu ist der Begri ff des
operationei len Risikos. Definiert wer–
den Anforderungen an ein entspre–
chendes Risikomanagementsystem
(Ri s i koermi t t lung, Risikobehand–
lung, Risikocontrolling).
• Die zweite Säule definiert das Über–
prüfungsverfahren durch die Auf–
sichtsbehörden für die Verfahren, die
bei den Banken im Rahmen der er–
sten Säule zum Einsatz kommen.
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